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Praxisübernahme Engersener Hausärztin hat Nachfolge geregelt

Ärztin Barbara Jung verabschiedet sich bald in den Ruhestand. Die Hausarztsituation in der Region Kalbe verschärft sich aber nicht.

Von Cornelia Kaiser 09.12.2016, 15:53

Engersen. Er stammt aus einer großen Stadt in Rumänien. Aber Liviu Daniel Trașcă ist überzeugt, dass es ihm gelingen wird, in der Altmark heimisch zu werden. Schon seit August lebt und arbeitet er hier. Denn zum Jahresende will der Facharzt für Allgemeinmedizin die Hausarztpraxis von Barbara Jung übernehmen. Die Engersener Internistin möchte sich in den Ruhestand verabschieden.

Abrupt wird dies allerdings nicht geschehen. „Ich werde noch eine Zeit lang mitarbeiten“, sagt die 67-Jährige, die ihren Nachfolger seit einigen Monaten einarbeitet. Auf diese Weise hat er auch schon viele der langjährigen Patienten von Barbara Jung kennen lernen können.

Und auch mit der Verständigung klappt es inzwischen recht gut. Denn der 35-jährige Mediziner hat einen mehrmonatigen Deutsch-Intensivkurs in Thüringen absolviert, bevor er sich mithilfe einer speziellen Agentur an eine Praxis vermitteln ließ.

„Ich wusste nicht, wohin ich komme, ob nach West- oder Ostdeutschland. Aber ich bin dabei, mich an die Altmark zu gewöhnen“, sagt Liviu Daniel Trașcă, der seit einigen Monaten mit Frau und Kind in einem kleinen Ort ganz in der Nähe von Engersen wohnt.

Befragt nach seinen Beweggründen, in Deutschland zu arbeiten, sagt er: „Ich möchte, dass mein Sohn eine Zukunft hat.“ Und es sei nun einmal so, dass hierzulande Ärzte gebraucht würden, besonders auf dem Land.

Barbara Jung jedenfalls hat ihren Rückzug schon längerfristig angekündigt. Doch sie machte sich nach entsprechenden Gesprächen mit ihren Patienten Gedanken, wie die Hausarztbetreuung in der Region weiter stabil gehalten werden kann. Dazu gab es dann auch Kontakte mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die ihr schließlich den jungen Kollegen aus Südosteuropa empfahl.

Die beiden Mediziner, aber auch das langjährige Schwesternteam, das weiterhin in der Praxis tätig sein wird, arbeiten inzwischen gut miteinander zusammen.

„Ich hätte auch sagen können, dass ich die Tür jetzt einfach zuschließe,“ erklärt Barbara Jung. Und es hätte ihr sicherlich einiges an Arbeit erspart. Schließlich sei so eine Praxisübergabe durchaus eine organisatorische und auch bürokratische Herausforderung, wie die Fachärztin betont. Aber im Sinne ihrer Patienten habe sie eine Nachfolgeregelung finden wollen und sei auch mehr als zufrieden, dass ihr das mit Liviu Daniel Trașcă gelungen sei, sagt sie.

Nach der Übernahme wird die Hausarztpraxis in den Räumlichkeiten an der Zichtauer Straße in Engersen weitergeführt, „und alles läuft auch erst einmal wie gewohnt weiter“, so Barbara Jung. Doch es sei bereits damit begonnen worden, neue Praxisräume herzurichten. Sie befinden sich am Engersener Dorfplatz. „Für Februar“, so die Medizinerin, „haben wir den Umzug geplant.“

Sie selbst werde sich dann nach und nach zurückziehen, werde im Laufe des nächsten Jahres wohl komplett aussteigen, wobei sie dem Kollegen dann aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, wenn er sie brauche, sagt sie. „Ich kann nicht sagen, dass mir die Arbeit keinen Spaß mehr macht. Im Gegenteil. Aber irgendwann muss man“, so Barbara Jung, „ja aufhören“. Das gelte für Ärzte ebenso wie für diejenigen, die sie medizinisch versorgen.