1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. „Paul“ versetzt in Todesangst

Sturm „Paul“ versetzt in Todesangst

Viel Schaden hat Sturmtief „Paul“auf dem Campingplatz am Plattensee angerichtet Das Sommerfest am 15. und 16. Juli wird trotzdem gefeiert.

05.07.2017, 23:01

Dannigkow l Kioskbetreiber Norbert Köllner war gerade mit Abwaschen beschäftigt und stand mit dem Rücken zur Theke seines Imbisswagens, als Sturmtief „Paul“ am Campingplatz „Plattensee“ bei Dannigkow zu wüten begann. „So schnell konnte ich gar zumachen, wie das losgegangen ist.“ Wind und Regen peitschten, Bäume stürzten um und Äste fielen herunter. „Man hat gedacht, die Welt geht unter.“

In dem Chaos meldete sich eine junge Frau bei Norbert Köllner. Bäume seien auf einen Wohnwagen gestürzt und die Leute wären noch drin. Der Kioskbetreiber zögerte nicht und kämpfte sich zwischen den umgestürzten Bäumen zum Wohnwagen vor. „Uns ist nichts passiert“, meldeten sich die Bewohner bei ihm. Aber weil der Strom geblitzt habe, ging er lieber noch einmal los und stellte die Stromversorgung ab. „Überall lagen Bäume. Hier ist keiner auf den Platz rauf- oder runtergekommen. Wir waren eingesperrt“, berichtete Norbert Köllner. Er erlitt aufgrund all der Aufregung einen Hörsturz. Ein paar Tage dauerte es, bis sein Gehör wieder normal funktionierte. „Das wichtigste ist, dass keine Menschen verletzt wurden. Das andere kriegen wir wieder hin.“

Dass die Bewohner des Wohnwagens mit einem Riesenschrecken (und Schock) davon gekommen sind und nicht ernsthaft verletzt worden sind, grenze an ein Wunder, sagte Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein, als er am Dienstag gemeinsam mit Karsten Fiedler, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Gommern, die den Campingplatz für die Stadt verwaltet, den Stand der Aufräumarbeiten in Augenschein nahm.

Der Campingplatz ist seit einer Woche wieder geöffnet und der Plattensee lädt zum Baden ein, aber noch ist viel aufzuräumen.

Links und rechts des Weges liegen die Kiefernstämme zwischen den Bäumen. Die Wohnungsgesellschaft konnte eine Firma mit Harvester gewinnen, die das Holz professionell birgt und abtransportiert. Um die ersten Schäden zu beseitigen war anfangs auch die Feuerwehr vor Ort gewesen.

„Gleich nach dem Sturm am Donnerstag und dann am Freitag haben wir mit den Aufräumarbeiten begonnen“, sagte Karsten Fiedler. Das Gebiet „E“ mit den Wohnwagen habe es am schlimmsten getroffen, dagegen seien bei den Bungalows nur wenige Schäden zu verzeichnen gewesen.

Der Schaden für die Stadt ist enorm. Zum einen müssen die Aufräumarbeiten finanziert werden, zum anderen entstand ein erheblicher Nutzungsausfall, weil Buchungen storniert werden mussten. Die Buchungslage vor Sturmtief „Paul“ hatte gut ausgesehen.

Noch stehen gefährdete Bäume auf dem Campinplatz, weshalb dieser noch nicht komplett freigegeben wurde. „Aber die technischen Möglichkeiten sind erschöpft“, setzte Karsten Fiedler hinzu. Das heißt, es gibt Stellen an denen der Harvester nicht herankommt. Beispielsweise ganz in der Nähe des völlig zerstörten Wohnwagens. Dort liegt eine Kiefer in der gegabelten Krone einer zweiten. Hier werden Fachleute gebraucht, die den Baum per Hand abtragen können. „Fachfirmen zu finden, ist im Moment nicht leicht, weil die Region so sehr getroffen wurde.“

Einige Dauercamper wollen dem Campingplatz am Plattensee den Rücken kehren. Hans Saak gehört nicht dazu. „Aber wenn wir während des Sturms hier gewesen wären, wäre es das für mich gewesen“, sagte seine Frau. Auch jetzt fiele ihr der Abschied leichter als ihrem Mann. Dass sie verpassten, wie „Paul“ über den Campingplatz zog, an dem sie seit 43 Jahren die warmen Monate verbringen, war reiner Zufall: „Ich lag krank im Bett, sonst wären wir längst losgefahren.

Von Todesangst haben ihre Freunde vom Campingplatz berichtet, die „Paul“ vor Ort erlebt haben.

An drei Tagen halfen Kinder und Enkelkinder bei Familie Saak, damit ihre Stellfläche wieder ordentlich aussieht. Sorgen machen sie sich wegen einer Kiefer schräg gegenüber, die ziemlich schief steht. „Kann der Baum nicht auch weg, wenn jetzt einmal die Technik da ist?“ Karsten Fiedler versprach, dass sich der Fachmann den Baum ansehen wird.

Als sie vor gut vier Jahrzehnten mit dem Camping in Dannigkow begonnen haben, seien die Kiefern gerade einmal mannshoch gewesen, berichtete Hans Saak. Sollte man die Bäume vielleicht komplett roden? Oder würde das den besonderen Charme des Campingplatzes zerstören?

Das Vorhaben, in diesem Jahr den Campingplatz stärker zu bewerben, muss die Stadt in das nächste Jahr verschieben. Zum einen sind die Schäden viel zu groß, um gerade Werbung machen zu können. Zum anderen wird alles Geld benötigt, um die Schäden zu beheben.

Dass der Campingplatz, das Strandbad und der Spielplatz weiterhin einen Besuch wert sind, soll am 15. und 16. Juli das Sommerfest am Plattensee unter Beweis stellen. Die Dauercamper hatten sich nach Sturmtief „Paul“ für das Fest ausgesprochen, das schon vorher geplant war, und wollen auch mithelfen. Das Programm ist vielfältig: Bungeespringen, Ponyreiten, Karussellfahren, Hüpfeburg, Tischtennis- und Volleyballturnier, Kindermalwettbewerb, Aalräucherei, Männerchor Gommern und anderes mehr.