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Grüne Woche Lecker: Harz präsentiert sich

Die Internationale Grüne Woche in Berlin ist eine Reise wert. Mehr als 20 Aussteller kommen aus dem Harz.

Von Dennis Lotzmann 21.01.2017, 17:05

Berlin l Halle 23, Stand 146: Mehr muss der Grüne-Woche-Besucher eigentlich nicht wissen. Dort, in der großen Länderhalle, steht auch der Messestand des Landkreises Harz. Betreut von Annekathrin Degen und ihren Kolleginnen Karin Müller und Claudia Wahnfried bietet er Platz für zahlreiche Anbieter aus dem Harz, die sich und ihre Produkte einem internationalen Publikum präsentieren wollen.

Es mag zwar sein, dass sich auch mal ein Japaner oder eine Brasilianerin an den Harz-Stand verirren. Aber die Hauptzielgruppe gerade der touristischen Anbieter sind andere: Seit jeher sind die Berliner die treuesten Harz-Reisenden. Und die Hauptstädter stellen traditionell auch die größte Besuchergruppe auf der Grünen Woche – beste Chancen also für die Touristiker und Unternehmer der Region.

Aber nicht nur am Gemeinschaftsstand des Landkreises sind Aussteller aus dem Harz zu finden. Andere, wie der Wernigeröder Konditor Michael Wiecker, der gemeinsam mit der Hasseröder Brauerei zur Messe fährt, Feinkost Keunecke aus dem Ballenstedter Ortsteil Badeborn und Halberstädter Würstchen sind mit eigenen Ständen vertreten. Durch die Hallen schlendern und die Augen offenhalten, lohnt sich also.

Annekathrin Degen und ihre Kolleginnen Karin Müller und Claudia Wahnfried betreuen den Stand und informieren die Messebesucher mithilfe von Katalogen und Flyern über die „märchenhafte, mystische Welt des Harzes“, so die Eigenwerbung. „Ich hoffe auf viele Besucher, viele Kunden für die Direktvermarkter und auf ein gutes Nachmessegeschäft“, steckt Degen die Ziele ab.

Ob nach dem Ende der Grünen Woche viele Standbesucher auch den Weg in den Harz finden, lasse sich allerdings schwer abschätzen. Das Interesse sei auf jeden Fall gegeben, die Fragen seien sehr fachkundig: Wo kann man schön essen gehen, welches Museum ist empfehlenswert?

Aber eigentlich haben Annekathrin Degen und ihre Mitstreiterinnen ein Heimspiel: „Den Berlinern muss man nichts über den Harz erklären. Die sind uns ein wohlgesonnenes Publikum.“ Am Stand des Harzkreises gibt es auch Informationen vom Harzer Jodlermeister, der Tourismus GmbH Ilsenburg und der Tourist- und Kurinformation Blankenburg, die nicht mit Personal vor Ort sind.

Susann und Uwe Thielecke züchten im Oberharzort Tanne Rotes Höhenvieh. Im eigenen Hofladen verkaufen sie Fleisch und Wurst. Nach Berlin nehmen einige Spezialitäten mit: Rindersalami mit Kräutern und die Hirtenpeitschen. Persönlich sind die Beiden nur bis Montag vor Ort. Flyer und Infomaterial bleiben die ganze Zeit am Stand. „Wir erwarten nicht den Umsatz unseres Lebens“, sagt Tochter Julia. „Aber wir machen gerne Werbung für den Harz.“ Manche Standbesucher sind zwar nur auf der Jagd nach Häppchen, aber mit anderen lassen sich fachkundige Gespräche führen. Und manche von ihnen sehen Thieleckes sogar auf ihrem Hof in Tanne wieder.

Die neuesten Informationsmaterialien hat Christiane Strohschneider im Gepäck: Die Gastgeber- und Imagebroschüre und die neue Domschatz-Broschüre, die sich speziell den Halberstädter Kunstgegenständen widmet. „Die Resonanz ist immer sehr gut“, sagt die Chefin der Touristinfo. Das Besondere an der Grünen Woche: Oft kommen kleine Gruppen an den Stand, Kegelclubs etwa, die direkt vor Ort einen Kurzurlaub buchen. Denn: „Den Harz muss man keinem mehr erklären, Halberstadt auch nicht.“ Nur die Tatsache, dass nicht nur Quedlinburg, sondern auch Halberstadt einen Domschatz hat, das habe sich noch nicht überall herumgesprochen.

Der Familienbetrieb aus Harsleben stellt Fischspezialitäten her. Seit mehr als 20 Jahren ist das Unternehmen bei der Landwirtschaftsschau dabei. „Es ist wichtig, dass wir auch mit den Endverbrauchern ins Gespräch kommen“, sagt Geschäftsführer Alexander Reich. Normalerweise habe das Unternehmen ja nur Kontakt zu den großen Handelsketten. „Wir zeigen Präsenz als Marke“, sagt der Enkel des Firmengründers, und kann bei den Gesprächen auch gleich die oft gestellte Frage beantworten: „Wie kommt der Fisch überhaupt in den Harz?“ Aufklärung gibt es am Stand, und Probierhäppchen gleich dazu. In der kommenden Woche sogar einen Produkttest: Wodka mit Hering auf Pumpernickel.

„Erlebnis- und Wanderimkerei“ nennt der Hessener Enrico Kretschmar seinen Betrieb. Er war vergangenes Jahr das erste Mal auf der Grünen Woche, schließlich sei es wichtig, präsent zu sein: „Ich will auch Honig verkaufen, aber noch wichtiger ist es, mit den Menschen über Bienen ins Gespräch zu kommen.“

Es gehe dabei um Themen wie Ernährung und Naturverbundenheit. An seinem Stand bietet Kretschmar sein ganzes Sortiment an reinen Sortenhonigen – von Löwenzahn, Weißdorn und Akazie bis zur Harzer Spätsommertracht.

Eigentlich sind die Quedlinburger ja vor allem als Lieferant von Saatgut, Blumen und Kräutern bekannt. In dieser Funktion waren Geschäftsführer Kay-Uwe Petrich und sein Team schon mehrmals in Berlin. Doch dieses Jahr gibt es eine Premiere in den Messehallen unterm Funkturm. Die Quedlinburger betreiben eine eigene Speiseeis-Manufaktur mit Eiscafé und Eisdiele. Eine Auswahl der 70 Eissorten gibt’s auch in Berlin zu probieren.

Mit den Kollegen aus Halberstadt und Wernigerode teilt sich die Quedlinburger Tourismus GmbH die Zeit am Harzer Messestand. Standbetreuer Werner Richter ist vom 26. bis 29. Januar persönlich vor Ort und kann alle Fragen zur Welterbestadt beantworten. Zudem betreut er auch den Auftritt der Selketal-Stieg-Pool GmbH. „Wir kommen direkt an die Endverbraucher ran“, lobt Doreen Post von der Quedlinburger Tourist-Info die auch von vielen anderen Ausstellern geschätzten Vorzüge der Grünen Woche. Und was zeichnet die Besucher aus? „Sie sind an Kultur und an kulinarischen Dingen interessiert.“

Dass der Harz eines der beliebtesten Kurzreiseziele der Berliner ist, das merken auch die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) an jedem Wochenende. Seit mehr als zehn Jahren ist das Unternehmen deshalb auf der Grünen Woche vertreten, sagt HSB-Sprecherin Heide Baumgärtner. Am Harz-Messestand wirbt die HSB nicht nur für ihre 25 Dampflokomotiven, sondern auch für Sonderprodukte. „Dieses Mal haben wir das Faust-Osterspezial dabei“, sagt Unternehmenssprecherin Heide Baumgärtner.

Zum ersten Mal in Berlin ist der erst im vergangenen Jahr gestartete Tourismusverein Huy-Fallstein, der für die Region Osterwieck und Huy wirbt. Chefin Manuela Bode ist am 24. und 25. Januar selbst vor Ort. Sie setzt auf eine ganz spezielle Zielgruppe: „Die Grüne Woche richtet sich an Verbraucher, die eher naturverbunden sind.“ Die Region habe das anzubieten, was gerade im Trend der Zeit liegt: „Ursprünglichkeit und Entschleunigung.“ Im Gegensatz zu den großen Städten im Harz hat Manuela Bode aber ein Problem: Osterwieck und Huy kennt nicht jeder. Aber immerhin: „Den Namen Huy finden viele witzig“ – das bricht das Eis bei den Gesprächen am Messestand.

36 Kartons mit Werbematerial nehmen ihre Kollegen mit nach Berlin, sagt Wernigerodes Tourismus-Chefin Erdmute Clemens. Die bunte Stadt am Harz ist auf der Grünen Woche schon seit vielen Jahren vertreten. Rund 3000 Besucher werden sich am Ende der Woche wohl persönlich bei Marketingleiterin Corinna Filipski über die besonderen Reize und die Angebote Wernigerodes informiert haben, schätzt Tourismus-Chefin Erdmute Clemens aus Erfahrung ein.

Kein kulinarischer Genuss, dafür aber garantiert was für das Auge, sind die Puppen und Teddys, die Simone Schuldt und ihr Mann bei der Reise nach Berlin mit im Gepäck haben. Das Betreiber-Duo des Puppen- und Teddy-Museums im Schwanebecker Ortsteil Nienhagen gehört längst zu den Stammgästen der Grünen Woche.

„Wir sind seit 2011 mit dabei und freuen uns, den Harz-Kreis zu vertreten“, betont die 51-Jährige, die ihr kuscheliges Hobby vor Jahren zum Beruf gemacht hat. Simone Schuldt, die ursprünglich zu DDR-Zeiten Betonfacharbeiter mit Abitur gelernt hatte, arbeitete nach der Wende als Pflegerin in einem Altenheim und fing irgendwann mit der Puppensammelei an. Später halfen der Nienhagenerin, Zielstrebigkeit und handwerkliches Geschick, sich ihren Traum zu erfüllen. Sie verwandelte den leerstehenden Kleinbahn-Bahnhof von Nienhagen in ein Puppenmuseum, erweiterte mehrfach und ist längst alles andere als ein Geheimtipp. Diesmal hat Simone Schuldt eine Überraschung im Gepäck: Eigens für die Grüne Woche gebastelte Teddys, die ebenfalls im großen Präsentkorb mit Harzer Produkten einen Platz gefunden haben.

„Wir sind seit neun Jahren ununterbrochen dabei, weil ich es als eine sehr wichtige Verbrauchermesse ansehe“, sagt der Wernigeröder Konditormeister Michael Wiecker. Er ist mit sechs Mitarbeitern vor Ort in „der schönsten Länderhalle der Grünen Woche“. Sein spezieller Höhepunkt. Am Montag schneidet Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) eine eigens zu diesem Anlass kreierte Martin-Luther Torte an.

Wieckers Angebote reichen von herzhaft bis süß: Selbstverständlich gibt es Kuchen und Torten, aber auch echten Harzer Krustenbraten, Säfte von Dr.-Bosse-Traditionsobst aus Blankenburg – und Bier. Denn Wiecker betreibt seinen Stand gemeinsam mit der Hasseröder Brauerei. Drei Fassbiersorten gibt es, kündigt Vertriebsleiter Christian Neuhäuser an. Früher war das Unternehmen mit einem eigenen Stand vertreten, seit zwei Jahren nun gemeinsam mit Wiecker. Und warum überhaupt Grüne Woche? Die Antwort ist einfach: „Weil wir die größte Brauerei Sachsen-Anhalts sind.“

Das Halberstädter Traditionsunternehmen ist seit 27 Jahren in Berlin dabei. Dieses Mal mit einer Neuheit: Die Firma zeigt sein neues Design. Die Etiketten wurden neugestaltet. Das klassische Blau der Dosen erstrahlt nun in einem helleren Ton. Aber die Messebesucher dürfen nicht nur schauen. Probieren ist erlaubt, nicht nur von den Würstchen, sondern auch von Eintöpfen und Suppen.

„Wir sind Grüne Woche und seit 1991 dabei“, sagt Ekkehard Heilemann, Chef von Keunecke-Feinkost aus Ballenstedt/Badeborn, sichtlich stolz. Wer typische Harzer Gerichte probieren möchte, sei am Keunecke‘schen Stand richtig, um sich verführen zu lassen.

Die kulinarische Spanne reicht von Dönertopf über Harzer Griller und Exoten bis hin zu Harzer Knacker und Wurst-Leckereien. Hand in Hand mit den anderen Anbietern, die den Harz eher von der touristischen und musealen Seiten präsentieren, will der 62-jährige Heilemann mit Harzer Leckereien Lust auf Mehr machen.