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Zukunftstag Wenn Frauen Soldaten werden

Die Vorbereitungen für den Zukunftstag am 27. April laufen auf Hochtouren. Vier Soldatinnen aus Burg erzählen über ihre Berufserfahrung.

Von Thomas Skiba 19.04.2017, 23:01

Burg l Jede der vier Frauen würde diesen Weg wieder einschlagen. „Dieser Beruf verbindet Mensch, Technik und Natur – das gibt es selten“, bekennt Korvettenkapitän Kerstin Stösser, die zuständige Pressesprecherin des Bataillons. „Mich hat die Technik fasziniert, und die Herausforderung einen Männerjob zu machen.“, sagt die Burgerin Anna-Maria Paasche (26). Die Hauptgefreite und Unteroffiziersanwärterin Paasche, seit 15 Monaten Soldatin, ist zuständig für die Bereitstellung, Lagerung und Verteilung von Munition, Kraftstoff und Verpflegung im zweistelligen Millionen-Bereich. Um diese verantwortungsvolle Aufgabe zu meistern, lässt sich die gelernte Restaurantfachfrau Paasche, neben ihren militärfachlichen Lehrgängen, zur Lagerlogistikerin ausbilden.

Die Bundeswehrgarnison Burg, mit dem Logistikbataillon 171 „Sachsen-Anhalt“, mit cirka 1100 Soldaten, als einer der größten Arbeitgeber für junge Frauen und Männer in der Region, öffnet am Donnerstag nächster Woche zum Zukunftstag ihre Tore, um die Werbetrommel als attraktiver Arbeitgeber zu rühren. Die Einladung zum Besuch des Burger Hausbataillons richtet sich an alle Schüler der 9. und 10. Klassen.

Mit über 60 verschiedenen zivilen Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten, im technischen und nichttechnischen Bereich bietet die Bundeswehr auch für Frauen Tätigkeitsfelder, die nur wenige Arbeitgeber in der Region in dieser Form und diesem Umfang bieten können. Von der Ingenieurin bis zur Disponentin im Bereich Lagerlogistik - Soldatinnen und zivile Mitarbeiterinnen der Bundeswehr werden an ihrem persönlichen Beispiel, ihre vielfältigen Aufgaben den Schülern vorstellen.

Am Zukunftstag kann man Anna-Maria Paasche an der Station „Leben im Feld“ begegnen: „Ich fand das Leben im Feld schon immer interessant und spannend. Schießen, marschieren, Stellung bauen ist genau meins.“

Die Schule hatte großen Anteil daran das Anna-Maria Paasches Vorgesetzte, Hauptfeldwebel Ulrike Freistedt (30) aus Magdeburg, den Soldatenberuf ergriff: „Es war meine Geschichts- und Ethiklehrerin.“ So ermuntert, beschäftigte sich Freistedt mit der Thematik „Frauen und Militär“. Mit ihrer Einschätzung lag die Ethiklehrerin richtig. Freistedt bekennt: „Ich stand schon immer in der ersten Reihe, war Klassensprecherin und somit ist Soldat und Vorgesetzte genau das Richtige für mich.“ Über die Bundeswehr erwarb sie, neben militärischen Schulungen, den zivilen Abschluss zum Chemietechniker. Eingesetzt als Betriebsstofffeldwebel führt Freistedt eine Gruppe von zwölf Soldaten. Dazu gehört auch, die ihr anvertrauten Lkw und Straßentankwagen einzusetzen. Ulrike Freistedt: „Ich bilde meine Soldaten selber aus, das macht mir Spaß.“ Die Magdeburgerin wird an ihrer Station den Schülern unter anderem das Themengebiet Anzugsordnung und Dienstgrade erörtern sowie Fragen zum Leben und Wohnen in einer Kaserne beantworten.

Seit September 2001 ist Hauptfeldwebel Anita Becker, 39, aus Güterglück, verheiratet und Mutter, Soldat. „Ich war mit meinem Beruf als Bürokauffrau unzufrieden.“ Beschreibt sie kurz und bündig ihre Motivation. „Dass ich die Herausforderung mag und ein sportlich aktiver Typ bin, kam noch dazu.“ Mit ihren erlernten Fähigkeiten brachte es die Bearbeiterin im Personalmanagement zur Berufssoldatin. Der Weg bis dahin führte sie vorher über Fritzlar in Hessen, Berlin und Havelberg quer durch die Republik. „Ich bin Soldat mit Leib und Seele“, sagt Anita Becker.

Der Frauenanteil an allen Soldaten beläuft sich in der Bundeswehr auf circa elf Prozent. „Da liegen wir mit zwölf Prozent im Bataillon im Schnitt“, gibt Korvettenkapitän Kerstin Stösser (34), geboren in Fürstenfeld-Bruck, zu verstehen. Die Bayerin wohnt mit ihrem Ehemann, der ebenfalls 14 Jahre Zeitsoldat war, in Hamburg. Das heißt pendeln, jedes Wochenende. „Für mich war an dem Berufsbild eines Soldaten ausschlaggebend, dass es mich nicht nur an den Schreibtisch fesselt“, sagt sie. Zur Marine eingezogen, lernte Kerstin Stösser in der Enge eines Schnellbootes Privatsphäre zu schätzen. Nach vier Jahren auf diesem kleinen Schiff, in zwei weiteren Seefahrtsjahren erwarb sie die Fertigkeiten eines Logistikoffiziers auf einem Tender - so werden in der Marinefachsprache Versorgungsschiffe bezeichnet.

Als Offizier für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Burger Garnison, ist die studierte Pädagogin Stösser in der Planung und Vorbereitung des Zukunftstages aktiv beteiligt. Sie stellt die Vernetzung der einzelnen Akteure, in Verbindung mit der Öffentlichkeitsarbeit her. Diese vielschichtige Tätigkeit macht die Wahlhamburgerin nebenamtlich. Eigentlich ist es ihre Hauptaufgabe, befreundete Streitkräfte bei deren Einsätzen, Übungen oder Vorhaben während des Aufenthaltes in Deutschland bestmöglich zu unterstützen. „Das sind Herausforderungen für mich, die zu meistern mir Freude bereitet“, sagt die Marineoffizierin, nicht ganz ohne Stolz.

Kerstin Stösser sieht dem Zukunftstag mit gespannter Erwartung entgegen: „Ich werde wie alle anderen Beteiligten für Fragen jeglicher Art zur Verfügung stehen, als Berufssoldat, als Offizier und natürlich, als Frau.“