1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Schnell, schneller, Glasfaser

Breitband Schnell, schneller, Glasfaser

Den symbolischen Startknopf für schnelles Internet in Genthin drückten Mitarbeiter der Telekom und Bürgermeister Thomas Barz.

Von Kristin Schulze 24.11.2016, 06:00

Genthin l Die Telekom treibt die Verfügbarkeit von schnellem Internet in Genthin voran. Der erste Bauabschnitt ist beendet. Wer profitiert schon? Wer muss noch warten? Eine Übersicht. 3000 von 6450 Haushalten sind aktuell versorgt. Das ist der Süden Genthins. Der Norden der Stadt inklusive Brettin und Roßdorf sowie Parchen folgen 2017, sagt Roland Voigt von der Telekom. Im Norden der Stadt haben sich die Arbeiten wegen des Ausbaus der B1 verzögert. Bürgermeister Thomas Barz sagt: „Wir wollten einen Verkehrskollaps vermeiden, darum wird im Norden jetzt erst gebaut.“ Im April hatte die Telekom mit dem Ausbau begonnen.

Wann genau der Norden über schnelles Internet verfügt, kann Roland Voigt nicht sagen. Einen Richtwert gibt es allerdings: „Das Gebiet kommt jetzt in der zweiten Ausbaustufe dran und wird voraussichtlich bis Mai 2017 fertig. Das ist auch abhängig von der Witterung im Winter.“ Das schnelle Internet soll dann im Vorwahlgebiet 039 33, also auch in Brettin und Roßdorf, verfügbar sein. Auch in Parchen soll es im Jahr 2017 realisiert werden. Für den Ausbau in den Genthiner Gewerbegebieten wird der Stadtrat am 8. Dezember die Weichen stellen. Dabei geht es um die Ausschreibung des Verfahrens, das durch Land und Bund gefördert wird. So soll auch der Breitbandausbau in den Ortschaften vorangetrieben werden, wo es noch kein schnelles Internet gibt (Gladau, Dretzel, Tucheim, Schopsdorf.)

Roland Voigt betont: „Die Kunden müssen aktiv werden, das schnellere Internet kommt nicht automatisch zu ihnen.“ Es muss also ein neuer Vertrag mit der Telekom abgeschlossen oder der alte Vertrag erweitert werden. Neben der Telekom bieten auch Kabel Deutschland und Tele Columbus schnelles Internet an. Voigt empfiehlt, sich individuell beraten zu lassen. So könne geklärt werden, welche Geschwindigkeit für die konkrete Adresse möglich ist. Das hängt auch davon ab, wie weit der eigene Anschluss vom Vetreilerkasten entfernt ist. Kunden der Telekom können bei „EP-Nußbaum“ in der Friedenstraße nachfragen oder sich über die Telefonhotline der Telekom erkundigen (0800/330 3000). Im Internet gibt es unter www.telekom.de/schneller Informationen.

Warum schnelles Internet und die Bauarbeiten überhaupt nötig sind, erklärt Roland Voigt so: „In den vergangenen 20 Jahren hat der Datentransfer in und aus dem Internet massiv zugenommen. Eine schnellere Datenübertragung ist wichtig, weil immer mehr über das Internet erledigt wird.“ Voigt zählt einige Beispiele auf: „Nehmen wird das Fernsehen. Der Trend geht zum zeitversetzten Gucken. Das heißt, nicht das Programm bestimmt, wann meine Lieblingssendung läuft, sondern ich bestimme, wann ich was gucke.“ Ein weiteres Beispiel sei die cloud. Der englische Begriff bedeutet Wolke und meint einen Platz im Internet, an dem man seine Daten sicher speichern kann. „Wenn meine Festplatte kaputt geht, sind die Daten nicht betroffen. Die liegen sicher in der cloud.“

Voigt führt außerdem „Homecare-Lösungen“ für die wachsende Bedeutung des Internets an: „In Zukunft muss man nicht mehr aus dem Haus, um bestimmte Erledigungen zu machen. Man kommuniziert elektronisch. Zum Beispiel mit dem Steuerbüro oder dem Arzt.“ Eine Vision für die Zukunft sei es auch, dass die ältere Dame sich den Kasten Wasser nicht mehr aus dem Supermarkt holt, sondern ihre Getränke und deren Lieferung online ordert. Aber auch die Kommune profitiert. „Mit dem Ausbau haben wir uns einen digitalen Standortvorteil gesichert“, sagt Thomas Barz. Als erste Kommune im Landkreis verfüge man über ein umfangreiches Glasfasernetz. Das sei auch wegweisend für mögliche Ansiedlungen von Unternehmen in der Stadt und in den Gewerbegebieten.

Wie wird unser Internet nun schneller? Roland Voigt erklärt den Ist-Zustand vor den Bauarbeiten: „Die Daten wurden über Kupferkabel übertragen, die sind in den Genthiner Straßenzügen verlegt.“ Die Kabel verlaufen in der Erde zu den Vermittlungsstellen (Kästen) und von dort aus zu den Häusern. Seit April wurden die Kupferkabel nun gegen Glasfaserkabel ausgetauscht. Jetzt verläuft Glasfaserkabel bis zum Kasten und Kupferkabel bis zum Kunden. Auf die Frage, warum nicht überall Glasfaser verlegt wurde, sagt Voigt: „Das ist zu teuer, außerdem weiß man nicht, welcher Kunde überhaupt Bedarf hat.“ Darum mache es wenig Sinn, auf Verdacht jeden Vorgarten umzugraben.

Der Nachteil von Kupfer gegenüber Glasfaser ist die Leitungsdämpfung. So länger das Kabel, um so weniger Geschwindigkeit kommt am heimischen Computer an. Das ist besonders in Dörfern ein Problem. Die Lösung der Telekom auf dieses Problem heißt „Vectoring“ (siehe Grafik). Voigt erläutert: „Vereinfacht gesagt, werden dadurch störende Strömungen ausgeglichen.“ Mittlerweile hat die Telekom in 190 Baugruben knapp 25 Kilometer Glasfaserkabel und 9 Kilometer Kupferkabel verlegt. Die Kosten trug die Telekom. Das Unternehmen spricht von 70 000 Euro pro Kilometer Glasfaser.

Was kostet das schnelle Internet den Verbraucher? Bei der Telekom gibt es Verträge ab 19,90 Euro im Monat. Das gilt aber nur für Neukunden. Wer bereits Kunde der Telekom ist und seinen Vertrag erweitern möchte, zahlt mehr. Vergleichen lohnt sich, denn nicht nur die Telekom bietet schnelles Netz an. Auch Kabel Deutschland und Tele Columbus haben in Genthin investiert oder sind im Begriff, dies zu tun. Welcher Anbieter, wo verfügbar ist, und den besten Preis anbietet, muss individuell vom Kunden abgefragt werden.