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Gottesdienst Eine Taufe am Reformationstag

Die kleine Merle Teitge aus Mieste und Martin Luther eint ein besonderes Datum: Der 31. Oktober.

Von Gesine Biermann 01.11.2015, 15:43

Mieste l Fröhlich und neugierig schaute sie sich in der großen Kirche um, und auch das kalte Wasser machte ihr gar nichts aus: Ihre Taufe war für die fünf Monate alte Merle am Sonnabend in Mieste offensichtlich eine ziemlich spannende Sache. Dass sich ihre Eltern Anne Teitge und Stefan Genz einen ganz besonderen, nämlich den Tag der Reformation für dieses Ereignis ausgesucht hatten, wird die kleine Miesterin wohl erst später begreifen.

Pfarrerin Cornelia Gerlitz jedenfalls begrüßte Merles Familie am Reformationstag besonders gern. „So eine Taufe ist ja doch auch immer etwas Besonderes“. Und so vertraute sie die kleine Merle an diesem ganz besonderen Sonnabend schließlich nicht nur Gott, den Eltern und Taufpaten, sondern traditionsgemäß der ganzen Gemeinde an.

Unterdessen hielt sich Gerlitz in ihrer Predigt natürlich an den Anlass des Gottesdienstes. Ihr Thema waren die Seligpreisungen und natürlich Martin Luther. Der, so erinnerte Gerlitz, habe lange und vergeblich um die Freiheit gerungen, doch die Kirche hab ihm dieses Gefühl einfach nicht vermitteln können, bis er erkannt habe: „Gott gibt diese Freiheit, aber nur als Geschenk“. Ein solches, so Gerlitz, könne aber auch nur empfangen, wer mit leeren Händen komme.

Es sei gut, betonte sie, dass das Evangelium in den Seligpreisungen diesen Widerspruch aufdecke. „Wir müssen deutlich sagen, dass wir glauben. Mitbringen muss diese Richtigkeit aber niemand.“ Es sei zuweilen zudem auch gut, mit leeren Händen dazustehen, wenn man Gottes Geschenk annehme, erinnerte die Pfarrerin: Die nämlich könne man dann nutzen um anzupacken. Das mache glücklich, „auch wenn man die Frage nach dem Glück sicher nur persönlich beantworten kann“.

Ein ganz persönliches Glück, dass ihr selbst kürzlich geschah, verriet sie schließlich kurz vor Ende des Gottesdienstes: „Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben, aber heute hat nicht Cornelia Ketter, sondern Cornelia Gerlitz den Gottesdienst mit Ihnen gehalten.“ Am 14. Oktober habe sie nämlich standesamtlich ihren Mann (Tilmann Gerlitz) geheiratet, „und er mich“, so die Pfarrerin fröhlich.

Im kommenden Jahr im September werde aber dann natürlich noch die „richtige Hochzeit“ nachgeholt, selbstverständlich in der Miester Kirche. Und dann werde es auch einen traditionellen Polterabend geben, versprach sie.

Bevor sie den Gottesdienstbesuchern schließlich „mal ausnahmsweise keinen schönen Sonntag, sondern ein ganzes schönes Wochenende“ wünschte, gab es noch ein abschließendes Lied - ein ganz bewusst gewähltes: „Denn was wäre ein Reformationsgottesdienst ohne das Luther-Lied Ein feste Burg ist unser Gott“, so Gerlitz.