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Jubiläum Güsener Sport-Senior feiert 90.

Erich Ruff aus Güsen feierte seinen 90. Geburtstag.

Von Sigrun Tausche 29.03.2017, 10:00

Güsen l Als Dienstagvormittag Bürgermeisterin Nicole Golz und Ortsbürgermeister Dr. Helmut Preuß zum Gratulieren kamen, war es noch relativ ruhig im Hause Ruff. Zur Feier ging‘s nachmittags hinüber in die „Linde“ – die einzige Gaststätte im Ort, die groß genug ist für so viele Gäste. Denn Programm sollte es auch noch geben.

Es ist erst gute zwei Jahre her, seit Erich Ruff sich aus dem aktiven Sportlerleben zurückgezogen hat. Im Januar 2015 wurde er zunächst als Abteilungsleiter Tischtennis von seinen Sportfreunden herzlich verabschiedet – nach Jahrzehnten in diesem Amt. Und dann folgte noch eine Würdigung in der großen Halle im Beisein von Innenminister und Landrat.

Die Liebe zum Sport ist Erich Ruff praktisch schon in die Wiege gelegt worden. Wenn er als Kind oder Jugendlicher sagte: „Ich gehe zum Sport!“, dann war er von allen sonstigen Aufgaben entschuldigt, erzählt er.

Erich Ruff ist in Güsen aufgewachsen, war der älteste von drei Brüdern. Bis zur 8. Klasse besuchte er hier die Schule, dann lernte er in Burg den Bruf des Elektroinstallateurs. Mittendrin in der Lehre musste er für ein Vierteljahr zum Arbeitsdienst an den Werbellinsee. Das war damals so.

Kaum hatte er die Lehre beendet, wurde er schon als Soldat eingezogen. Es war Krieg. Die Invasion erlebte er im ­Elsass in Frankreich. „Viele junge Leute hat das damals das Leben gekostet“, beschreibt er seine Erinnerungen während des Rückmarschs nach Trier. „Von vier Kompanien sind zwei übrig geblieben.“ Diese seien dann aufgeteilt worden: Eine kam nach Norwegen, eine nach Russland. „Ich hatte Glück. Ich kam nach Norwegen.“

Dort erlebte er die Kapitulation und kam in Gefangenschaft. Von den Amerikanern seien sie an die Franzosen übergeben worden. So kam er wieder in den Elsass und meldete sich zur Arbeit beim Bauern. Beim ersten hatte er Pech, beim zweiten wurde er aufgenommen wie in die eigene Familie. Er hätte dortbleiben und heiraten können, aber die Sehnsucht nach der Heimat war zu groß. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1948 wurde er aus der Gefangenschaft – die er dort gar nicht so empfunden hatte – entlassen und kam nach Hause.

Hier hieß es nun, Arbeit zu finden. Es ergab sich, dass er aufgefordert wurde, in Böhne eine Maschinen-Ausleih-Stationen (MAS) aufzubauen. Drei Jahre war er dort, erzählt er, und in dieser Zeit habe er dort auch ein Kulturhaus mit Büro aufgebaut. Das Steine-Abladen per Hand sei da so manchem in unangenehmer Erinnerung geblieben ... Hilfe bekam er seinerzeit auch von Angehörigen der Sowjetarmee, die hier stationiert waren.

Danach hat er noch in anderen MAS gearbeitet, unter anderem in Mangelsdorf, und besuchte schließlich noch die landwirtschaftliche Fachschule, ein Jahr in der Nähe von Haldensleben, zwei Jahre in Perleberg. Mit einem guten Abschluss in der Tasche war er dann in verschiedenen LPG tätig – Parchen, Roßdorf, Brettin – bevor er zum Aufbau des Agrochemischen Zentrums (ACZ) Genthin abgeordnet wurde. Dort war er für Transport- und Humuswirtschaft zuständig und war eine Zeitlang Bahnanschlussleiter. Gut kann er sich noch erinnern, wie sie damals in der Region Tucheim/Paplitz Inseln für Wassergeflügel angelegt haben. An Rückzugsräume für Tiere sei auch damals schon gedacht worden.

Parallel zum Berufsleben spielte immer der Sport eine große Rolle für Erich Ruff. Zunächst waren es Handball und Leichtathletik. „Mit 14 Jahren war ich mal zweiter Kreismeister im Hochsprung“, erzählt er. 1,78 Meter sei er gesprungen. Zum Tischtennis sei er während der Kriegsgefangenschaft gekommen: In einem Lager, wo er acht Wochen verbrachte, habe eine Platte gestanden. Da zeigte sich das Naturtalent: „Ich habe morgens damit angefangen und abends meinen Partner schon geschlagen!“

Zeit für eine eigene Familie blieb natürlich auch noch. Eine Tochter hat Erich Ruff, zwei Enkel, zwei Urenkelinnen und eine Ururenkelin. „Sie ist am 6. Februar 2016 geboren“, weiß er ganz genau.