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Infoveranstaltung Einbrecherschutz in Güsen

In Güsen lockte eine Versammlung mit spannenden Themen. Unter anderem zum Einbruchschutz.

Von Sigrun Tausche 01.02.2017, 09:00

Güsen l Ortsbürgermeister Dr. Helmut Preuß hatte sowohl mit den Themen als auch mit der eher ungewöhnlichen Terminwahl für eine solche Veranstaltung voll ins Schwarze getroffen. So finden wie er auch ganz viele weitere Bürger die Kriminalität in der Region durchaus nicht „überschaubar“, auch wenn Statistiken das so hergeben. „In vielen Gesprächen mit Bürgern habe ich die Angst mitbekommen, dass sie als nächste von Einbrüchen und Diebstählen betroffen sind“, sagte er, bevor er zunächst das Wort an Thomas Kriebitzsch, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Polizeirevier Jerichower Land, weitergab.

Kriebitzsch nannte zunächst eine Tatsache, die für Betroffene und ihre Mitbürger freilich wenig beruhigend ist: Es gibt beim Thema Kriminalität zwei Seiten – das subjektive Gefühl und die objektive Statistik. Und die sage eben zum Beispiel aus, dass die Menge der Straftaten in Sachsen-Anhalt 2016 im Vergleich zu 2015 deutlich zurückgegangen ist. Genaue Zahlen zum Vorjahr durfte er noch nicht mitteilen, bevor nicht der Innenminister die Statistik offiziell vorgestellt hat. Nur so viel: 2015 seien es insgesamt 6305 Straftaten gewesen, 2016 um die 6000. „Den Löwenanteil machen Diebstähle aus: 2016 waren es 2786, 2016 etwas weniger.“ Der Anteil an Körperverletzung sei zum Glück sehr gering. Bei Schmierereien gebe es ein Phänomen: In Wahljahren steige deren Zahl deutlich an. Das sei also auch 2017 wieder zu erwarten...

Deutlich zugenommen allerdings habe die Computerkriminalität, wobei es sicherlich noch zusätzlich eine große Dunkelziffer gebe. Sehr groß sei die Dunkelziffer auch bei Rauschgiftdelikten, denn in die Statistik geht nur ein, was auch zur Anzeige kommt. Und da sei der Anteil hier vergleichsweise gering. Einbrüche in Einfamilienhäuser habe es im Jahr 2015 insgesamt 135 in Sachsen-Anhalt gegeben, 2016 etwas weniger.

Im Güsen wurde 2015 insgesamt 27 Einbruchsdiebstähle angezeigt, wobei hier Einbrüche insgesamt gemeint sind, also auch in Autos, Garagen oder andere Gebäude. Und diese Zahl habe 2016 hier in Güsen tatsächlich zugenommen, insbesondere die Kraftfahrzeugeinbrüche. Nach oben getrieben wurde die Zahl allerdings durch Einbruche in Baufahrzeuge. Zu unterscheiden seien hier „reisende Täter“, die oft, aber nicht immer, aus dem Ausland kommen und besonders die Gebiete in der Nähe der Autobahn abgrasen, und einheimische Täter.

Wie man sein Haus schützen kann vor „ungebetenen Gästen“, erfuhren die Anwesenden von Kriminalrat a.D. Lothar Schirmer. Er ist vielen schon gut bekannt aus den Medien oder von ähnlichen Veranstaltungen. Mitgebracht hatte er allerhand Demonstrationsobjekte, von ungeeigneten bis modernen und sicheren Tür- und Fenstersicherungen bis hin zu diversen Einbruchs-Hilfsmitteln, teils beschlagnahmtes Originalgerät. Und er hatte auch Info-Hefte „Sicher wohnen...“ mitgebracht, die freilich für so viele Interessenten nicht reichten.

Diese Hefte sind ein sehr gutes Informationsmittel, wenn man sich einen Überblick verschaffen will und schauen, wie man mit der Einbruchssicherung am effektivsten beginnen kann. Man kann sie unter anderem auch beim Polizeirevier Jerichower Land bekommen.

Nicht ersetzen können die Hefte freilich den Vortrag von Lothar Schirmer, der mit jeder Menge eigener Erfahrungen und Erlebnisse gespickt ist. Gleich zu Beginn musste er einräumen: „Das wirklich sichere Haus gibt es nicht!“ Aber man könne die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs deutlich verringern. „Mehr als ein Drittel der Einbrüche bleiben beim Versuch stecken“, betonte Schirmer. Und es könnten bei ordentlicher Sicherung noch viel mehr sein, denn Einbrecher mögen es lieber bequem und gehen Hindernissen beziehungsweise der Möglichkeit, erwischt zu werden, gern aus dem Weg.

Gar kein Argument sei: „Bei mir ist doch nichts zu holen!“ Denn das wissen Einbrecher meist erst, wenn sie es versucht haben. Und dann ist der Schaden da – nicht nur Beschädigungen, sondern besonders ideeller Schaden. Das reiche von dem Schock und der Angst, die künftig jedes kleine Geräusch auslösen wird, bis hin zur geklauten Festplatte mit sämtlichen Familienfotos – unwiederbringlich verloren...

Bezüglich der kreativen Einbruchstricks meinte Schirmer in Richtung Presse schmunzelnd: „Das schreiben Sie aber jetzt nicht alles!“ Schließlich soll ja keine Anleitung für Einbrecher und Diebe gegeben werden... Er ist gern bereit, zu den verschiedenen Vereinen und Gruppen zu kommen, um seine Tipps weiterzugeben. Und in diesem Rahmen plant der Ortsbürgermeister auch noch eine Veranstaltung zu den „Tricks der Gauner und Ganoven“, worüber Lothar Schirmer auch eine Menge zu erzählen hat.

Dr. Helmut Preuß teilte anschließend mit, dass er gern eine Bürgerinitiative „Sicherheit für Güsen“ ins Leben rufen möchte, „keine Bürgerwehr!“ betonte er. Er sehe zwei Problemkreise: Einbrüche und Diebstähle sowie Drogenkriminalität. „Davor dürfen wir nicht die Augen verschießen, denn es sind unsere Jugendlichen betroffen!“ Längst sei kein Geheimnis mehr, wo sich 14-, 15- und 16-Jährige Treffen, um Drogen zu konsumieren. Preuß appellierte auch an die Eltern, mehr darauf zu achten.

Alle Güsener, die sich an dieser Initiative beteiligen möchten, lud er zu einer ersten Zusammenkunft am kommenden Sonntag, 10 Uhr, im Feuerwehrgerätehaus ein.

Bürgermeisterin Nicole Golz, sicherte zu, dass die Gemeinde alle Bemühungen, präventiv tätig zu werden, unterstütze. Sie stellte in dieser Runde auch die neue Elbe-Pareyer Jugendhausleiterin Ulrike Paul vor. Sie und ihr Vorgänger Manfred Göbel, der in Teilzeit weiterhin hier tätig sein wird, waren auch bei der Veranstaltung anwesend. Mit den beiden hat sie auch schon mehrfach über das Thema gesprochen. „Jeder Schritt ist wichtig“, betonte sie und rief die Bürger auf: „Wenn Sie Hinweise haben, werden wir diese gern aufnehmen!“

Betroffen sei schließlich auch die Gemeinde selbst: In jüngster Zeit gab es Einbrüche auf dem Bauhof, im Jugendhaus und in der Güsener Feuerwehr. Inzwischen sei die Aufrüstung mit Alarmanlagen beziehungsweise deren Modernisierung erfolgt. Künftig werde hier kein Einbrecher mehr leichtes Spiel haben.

Infos im Internet unter www.polizei-beratung.de sowie unter www.k-einbruch.de. Hier gibt es auch das Info-Heft als Pdf-Datei.