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Saatzucht Nebenan komplett andere Bedingungen

Saatzucht ist langwierig. In Schlanstedt wird Laboren, Gewächshäusern, auf Feldern und am Computer daran gearbeitet.

Von Dieter Kunze 29.02.2016, 10:00

Schlanstedt.  Im Familienunternehmen Saatzucht Strube geht es an die Frühjahrsbestellung auf den Versuchsfeldern in den Landkreisen Harz und Helmstedt. Dafür ist unter anderem Hannes Ilse zuständig. Er ist für die anbautechnischen Versuche und die Beratung verantwortlich. Zuhause im nahen Großalsleben, brachte er vom elterlichen Hof schon einige Erfahrungen mit. Die Eltern starteten 1991 in die berufliche Selbständigkeit und bearbeiten aktuell rund 350 Hektar Land.

Der heute 30-Jährige studierte Landwirtschaft an der Hochschule Anhalt in Bernburg und schloss mit dem Bachelor ab. Bei dem Saatzuchtunternehmen fand er eine anspruchsvolle Aufgabe. „Allein auf der drei Hektar großen Schaufläche in Schlanstedt wechseln wir jeweils sechs Kulturen auf einer Fläche ab, um alle Möglichkeiten des Bodens optimal zu nutzen“, erläutert der Fachmann.

Aktuell werden dort etwa 30 Sorten Zuckerrüben, 20 Erbsensorten, 18 Weizen- und 20 Maissorten präsentiert. Auch Sonnenblumen testet das Unternehmen in neun Sorten. „Insgesamt ist die Angebotspalette in unserem Unternehmen noch viel größer“. Da sich die Saatzucht Strube immer mehr international ausrichtet, müssen mehr Sorten an die verschiedenen klimatischen Verhältnisse angepasst werden.

Auf Mini-Parzellen werden die jeweiligen in Erprobung befindlichen Sorten gesät, mehr oder weniger oder gar nicht mit Pflanzenschutzmittel behandelt, gedüngt und später einzeln geerntet. „Die Landwirtschaft hat heute mit politischen Forderungen hinsichtlich Pflanzenschutz und Düngung zu kämpfen, die oft an der Realität vorbei gehen“, sagt Ilse.

Das bedeutet zusätzliche Forschungsanstrengungen. Insgesamt hat das Versuchsfeld im nahegelegenen Ingeleben 1100 einzelne Parzellen, die jeweils 2,70 mal 6,50 Meter groß sind. Damit ist klar, dass keine konventionelle Technik zum Einsatz kommen kann. „Manche Besucher wundern sich über unsere handgebaute Technik zum Drillen und Düngen“, berichtet Hannes Ilse. Denn es gebe einfach kaum Bedarf für solch kleine Landtechnik.

Die Beachtung der regionalen Klimadaten und Entwicklungen werde immer wichtiger. „Allein zwischen meinem Heimatort und Schlanstedt, aber auch zum Hauptbetrieb in Söllingen mit jeweils nur rund 15 Kilometern Entfernung liegen große Unterschiede“. Großalsleben habe im Jahr oft 100 Millimeter weniger Niederschlag als Schlanstedt, was schon von Bedeutung sei. Und langfristig drohen in vielen Gegenden höhere Temperaturen, sagte Ilse.

Neben der genauen Planung und Betreuung der Versuchsfelder hat Hannes Ilse noch die Aufgabe, als Berater für andere Landwirte tätig zu sein. „Dafür nutzen wir die Feldtage in den verschiedenen Gegenden Deutschlands“. Es geht um regionale Schwerpunkte, um die Berücksichtigung der verschiedenen Anbauformen und Anforderunen.

Schließlich müssen sich die Saatgutzüchter immer mehr auf die Veränderungen der internationalen Lage einrichten. Aktuell steht für 2017 der Wegfall der Zuckerrübenquote an. „Das bedeutet einige Unsicherheiten in der Marktentwicklung“. Nicht nur die Zucker­fabrik in Klein Wanzleben werde aber bestrebt sein, die technischen Anlagen auch künftig auszunutzen. Generell haben viele Landwirte mit dem Problem sinkender Erzeugerpreise und steigender Kosten zu kämpfen. Dazu kämen immer wieder Negativschlagzeilen über die Branche.