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Übernahme Glaswerk unter portugiesischer Flagge

Das Gardeleger Glaswerk, die HNG-Global GmbH, hat einen neuen Eigentümer. Das Unternehmen gehört jetzt zur BA Glass.

Von Cornelia Ahlfeld 23.07.2016, 03:00

Gardelegen l Ein noch recht junges Unternehmen, aber mit einer schon recht wechselvollen Geschichte: das Gardeleger Glaswerk. Anfang 2010 als komplett neugebautes Werk mit der Bezeichnung Agenda Glas AG in Betrieb genommen, musste von den Firmengründern Wolfram Seidensticker und Josef Bockhorst gut ein Jahr später Insolvenz angemeldet werden. Technische Anlaufschwierigkeiten und eine Grünglasproduktion, die erheblichen Zeitverlust und massive Produktionsausfälle zur Folge hatte, wurden als Gründe angegeben. Insolvenzverwalter Dr. Lucas Flöther aus Magdeburg bescheinigte dem Unternehmen damals aber gute Überlebenschancen. Sehr zur Freude der Geldgeber. Unter anderem hatte sich das Land mit 50 Millionen Euro Fördergeld am Firmenneubau beteiligt.

Am 11. Mai kam dann die Nachricht, dass es einen neuen Eigentümer für das moderne Glasbehälterwerk gibt. Die Hindusthan National Glass & Industries Ltd. (HNG), ein Konzern aus Indien, kaufte im Rahmen einer internationalen Ausschreibung das Gardeleger Unternehmen.

Zum Jahresanfang kursierten dann die ersten Gerüchte in Gardelegen, wonach es erneut einen Eigentümerwechsel geben wird. Wolfram Seidensticker, der gemeinsam mit Katrin Bahr die Geschäftsführung inne hat, hielt sich zunächst noch bedeckt. Mittwochabend kam die Info per E-Mail. „Das Glaswerk Gardelegen hat seit dem 13. Juli einen neuen Besitzer.“

Es handelt sich dabei um das Unternehmen BA Glass mit Firmensitz im portugiesischen Porto. „Ein wichtiger Player in Portugal und Spanien“, so Seidensticker. Das Unternehmen habe zuvor zwei polnische Glaswerke übernommen. Und jetzt das Glaswerk in Gardelegen. Die Gruppe verfüge nunmehr über acht Produktionsstätten. Etwa 2500 Mitarbeiter werden beschäftigt. Der Jahresumsatz liege bei 500 Millionen Euro. Mit etwa sechs Prozent (30 Millionen Euro) sei das Gardeleger Werk dabei.

Die indischen Anteilseigner hätten sich entschlossen, den Gardeleger Betrieb wieder zu verkaufen. „Grund dafür ist hauptsächlich die Konzentration auf den Heimatmarkt in Indien“, so Seidensticker. Das Gardeleger Glaswerk habe sich trotz der kurzen Insolvenz einen guten Namen bei Kunden, Lieferanten und Dienstleistungsbetrieben gemacht. Firmen aus dem In- und Ausland gehörten zu den Kunden des Gardeleger Werkes. „Die positive Entwicklung war ein Schlüssel für den Erfolg des Unternehmens, den der neue Eigentümer noch weiter vorantreiben möchte“, betonte Seidensticker.

Für das Gardeleger Werk ändere sich vorerst nichts. 143 Mitarbeiter seien im Werk beschäftigt. Gearbeitet wird an 365 Tagen im Jahr im Vier-Schicht-System. Pro Tag werden 360 Tonnen Glas geschmolzen und daraus etwa 1,1 Millionen Glasbehälter hergestellt. 92 Flaschensorten unter anderem für Spirituosen, Limonade, Öle, Joghurt und Sirup werden im Gardeleger Werk produziert. Auch Queen Elisabeth II. trinkt ihr Wasser aus Flaschen, die in Gardelegen hergestellt werden.

Pläne für die Zukunft gebe es konkret nicht. „Wir befinden uns jetzt in einem Integrationsprozess, und der wird noch eine Weile dauern“, so Seidensticker.