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Waldzustandsbericht „Alte Oma Kiefer“ leidet

Mitarbeiter der nordwestdeutschen forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen schauten sich einen Kiefernbestand im Revier Jerchel an.

Von Anke Kohl 24.07.2015, 03:00

Jerchel l Es steht nicht sehr gut um die Kiefernbestände im Jercheler Forst. Das zeigten Frank Zeiseweiß, Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Letzlingen, und Thomas Winter, Leiter des sachsen-anhaltinischen Landeszentrums Wald in Halberstadt, den Mitarbeitern der Landesforstverwaltung Sachsen-Anhalt, der Leiterin der nord-westdeutschen Versuchsanstalt, Inge Damman, und den Mitarbeitern mehrerer forstwirtschaftlicher Ingenieurbüros aus Hessen, Niedersachsen und Schleswig Holstein.

Die Forstexperten schauten sich im Rahmen einer Schulung den Kiefernbestand in der Nähe von Jerchel an. „Im Ergebnis der Schulung sollten alle Kollegen in etwa auf dem gleichen Wissensstand sein und die Baumbestände in ihren Revieren begutachten können“, erklärte Thomas Winter. „Wir nennen das auch den forstwirtschaftlichen Blick schärfen“, fügte Frank Zeiseweiß hinzu.

Bezüglich der Kiefer wolle er weder schwarz malen noch Panik machen, sagte Zeiseweiß, den rund 30 Experten. Aber die Triebe des Jahres 2015 seien zu klein, fast schon verkümmert. Das zeigte er seinen Kollegen anhand einiger Zweige. Auf rund drei Hektar Wald könne er dieses Problem allein im Jercheler Forst feststellen.

„Wir haben hier ein Riesenproblem mit Wasser. Weil nämlich keins da ist“, führte Thomas Winter aus, der die Schulung in einem Waldstück des Letzlinger Betreuungsforstamtes initiiert hatte. In den kommenden Jahren werde es dadurch echte Probleme geben, mahnte Winter. Die Bäume können anfälliger für Schädlinge – wie etwa den Blauen Kiefernprachtkäfer – werden. „Aber unsere Kiefer ist genetisch gesehen eine alte Oma. Die kennt das. Immerhin ist sie schon ein paar Millionen Jahre alt“, beruhigte Zeiseweiß.

Sachsen-Anhalt sei innerhalb der nordwestdeutschen Versuchsanstalt das Kiefernland, stellte Zeiseweiß sachlich fest. Daher sei die Ansprache der Kiefer hier sinnvoll. „Hier lassen sich die typischen Probleme leicht finden.“ Die Ergebnisse ihrer Baumansprache, so nennt der Forstexperte die Bewertung von Baumbeständen, gehören zur Waldzustandserhebung und fließen in den Bundeswaldzustandsbericht ein. Die Baumbestände an Buchen, Eichen und Fichten hatten sich die Forstfachleute bereits in der Region Witzenhausen in Hessen angesehen.