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Vermüllung Bittere Zeiten für Genthiner Mühlengraben

Der Mühlengraben, der sich idyllisch durch Genthin schlägeln könnte, hat unter einer zunehmenden Vermüllung zu leiden.

Von Simone Pötschke 23.07.2016, 07:00

Genthin l Im Mühlengraben würden regelmäßig Essensreste und weiterer Müll entsorgt. Das wurde kürzlich in einem städtischen Gremium zur Klage geführt. Letzteres offenbart bereits ein kleiner Fußmarsch entlang des Gewässers von Mützel in Richtung Genthin: Reifen, Küchenutensilien, Taschen, aber auch auf den ersten Blick undefinierbare Gegenstände sind in dem Gewässer von unbekannten Händen entsorgt worden. Was in den Mühlengraben hineingeworfen werde, so Lothar Koch, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Stremme - Fiener Bruch, zeuge von einer großen Gedankenlosigkeit, die einfach nicht nachvollziehbar sei. Hier hätten nicht spielende Kinder ihre Spuren hinterlassen. Hier wären eindeutig Erwachsen am Werk gewesen. Ein Umstand, der bedauerlicherweise nicht neu sei, weiß Koch.

Der Mühlengraben, als Torfschifffahrtkanal im Jahr 1790 gebaut, wurde vor gut einem Jahr als ein Gewässer II. Ordnung eingestuft. Damit fiel er in den Aufgabenbereich des Unterhaltungsverbandes. Er zeichnet sich verantwortlich für die Beräumung des Gewässers, die zweimal im Jahr, schwerpunktmäßig im Stadtbereich und entlang der bebauten Flächen, vorgenommen wird. „Wir holen dann den Unrat zwar aus dem Gewässer, für den Abtransport ist jedoch die Abfallbehörde des Landkreises zuständig“, erklärt Lothar Koch die Zuständigkeiten. Dessen ungeachtet sollten sich Bürger durchaus beim Unterhaltungsverband melden, wenn sie größere Vermüllungen bemerken. „Wenn wir davon nichts wissen, können wir auch nicht handeln.“ Bedauerlicherweise, meint der Geschäftsführer, seien im Stadtbereich entlang des Mühlengrabens vor einigen Jahren Baumnachpflanzungen vorgenommen worden. Diese Bäume erweisen sich aus der Sicht des Unterhaltungsverbandes nun als hinderlich bei der Beräumung des Grabens, weil man nicht mehr alle Bereiche erfassen könne.

Als äußerst problematisch betrachtet Koch die Tatsache, dass sich im Mühlengraben mittlerweile auch Ratten sehr wohl fühlen. „Jeder private Abfluss, ob offen oder nicht, der in den Mühlgraben hineinragt, bildet ideale Brutstätten für Ratten.“ Begünstigt werde dies durch den gegenwärtig niedrigen Wasserstand. Deshalb empfiehlt der Fachmann dringend, die Einleiter mit Rückstauklappen (Rattentop) auszustatten. Neben den Ratten haben inzwischen auch Waschbären am Mühlengraben Einzug gehalten.

Außerdem hat sich hier auch der streng geschützte Biber angesiedelt. Wohl ein Indiz dafür, dass er einem immer größeren Populationsdruck ausgesetzt ist. Vier Biberburgen sind gegenwärtig entlang des Mühlengrabens auszumachen. Der Geschäftsführer sieht das mit gemischten Gefühlen. „Das Wasser im Mühlengraben wird durch die Biberburgen angestaut und fließt kaum noch.“ Eine Folge sei unter anderem das Fischsterben. Entscheidungen bezüglich der Biberansiedlungen kann der Unterhaltungsverband allerdings nur in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde treffen.