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Demenz-Projekt Ein Stück Kindheit zurückholen

Mit historischem Spielzeug sollen Demenzkranke im Johanniterhaus Genthin-Wald zu Gesprächen über ihre Jugend animiert werden.

Von Mike Fleske 25.01.2016, 06:00

Genthin l „Die Kindheit und Jugend ist für die meisten Menschen mit vielen positiven Erinnerungen verknüpft“, erläutert Katharina Willging, Leiterin des Begleitenden Soziales Dienstes im Johanniterhaus Genthin-Wald, die das Projekt mit ihren Kollegen auf die Beine stellt. Selbst bei der Generation, die im Krieg groß geworden ist, habe es unbeschwerte Momente gegeben. Bewohner mit schwerer Demenz seien zwar nicht mehr in der Lage, sich Dinge, die kurz zurückliegen, zu merken. Erinnerungen, die sehr lange zurück liegen, seien aber noch sehr umfänglich vorhanden. „Das klingt zunächst etwas kurios, aber im Gehirn ist das Langzeitgedächnis sehr lange aktiv, deshalb sind Erinnerungen an die Kindheit auch im hohen Alter noch vorhanden.“

Angeregt werden sollen diese Erinnerungen durch historisches Spielzeug. Denn: Weil Spielhandlungen positiv besetzt sind, denken auch Erwachsene immer wieder freudig an die schönen „spielerischen“ Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendzeit zurück. „Wir wollen Gespräche unter den Bewohnern anregen und damit positive Momente schaffen. Die Senioren gewinnen durch spielerische Aktivitäten ein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Die Mitarbeiter des Johanniterhauses suchen für das Projekt private Leihgaben. Die Stücke werden nicht gespielt, sondern seien für die Zeit des Projektes reine Anschauungs- und Ausstellungsstücke.

„Wir werden die Spielwaren vernünftig behandeln und auch ansprechend in unserem Haus aufbauen“, sagt Katharina Willging. Denkbar seien Leihgaben wie Kreisel, Spielreifen oder Murmeln. Besonders aber auch Zelluloidpuppen, Teddys, historische Automodelle oder Gesellschaftsspiele. Die Spielwaren sollten allerdings einige Jahre auf dem Buckel haben. „Wenn uns jemand eine Sammlung von Schlümpfen oder ein SpongeBob-Stofftier vorbeibringt, ist das zwar nett gemeint, aber unsere Bewohner können damit nicht viel anfangen.“ Denn darauf kommt es an: Die Senioren müssen einen Bezug zu dem Anschauungsmaterial haben, damit sie sich an Begebenheiten aus der eigenen Kindheit erinnern können.

Ein weiterer Baustein des Projektes sind alte Kinderlieder. Diese werden derzeit von den im Johanniterhaus tätigen grünen Damen und Herren zusammengestellt. „Auch das Singen fördert den Gemeinschaftssinn und den Austausch zwischen den Menschen“, meint Katharina Willging. Unterstützung kommt auch vom Kreismuseum Jerichower Land. „Wir haben einen ansprechenden Fundus von historischem Spielzeug,“, sagt Museumsleiterin Antonia Beran. So könne man beispielsweise Puppen oder Holzspielzeug beisteuern.

„Was wir nicht haben, sind historische Eisenbahnmodelle, da könnten private Spender helfen“, meint Beran. Wer etwas beisteuern möchte, kann sich im Johanniterhaus Genthin-Wald unter der Telefonnummer 03933 / 978100 oder direkt in der Einrichtung in Genthin-Wald (Wald 4) melden. Das Erinnerungsprojekt läuft vom 14. März bis nach Ostern.