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Kadaverfund Tote Kaninchen an Straße entsorgt

In Halberstadt wurden Kaninchenkadaver einfach auf einem Gehweg abgelegt. Im Harz grassiert eine Tierseuche.

Von Sabine Scholz 15.10.2016, 01:01

Halberstadt l Grausiger Fund an der Friedrich-Ebert-Straße. Die Kadaver von sieben Kaninchen sind mit blauen Mülltüten verhüllt, einfach an den Straßenrand gelegt worden. Eine aufmerksame Passantin entdeckt die Tüten, die am Gehweg gegenüber dem Landratsamt liegen. Die Frau informiert Polizei und Ordnungsamt. Auch ein Vertreter des Halberstädter Tierschutzvereins, der bei solchen Hinweisen aktiv wird, eilt an den Fundort. Die erste Annahme, dass es sich um tote Katzen handelt, bestätigt sich nicht. Es sind zwei graue, drei schwarz-weiße und zwei schwarze, mittelgroße Kaninchen, die hier illegal entsorgt wurden.

Die Tiere sind vermutlich an der Chinaseuche Typ 2 verendet. Das Virus grassiert momentan, wie Amtstierarzt Dr. Rainer Miethig auf Nachfrage bestätigt. „Zwei Tierärzte haben das Veterinäramt über diese Erkrankungen bei Kaninchen informiert“, sagt Miethig. Im Fall der sieben Tierkadaver konnte das Amt aber keine Untersuchungen mehr veranlassen, da die Information vom Tierschutzverein erfolgte, nachdem die Feuerwehr im Auftrag des Ordnungsamtes die Kadaver entsorgt hatte.

Die Chinaseuche Typ 2 wird von einem neuen Virustyp ausgelöst, erklärt Miethig, dem Typ RHD, was für Rabit Haemorrhagic Disease steht, also für eine hämorrhagische Kaninchenseuche. „Diese Krankeit ist weder anzeige- noch meldepflichtig, aber hochinfektiös“, sagt Miethig. Und eine mit fast 100-prozentiger Todesrate. Meistens trete ein plötzlicher Tod ein, die Inkubationszeit betrage maximal drei Tage.

„Die Tiere zeigen kaum Auffälligkeiten, blutiger Nasenausfluss und hohes Fieber sind allerdings möglich. Das Virus ist sehr umweltstabil, in der kalten Jahreszeit tritt die Erkrankung jedoch nicht so häufig auf. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, aber auch über Insekten oder Kleidung bzw. Schuhwerk“, so der Amtstierarzt weiter.

Angesichts des hochinfektiösen Erregers, der eben auch über Fliegen übertragen werden kann, sei der Fall der illegalen Entsorgung der Kadaver besonders bedenklich, heißt es seitens des Tierschutzvereins. Dadurch werde eine weitere Ausbreitung der Seuche begünstigt. „Generell ist dieses Entsorgen am Straßenrand nicht akzeptabel. Deshalb wurde bei der Polizei eine Anzeige wegen illegaler Entsorgung erstattet“, sagte Waltraud Hammer, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Hinweise auf den Tierhalter können an Ordnungsamt, Polizei oder Tierschutzverein gemeldet werden.

Auch Rüdiger Jerxsen vom Vorstand des Halberstädter Rassegeflügelzuchtvereins bestätigte gegenüber der Redaktion, dass es im Landkreis Harz Vorkommen der Kaninchen-Seuche gibt. „Wir haben vom Veterinäramt des Landkreises nochmals den Hinweis bekommen, bei unseren Kleintiermärkten in Harsleben nur geimpfte Tiere zuzulassen“, sagte Ausstellungsleiter Rüdiger Jerxsen.

Wobei letzteres durchaus problematisch werden könnte. Denn eine Schutzimpfung gegen RHD-Virustyp 1 ist möglich, gegen Typ 2 ist nach derzeitigem Kenntnisstand kein zugelassener Impfstoff in Deutschland vorhanden, erklärt Amtstierarzt Rainer Miethig. „Tierärzte können aber bei der obersten Landesbehörde eine Ausnahme zur Verwendung von ausländischem Impfstoff beantragen.“

Da die Impfung, wie Rüdiger Jerxsen sagt, teuer ist, verzichten manche Züchter darauf. Und viele Kaninchenhalter seien auch nicht in den Zuchtvereinen organisiert.

Noch nicht betroffene Kaninchen sollten separiert werden, sehr gute Hygiene und Desinfektion sind erforderlich, denn überlebende Tiere scheiden massiv den Virus aus, erklärt der Amtstierarzt. Deshalb sollte immer der Hoftierarzt informiert werden. „Hauptsächlich sterben Jungtiere, aber auch Alttiere. Erkrankungen von Feldhasen und Wildkaninchen sind ebenfalls möglich. Menschen können sich jedoch nicht infizieren“, so Miethig.

 

Nähere Informationen im Internet unter www.kaninchen-lsa.de