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Genthiner Projekt Zwei-Stunden-Kurs durch die Geschichte

Das Eisenbahnunglück von 1939 war Gegenstand eines Projektes, an dem sich Neuntklässler der Sekundarschule beteiligten.

Von Simone Pötschke 18.02.2017, 05:00

Genthin l Zwei Stunden ihres Schulalltages führte die Sekundarschüler am Freitag in das Gymnasium, in dessen Aula seit einigen Wochen die Ausstellung „Justiz im Nationalsozialismus - Über Verbrechen im Namen des deutschen Volkes“ gezeigt wird.

Der Leiter der Magdeburger Gedenkstätte Moritzplatz, Daniel Bohse, und der Genthiner Jerome Kageler, der an der Gedenkstätte ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, bieten als Begleitung der Ausstellung dieses Projekt für Jugendliche an.

Dabei werden Schülergruppen gebildet, die vor die Aufgabe gestellt werden, zu einem Thema aus dem großen Komplex „Eisenbahnunglück 1939 in Genthin“ ein Poster herzustellen und dieses den Mitschülern vorzustellen.

„Die Poster ergeben dann so etwas wie eine kleine Ausstellung“, erklärt Jerome Kageler.

Auf den Tischen finden die Schüler Informationsmaterial, darunter historische Fotos und Beiträge zu den vorgegebenen Themen.

Für die Recherchen steht den Schülern in erster Linie aber auch die Ausstellung zur Verfügung. Daniel Bohse gibt hier Anleitungen und Erklärungen.

Den Neuntklässern, die 9b folgte auf die 9a, wurden diese Themen vorgegeben: „ 22. 12. 1939 - ein Eisenbahnunglück im ersten Kriegswinter“, „Wettlauf mit der Zeit bei Verdunklungszwang - die Bergungsarbeiten“, „Die gerichtliche Feststellung der Schuld und die Festsetzung der Strafe“ und als weiteres Thema „Nebenkriegsschauplatz Sondergericht“.

Alle Phasen des Projektes erfolgten nach einem strengen Zeitplan, so dass letztlich nach zwei Stunden das Poster der Gruppe fertiggestellt und präsentiert werden konnte. Als Moderator bei den Vorträgen agierte Jerome Kageler, hin und wieder griff auch Daniel Bohse ein und baute für die Vortragenden mit Nachfragen und Hinweisen kleine fachlichen Brücken.

Den Anfang machten Stefan Krenz und Justin Müller, die den Hergang des Unglücks herausgearbeitet hatten.

Dann kamen Kevin Augsten, Maurice Schulz und Frederik Fröhlich an die Tafel, die sich mit den Rettungsarbeiten beschäftigten. Wer half dabei, wie viele Tote und Verletzte wurden noch bis zum späten Nachmittag gerettet - das hatte das Trio auf seinem Poster festgehalten. „Was meint ihr“, wollte Daniel Bohse unter anderem von den jungen Leuten wissen, „wie mag der Anblick so vieler Toten auf die Retter gewirkt haben?“

Jonas Derz und Paul Fliß hatten sich mit den Urteilen des Landgerichtes Magdeburg gegen den Lokfahrer des aufgefahrenen Zuges, den Heizer und den Weichenwärter zu beschäftigen, die in der Aula des Gymnasiums gesprochen wurden. Drei Jahre Haft für den Lok-Führer, Freispruch für den Heizer und den Weichenwärter. „Milde Urteile“, kommen Beide zu dem Schluss.

Mit den beiden Todesurteilen des Sondergerichts Magdeburg gegen die als „Volksschädlinge“ angeklagten Bestattungshelfer, die die Toten bestohlen hatten, beschäftigte sich eine weitere Gruppe. Den Neuntklässlern wird hier der Unterschied zwischen dem weitestgehend rechtsstaatlichen Prozess gegen das Lokpersonal und der Willkür eines Schnellgerichtes gegen die Diebe aufgezeigt.

Lehrerin Petra Schulenburg verfolgte unterdessen interessiert den Verlauf des Projektes. Es sei inhaltlich sehr informativ gewesen. Auch im Hinblick auf die Heimatgeschichte.

Die Schüler konnten sich methodisch Wissen aneignen und waren gefordert, dies zu präsentieren. Die Arbeit in Gruppen sei erfahrungsgemäß für Schüler stets motivierend. Die Neuntklässler hätten sich durchweg freiwillig für die Teilnahme an diesem besonderen Projekt bereiter klärt, berichtete Petra Schulenburg.