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Kriminalität Enkeltrick: Betrüger erbeuten Millionen

Betrüger lauern hinter jeder Ecke. Manchmal auch am Telefon. Oft muss sich die Polizei im Burger Revier mit Internet-Kriminalität befassen.

Von Falk Heidel 28.03.2017, 01:01

Burg/Genthin l Enkeltrick, ein harmlos klingender Begriff für organisiertes Verbrechen. Mit dieser Masche ergaunern Betrüger jedes Jahr mehrere Millionen Euro - ausschließlich von Rentnern. Sie rufen an, setzen ihre betagten Opfer unter Druck. Die Kriminellen sind gut sehr organisiert.

Mit den Worten „Rate mal, wer hier spricht“ oder ähnlichen Formulierungen rufen Betrüger bei meist älteren und allein lebenden Personen an, geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, beispielsweise ein Unfall, ein Auto- oder Computerkauf. Die Lage wird immer äußerst dringlich dargestellt. Oft werden die Betroffenen durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt. Sobald das Opfer zahlen will, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt.

Zwölf Enkeltrick-Versuche wurden im Vorjahr im Polizeirevier angezeigt. Laut Sprecher Thomas Kriebitzsch ist die Dunkelziffer sehr viel höher. Kriebitzsch zufolge gibt es noch immer die betrügerischen Gewinn-Versprechen: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben in der Lotterie ein Haus in der Türkei gewonnen.“ Kriebitzsch: „Oft setzt bei solchen Anreizen der Verstand aus. Die Opfer hinterfragen nicht, dass sie an gar keinem Gewinnspiel teilgenommen haben und überweisen vorschnell 5000 Euro Gebühren an die Betrüger.“

Ähnliche Fälle gibt es im Autohandel, wo Schnäppchen weit unter Listenpreis angeboten werden oder wenn für ein Schnäppchen aus dem Ausland schnell 800 Euro Zollgebühren überwiesen werden sollen.

Solche und ähnliche Betrugsfälle hatten die Polizisten im Jerichower Land 469-mal auf dem Tisch. Immerhin: „333 Fälle konnten wir aufklären“, sagt Ralf Schmidt vom Burger Polizeirevier bei der Vorstellung der Statistik für das Jahr 2016. Im Vergleich zu den Vorjahren sind es deutlich weniger Fälle: „Da verlagert sich einiges in Richtung Internet“, sagt Schmidt.

70 Fälle bearbeiteten die Beamten unter der Rubrik Computer-Kriminalität. Bei den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte Schadsoftware: Viren, Würmer, Trojaner – Schadsoftware ist der Überbegriff für feindselige Computerprogramme, die zunächst unbemerkt Schaden anrichten. Beispielsweise übernehmen Internetkriminelle mithilfe von Schadsoftware die Kontrolle über Benutzerkonten, spionieren Daten aus oder versenden automatisch infizierte Emails an Kontakte im Adressbuch.

Wichtig ist, stets einen aktuellen Virenschutz zu verwenden und regelmäßig Sicherheitslücken im Betriebssystem durch Aktualisierungen zu schließen. Außerdem sollten Anwender bei unerwünschten Emails und beim Herunterladen von Dateien aus dem Internet besonders vorsichtig sein. Ralf Schmidt zufolge hat die Polizei fast die Hälfte aller angezeigten Fälle aufklären können.

Sachbeschädigungen:

710 Anzeigen gab es 2016 unter dem Begriff Sachbeschädigung. Zu dieser Kategorie gehören das Zerstechen von Autoreifen, der Silvesterknaller im Briefkasten, Autolack zerkratzen, aber auch Vergehen an Tieren. Größter Block unter den Sachbeschädigungen sind die Graffiti-Schmierereien. Hier haben die Polizisten von 117 Fällen 40 aufgeklärt.

Rauschgiftdelikte:

296 Rauschgiftdelikte bearbeitete die Polizei im Jerichower Land. Zum Beispiel ist in der Region Crystal Meth weit verbreitet.

Die chemisch hergestellte Droge löst Euphorie aus, kostet nicht viel, sorgt aber auch dafür, dass Abhängige in Extremfällen aussehen wie Darsteller aus Zombie-Filmen. Das Mittel wird vom Konsumenten meist geschnupft oder inhaliert. Die Droge macht sehr schnell aggressiv – und abhängig.

Dagegen wird die Partydroge Ecstasy in Pillenform oder in Kapseln angeboten. Konsumiert werden im Landkreis aber auch die Klassiker wie Haschisch und Marihuana. Letzteres wird auch als Gras bezeichnet, es handelt sich um die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. Haschisch ist das gesammelte und meist gepresste „Harz“ der Hanfpflanze.

Dass die polizeiliche Aufklärungsquote bei fast 100 Prozent liegt, ist der Tatsache geschuldet, dass die Beamten meist Rauschgift finden, das die Besitzer bei sich tragen. Die Anzahl der Rauschgift-Delikte hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich geändert.

Sexuelle Gewalt:

36 Straftaten rechnet die Polizei zur sexuellen Gewalt. Hier gibt es eine erfreulich fallende Tendenz. Vor zwei Jahren waren es noch 50 Fälle. „Unter anderem arbeiten wir auf diesem Gebiet sehr gut mit dem Burger Frauenhaus zusammen. Das trifft auch auf den Weißen Ring zu“, erklärt Revierleiterin Nadine Raabe-Goldermann. Sie sagt aber auch: „Der Rückgang solcher Straftaten lässt sich aus polizeilicher Perspektive nicht erklären.“

5918 Straftaten hat das Polizeirevier im vergangenen Jahr bearbeitet. Gut die Hälfte aller Fälle (3532) haben die Kriminalisten laut eigenen Angaben aufgeklärt. In mehr als 2600 Fällen haben sie der Staatsanwaltschaft Stendal einen oder mehrere Verdächtigen präsentiert. Die Anzahl der entsprechenden Delikte hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.