1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Goldene Lettern weisen den Weg

GedenkortGoldene Lettern weisen den Weg

Ein goldener Schriftzug und ein neues Tor weisen den Weg zur einstigen Synagoge. Heute ist das Areal ein Gedenkort in Halberstadt.

Von Renate Petrahn 23.08.2016, 08:00

Halberstadt l Ein Stück Geschichte ist dem alten jüdischen Viertel in Halberstadt zurückgegeben. Am Sonntagnachmittag wurde in Anwesenheit zahlreicher Besucher das Tor zum Ort der Erinnerung an die zerstörte Barocksynagoge, Bakenstraße 56, in feierlichem Rahmen übergeben. Der Entwurf für das Tor wurde von Professor Jan Fiebelkorn-Drasen nach historischen Unterlagen geschaffen, die Fertigung erfolgte durch den Halberstädter Schreinermeister Ralph Klingenberg. Im Beisein von Jizchak Auerbach, Ehrenbürger der Stadt Halberstadt, wurde der historische Schriftzug „Bet Tefila Israeli“ (Israelitisches Haus des Gebets) in der Bekrönung des Tores feierlich enthüllt und somit das Tor seiner Bestimmung übergeben.

Jutta Dick, die Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie, umriss aus diesem besonderen Anlass die Geschichte des Tores, die zugleich ein Stück Geschichte der jüdischen Gemeinde in Halberstadt verkörpert. Sie dankte allen Förderern und Unterstützern, die den Neubau des Tores zum Ort der Erinnerung ermöglicht haben. Den feierlichen Moment unterstrich auch Uri Faber, indem er auf Hebräisch eine Segnungsformel aus Jesaiah sprach, die von den Anwesenden mit Amen beantwortet wurde.

Die Ersten, die das Tor zum Ort der Erinnerung durchschritten, waren Jizchak Auerbach und seine Frau Zipora. Bei einem anschließenden Besuch des Berend-Lehmann-Museums für jüdische Kultur und Geschichte in Begleitung von Jutta Dick und Uri Faber waren die Porträtgalerie von ehemals in Halberstadt ansässigen jüdischen Familien und das Modell der ehemaligen Synagoge von besonderem Interesse für die Gäste aus Israel.

Jizchak Auerbach, der einem bedeutenden Rabbinergeschlecht entstammt, hat langjährige Freunde in Halberstadt, die ihn am Sonntagnachmittag mit großer Herzlichkeit begrüßten, so zum Beispiel der Ortschronisten Werner Hartmann. Aber auch mit ­Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) ist Jizchak Auerbach seit Langem bekannt. Gemeinsam weihten sie vor acht Jahren den Willi-Cohn-Platz in Halberstadt ein, wie Henke in seinem Grußwort sagte. Menschen wie Auerbach und Judith Biran stünden für Versöhnung und Verständigung mit ihrer alten Heimatstadt, unterstrich Henke voller Respekt an dem geschichtsträchtigen Ort

Jizchak Auerbach ist auf Einladung des Vereins zur Bewahrung des jüdischen Erbes in Halberstadt und Umgebung derzeit in der Kreisstadt zu Gast. Am heutigen Dienstagnachmittag findet um 16 Uhr im Ratssaal ein festlicher Empfang statt. Rund 60 Gäste werden dabei sein, wenn Wulf Gallert (Die Linke), Vizepräsident des Landtages Sachsen-Anhalt, eine Rede hält und sich Auerbach in das Goldene Buch der Stadt einträgt.