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Geschichte Wie Genthin zu einem Volksgarten kam

Vor 50 Jahren: Aus dem legendären Genthiner Schützenhaus wird eine Veranstaltungsstätte für Kunst, Kultur und Freizeit.

Von Eckhard Neumann und Mike Fleske Aktualisiert: 30.04.2024, 11:32
Das einstige Schützenhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde im April 1974 zum Volksgarten.
Das einstige Schützenhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde im April 1974 zum Volksgarten. Foto: Stadtarchiv Genthin

Genthin - Es ist eines der markanten Gebäude in der Nähe der Genthiner Innenstadt. Auf den Tag genau jährt sich die Übergabe des rekonstruierten Genthiner Schützenhauses als Volksgarten zum 50. Mal.

Am 30. April 1974 gab es einen festlichen Empfang für die wichtigsten Akteure dieses anspruchsvollen Umbaus. Konkret betraf das die Gaststätte und die in den oberen Etagen etablierten Klubräume.

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Wie bei solchen Ereignissen üblich, wurde bis zur letzten Minute gewerkelt. Zwar hatten Maurer, Maler und Innenausstatter das Objekt bereits verlassen, aber noch galt es, in aller Eile die Tische, Sessel und Stühle in den Klubräumen zu platzieren, war doch ein Rundgang der geladenen Gäste geplant.

Betrieb ab dem 1. Mai 1974

Während bereits die ersten Besucher das Haus betraten, wurde noch die Treppe zu den oberen Etagen gewischt. Dennoch war diese Veranstaltung seinerzeit ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten.

Dankesworte an alle Akteure und die Würdigung besonderer Leistungen bestimmten das Geschehen bis schließlich erstmals in der neuen Gaststätte ein Buffet eröffnet wurde, das der damalige Gaststättenleiter Kretschmar mit seinem Team vorbereitet hatte.

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Der eigentliche Betrieb begann bereits einen Tag später, am 1. Mai 1974. Von da an war die Gaststätte für die Öffentlichkeit zugänglich und wurde sehr gut angenommen.

Mit der Übergabe des Saaltrakts am 6. Februar 1976 nahm das Kreiskulturhaus „Volksgarten“ seine erfolgreiche Tätigkeit auf, nachdem bereits das Kreiskabinett für Kulturarbeit (Juni 1974) sowie das Haus der Jungen Pioniere (10. September 1974) ihre Arbeit aufgenommen hatten.

1837 hat alles angefangen

Angefangen hatte es mit dem Gebäude aber ganz anders. Die Geschichte des Hauses geht bis auf das Jahr 1837 zurück. Damals wurde das Schützenhaus gebaut.

1926 kaufte die Stadt das Objekt und vermietete es nacheinander an verschiedene Gastwirte, die sich letztendlich aufgrund der Größe überfordert fühlten und aufgaben. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es als Lagerobjekt von einer Großhandelsgesellschaft (GHG) genutzt.

Aufgrund von Strukturveränderungen wurde das Objekt Anfang der 1970er Jahre aufgegeben. Bis zu dieser Zeit wurden so gut wie keine Werterhaltungsmaßnahmen durchgeführt.

Genthiner Betriebe schließen sich für den Umbau zusammen

So stand also plötzlich die Frage im Raum: Abriss oder Rekonstruktion? Stadt und Kreis entschlossen sich zu letzterem. Unter Leitung des damaligen Vorsitzenden des Rates des Kreises, Dr. Arno Dan, wurde ein Konsortium gegründet. Hinter diesem Begriff verbarg sich zur damaligen Zeit ein vorübergehender Zusammenschluss von Interessenten und Unternehmen, um größere Vorhaben gemeinsam umzusetzen.

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Diesem Konsortium gehörten Vertreter der wichtigsten Genthiner Betriebe an. Als Koordinator fungierten, bis zu seiner Berufung als Genthins Bürgermeister, Karl-Heinz Drasdo und anschließend Eckhard Neumann, der stellvertretener Leiter der Abteilung Kultur des Kreisrates war.

Als Bauleiter wurde Rudy Eisermann vom Kreisbaubetrieb berufen. Dieses Gremium tagte vierzehntägig und lenkte alle Fragen der Finanzierung, Materialbeschaffung und Bauabläufe. Es war eine erfolgreiche Runde, durch die letztlich das „Kreiskulturhaus Volksgarten“ entstand.

Drei große Kulturhäuser

Heute ist der Volksgarten ein Möbelkaufhaus.
Heute ist der Volksgarten ein Möbelkaufhaus.
Foto: Kristin Schulze

Der Volksgarten war viele Jahre eines der drei großen Veranstaltungshäuser der Stadt Genthin, zu denen das Kulturhaus des Waschmittelwerkes (heute Stadtkulturhaus) und das Jugendklubhaus (heute Lindenhof) gehörten.

Der Volksgarten war in den 70ern ein echter Tausendsassa unter den Veranstaltungshäusern, die Gruppe Karat spielte hier, DJ Dieter Kreitling legte für Tanzveranstaltungen auf, der Genthiner Carneval Club (GCC) gründete sich dort im Herbst 1976, die Genthiner Märchentruhe (heute gat) brachte dort Aufführungen auf die Bühne. Bis nach der Wende ging es mit dem Volksgarten weiter.

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Aber obwohl der Gaststättenbetrieb weiterlief und Theatergastspiele, etwa des Theaters am Kurfürstendamm oder der Konzertdirektion Landgraf, Station in Genthin machten, waren die Besucherzahlen rückläufig.

Das Interesse schwand. 1993 kam das Aus als Kulturstätte. Danach stand das Haus zehn Jahre leer und verfiel, bis 2004 ein Möbelmarkt einzog.