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Mühlentag Der Geschichte auf der Spur

Die Bockwindmühlen in Parchen und Mützel waren geöffnet. Grund: Der Mühlentag.

Von Mike Fleske 18.05.2016, 13:00

Parchen/Mützel l Zum Deutschen Mühlentag waren wieder zahlreiche Mühlen in Sachsen-Anhalt für Besucher geöffnet. In der Stadt Genthin waren es gleich zwei Bockwindmühlen, die besichtigt werden konnten. Die in Mützel und die in Parchen. In Mützel waren viele Ausflügler vor Ort. Unter anderem die Radler des SV Chemie Genthin.

„Wir besuchen am Pfingstmontag die Mühlen im Umkreis“, berichteten sie und bestaunten die sich drehenden Flügel der Mühle. „Wenn der Wind richtig kommt, drehen die Flügel im Leerlauf“, erläuterte Klaus Kageler, Besitzer der historischen Mühle. Im Sommer 1815 setzte der Müller Storbeck aus Scharteucke die dort stehende Mühle nach Mützel um. Im Herbst desselben Jahres wurde die Mühle an neuer Stelle in Betrieb genommen.

„Vermutlich stammt die Mühle schon aus dem 17. Jahrhundert, denn sie hat im Inneren barocke Schnitzereien, die man vor 200 Jahren so schon nicht mehr gemacht hat“, konnte Kageler berichten. Die Mühle war bis in die 1950er Jahre bei Kagelers Vater in Betrieb. Heute präsentiert der Sohn die historische Technik, die bei allen Generationen für ehrfurchtsvolles Staunen sorgt. „Mensch, das ist ja alles aus Holz“, meinte der zehnjährige Leon, der gemeinsam mit seiner Großmutter das Denkmal besuchte.

Selbst am großen Kammrad, mit dem die Bewegung der Flügel in das Mühleninnere übertragen wird, gibt es kein Metall. „In einer Sturmnacht in den 70er Jahren hatte der Wind eine solche Kraft, dass die Mühle verkehrt herum lief.“ Unzählige der Weißbuchenkämme seien damals herausgebrochen. Lange wurde in der Mützeler Mühle kein Mehl mehr gemahlen.

Die Idee dies zu Schauzwecken zu tun, musste vor einigen Jahren verworfen werden. „Es war mühselig, bis man wirklich feines Mehl hatte, musste vier bis fünf Mal gemahlen werden. Bei Roggen war es sogar noch mehr“, erläuterte Kageler, der auch außerhalb des Mühlentages Führungen anbietet.

In Parchen führte die Vorsitzende des Heimatvereins Elke Lendner die Besucher durch das technische Denkmal. Beeindruckt waren viele Gäste auch dort vom großen Kammrad auf dem Steinboden. Es hat einen Durchmesser von 3,50 Meter. Prunkstück der Mühle ist natürlich die Königswelle, denn daran sind die Mühlenflügel befestigt, die einst der Wind in Bewegung gesetzt hat. „1840 ist die Mühle mit 40 Pferdekutschen aus der Altmark nach Parchen transportiert worden“, berichtete die Vereinsvorsitzende über die Historie der Mühle.

Bis 1960 habe der Müller in der Mühle gemahlen. „Zuletzt Schrot als Futter.“ Seit 1975 steht die Mühle unter Denkmalschutz. Zunächst hatte sie der Geflügelzuchtverein in Patenschaft und sorgte dafür, dass das Wahrzeichen eine zusätzliche Außenhaut und ein Dach erhielt. Zwischen 1982 und 1986 konnten nach und nach die Mühlenflügel saniert werden.

Allerdings verfiel das Denkmal immer mehr. „Vor sechs Jahren wurde die Mühle für rund 130 000 Euro saniert, wobei die Stadt Genthin als Besitzer des Denkmals die Hälfte der Kosten als Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt einwerben konnte.

„Alle hellen Balken, die Sie sehen, sind neu gemacht worden“, so Lendner. Das Interesse an dem Denkmal ist nach wie vor groß. In den vergangenen Jahren habe man Gäste aus Österreich, Dänemark, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, England sowie Australien begrüßen können, berichtet Ortschronist Günther Schulenburg.

Auch am Mühlentag war viel los. „Wir haben heute extra mit dem Wettergott um Sonnenschein gekungelt und er hat den braven Parchenern recht gutes Wetter zukommen lassen“, meinte Parchens Ortsbürgermeister Hubert Schwandt mit einem Lachen. Aber so ganz an die Abmachung hielt sich das Wetter nicht. So gab es einige Windböen und Schauer, aber immer wieder auch Sonnenschein.

Von der Frühlingssonne bestrahlt, kürten die Parchener auch in diesem Jahr ihre Sieger im Hähnewettkrähen, die Buchweizenkönigin sowie den Weltmeister im Karnickel-Wettlauf. Zudem ließen die Parchener Kleintierzüchter Tauben aufsteigen.

Mit dem Deutschen Mühlentag sollen die technischen Bauwerke in der Region in das Bewusstsein der Menschen gerufen werden. In Mützel und Parchen war das Interesse auch in diesem Jahr groß, viele Besucher blieben bei Kaffee und Kuchen auch ein wenig länger vor Ort.