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Kriminalität Bespuckt, getreten, verprügelt

Die Kriminalstatistik 2016 für den Harzkreis liegt vor. Immer mehr Polizisten werden im Dienst Opfer von Gewalt.

Von Ingmar Mehlhose 25.03.2017, 01:00

Halberstadt l 6. Februar 2016. Eine Gaststätte am Steinweg in Quedlinburg. Plötzlich rastet eine Besucherin aus. Polizei und Rettungsdienst werden verständigt. Die 37-Jährige will sich nicht beruhigen. Sie tritt einer Sanitäterin in den Unterleib. Die Ordnungshüter versuchen, die übelste Schimpfwörter schreiende Ballenstedterin zu bändigen. Sie bricht einer Beamtin (32) den linken Mittelhandknochen. Die Kollegin ist bis zum 17. April dienstunfähig.

Das ist der gravierendste Fall, den Halberstadts Polizeisprecher Uwe Becker aus den Akten zitiert. Bespuckt, getreten, verprügelt – die Übergriffe ähneln sich.

„Jede Tat ist eine zu viel“, sagt Marco Zeuner. 63 waren es nach Angaben des Polizeidirektors 2016. 15 und damit 31,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Revierleiter: „Das können wir so nicht hinnehmen.“ Wie die Hemmschwelle immer weiter absinkt, ist schlicht „erschreckend“.

Der Spitzenbeamte stellt die Kriminalstatistik 2016 vor. 19.956 Delikte gab es, 13.869 wurden aufgeklärt. Die Quote liegt bei 69,5 Prozent. Ohne Asylbewerber sind es 13.657 Fälle, von denen 7.570 (55,4 Prozent) gelöst werden konnten. Das ist ein Plus von 5,3 Prozent zu 2016.

Sogenannte Straftaten gegen das Leben gab es drei. Zwei davon in Blankenburg und Halberstadt waren das tragische Ende innerfamiliärer Auseinandersetzungen. Im dritten Fall endete ein Streit unter Nachbarn in Ballenstedt tödlich. Aufklärungsquote 100 Prozent.

Laut Zeuner sehr positiv sind auch die Werte bei Sexualdelikten (84 Prozent), Rohheitsdelikten/Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie zum Beispiel räuberischer Diebstahl, Bedrohung und Nötigung (87,7) sowie Vermögens- und Fälschungsdelikten (66,5).

„Oft unbefriedigend, weil kein Ansatz erkennbar“ ist die Situation hingegen bei Diebstählen, erläutert der Polizeidirektor. Lediglich 24,4 Prozent der Fälle konnten als erfolgreich recherchiert zu den Akten gelegt werden.

Einen deutlichen Anstieg haben die Ermittler bei der Rauschgiftkriminalität (BtM) registriert. Für Marco Zeuner ist das keine Überraschung, denn es handelt sich um ein Kontrolldelikt. Er sagt: „Wir holen viele Straftaten aus dem Dunkel- in das Hellfeld.“ Insgesamt gab es zuletzt 742 Verstöße. 2016 waren es 518. Die Zahl der Drogentoten ist zudem im Vergleich zum Vorjahr von drei auf sechs gestiegen.

113 Beamte inklusive der Verwaltungsangestellten sind bei der Kripo im Harzrevier tätig. Dessen Chef bescheinigt dem Team um Kriminalrat Andreas Haberlag eine ausgezeichnete Arbeit. Was im Übrigen für alle 330 Beschäftigten gilt. Marco Zeuner: „Was die Kollegen 2016 geschafft haben, darauf sind wir stolz.“ Ein jeder habe seinen Anteil an der „Mannschaftsleistung“.