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Schockbilder Eine Packung Gruselfaktor, bitte!

Seit dem 20. Mai müssen Zigarettenhersteller Schockbilder wie verfaulte Zähne und schwarze Raucherlungen auf den Packungen abdrucken.

Von Juliane Just 27.05.2016, 11:29

Burg l Im Kampf gegen den Qualm: Schon in wenigen Wochen werden die ersten Zigarettenpackungen mit Schockbildern im Handel verkauft. Anstatt den bisher üblichen Warnhinweisen wie „Rauchen kann tödlich sein“ sind dann auch Bilder von faulenden Raucherbeinen, schwarzen Zahnstümpfen und zerfressenen Lungen zu sehen. Doch werden durch diese Bilder wirklich weniger Menschen rauchen?

Seit dem 20. Mai sind die anstoßenden Fotos auf Zigarettenpackungen laut EU-Tabakrichtlinie Pflicht. Die alten Verpackungen dürfen jedoch noch ein Jahr verkauft werden. „Die Umstellung wird relativ schnell erfolgen“, sagt Jan Eiglmeier von der Drogenberatungsstelle in Burg. Die Bilder und Warnhinweise müssen laut der Richtlinien auf der Vorder- und Rückseite der Schachtel platziert sein und müssen zwei Drittel der Packung einnehmen.

Laut der Burger Drogenberatungsstelle raucht etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung. „In den letzten Jahren hat sich die Raucherquote rückläufig entwickelt“, so Eiglmeier. Dass die Bilder einen langjährigen Raucher zum Umdenken bewegen, denkt er nicht. „Wir sprechen hier von einer Sucht, die befriedigt werden muss. Da werden Schockbilder nichts ändern“, erklärt er.

Die Gruselbilder sollen vor allem junge Menschen davon abhalten, mit dem Rauchen zu beginnen. „Die Bilder könnten durchaus einen Einfluss auf Jugendliche haben“, sagt Eiglmeier. Gerade jungen Menschen sei ein Trend zum Nichtrauchen zu beobachten. „Die Schockbildern allein schaffen keine Abhilfe. Suchtprävention und Aufklärung sind wichtig“, erklärt er.

In Ländern wie den USA, Australien und Spanien gehören die Fotos bereits zum Alltag. „Die Raucher werden sich an die Bilder gewöhnen“, sagt Passantin Corinna Mekkelsen. Sie kennt die Schockpackungen bereits aus Spanien, wo sie 15 Jahre gelebt hat. Insgesamt 42 Gruselbilder gibt es, die pro Jahr gewechselt werden. „Die Richtlinie könnte auch negative Folgen haben, wenn die Schachteln zu Sammelobjekten werden“, warnt Eiglmeier. Dass das möglich ist, bestätigt Passant Reiner Heyder. „Wie bei Pokemon-Karten“ würden manche sich auf einen Sammelspaß freuen, sagt der Burger. Eher schocken könnte Raucher, selbst krank zu werden oder mit einem Raucher mit Besundheitsschäden Kontakt zu haben, findet

In den Burger Lotto-Läden wird bereits umgerüstet, damit die anstoßenden Fotos die Kundschaft nicht vertreiben. „Die Firmen liefern Etiketten, die vor die Schachteln gesteckt werden, damit die Bilder verdeckt sind“, sagt Jeannette Meinecke vom Lotto-Laden am Magdalenenplatz.

Außerdem könnten mit den neuen Schachteln auch Zigarettenetuis erhöhten Absatz finden.

Eine Veränderung des Rauchverhaltens geht laut der Drogenberatungsstelle meist einher mit einer Preissteigerung oder einer Erkrankung aufgrund des Rauchens. Das sieht auch Lotto-Laden-Besitzerin Irina Muschik so: „Ich denke, dass die Menschen das Rauchen eher wegen des stetig steigenden Preises aufgeben und nicht wegen der Bilder.“ Insgesamt 40 Prozent des Umsatzes macht der Verkauf von Zigaretten in dem Laden an der Oberstraße aus, im größeren Geschäft am Magdalenenplatz sind es sogar 60 Prozent.

Ob faulende Zähne, verteerte Lungen oder eiternde Abszesse auf den Zigarettenschachteln den Negativtrend beim Rauchen verstärken, ist schwer zu sagen. Raucher, die weitermachen wollen, fühlen sich vom Gesetzgeber zu Unrecht an den Pranger gestellt. Schließlich verdient der Staat viel Geld mit der Tabaksteuer, findet Dietmar Schönfelder, Inhaber der Raucherkneipe Ihlerausch. „Wer rauchen will, raucht auch trotz der Bilder oder überklebt die Fotos einfach“, sagt er.

Passant Achmet Angelo drückt es noch drastischer aus: „Wenn die deutsche Regierung nicht will, dass geraucht wird, dann sollen sie es ganz verbieten.“