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Wettkampf Die Kunst des Brühtrog-Paddelns

Der Verein Brühtrogpaddeln Roßdorf lädt zum Anpaddeln auf dem Zabakucker See. Viele versuchen erstmals ihr Glück.

Von Massimo Rogacki 23.05.2016, 07:00

Zabakuck l „Gar nicht mal so unbequem, so ein Brühtrog“, denke ich mir. Dann gibt mir Norbert Koritsch einen Schubs und schon eiere ich mit der hölzernen Wanne los über den Zabakucker See. „Die Position ist der Schlüssel“ haben mir Koritsch und Janett Kliemann vom Verein Brühtrogpaddeln Roßdorf mit auf den Weg gegeben. Nicht zu weit hinten und nicht ganz nach vorn soll ich mich in den Trog setzen. Leichter gesagt als getan. Schon nach wenigen Metern steht das Wasser einen Finger breit in meinem Brühtrog.

Der Volksstimme-Reporter ist nicht der Einzige, der heute den richtigen Sitz im Holzkahn austestet. Neben einigen anderen Interessierten hat auch Pia Altenkirch in einem Trog Platz genommen und nimmt Kurs auf das Zabakucker Gewässer. Dafür, dass sich die neunjährige Schülerin erst zum zweiten Mal im Trogpaddeln probiert, macht sie eine ziemlich gute Figur. Innerhalb von Sekunden hat sie sich bis zur Wende vorgearbeitet und ist im Handumdrehen auch schon wieder am Ufer. „Macht echt Spaß“, ruft sie.

Wenn das Brühtrogpaddeln vom 10. bis 12. Juni auf der Stremme in Roßdorf ausgetragen wird, dürfte Pia in der jüngsten Altersgruppe zu finden sein. Inklusive der Hauptkonkurrenz gibt es drei Klassen. Eigentlich geht es erst bei zehn Jahren los. „Aber bei etwas Jüngeren drücken wir ein Auge zu“, lacht Janett Kliemann.

Der Spaß steht seit 25 Jahren im Vordergrund der Veranstaltung. Entstanden sein soll die unkonventionelle Fortbewegungsart nach einem Besuch des Schubkarrenrennens in der Partnerstadt Roßdorf in Hessen, sagt Janett Kliemann. So etwas wollen wir auch, hätten sich die Roßdorfer danach gesagt. Geboren war das Brühtrogpaddeln.

Verwendet wurden die Brühtröge früher bei der Hausschlachtung von Schweinen. Die Tiere wurden mit heißem Wasser abgebrüht und mit einem Schaber von Borsten befreit. Auch zum Transport von Fleisch wurden die hölzernen Tröge benutzt. Davon zeugen die beiden Griffe am vorderen und am hinteren Ende des Troges.

Mittlerweile bin ich auf der Hälfte der Teststrecke angelangt. Meine Hose ist durchnässt, weil ich „die richtige Position nicht zu weit vorn und nicht zu weit hinten“ einfach nicht gefunden habe. Immer wieder schwappt mir Wasser in den Trog, obwohl ich nicht annähernd die Geschwindigkeit von Pia erreiche. „Mit den Händen breiter fassen“, ruft mir Norbert Koritsch zu.

Doch für mich kommen alle Tipps zu spät. Klitschnass zurück am Ufer, werde ich einigermaßen betroffen von Menschen in Badekleidung gemustert. „Nass werden wir alle mal“, sagt Koritsch. Im Übrigen gewinnen beim Brühtrogpaddeln nicht unbedingt die Könner. Auch Profi-Kanuten seien auf der Stremme schon auf der Strecke geblieben. Denn das Spritzen mit dem Paddel und ein „gesunder Körperkontakt“ gehören spätestens im Wettkampf einfach dazu.