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Klusfelsen Klause-Decke fast vollständig eingebrochen

Knut Schneider warnt vor dem Verlust des Halberstädter Denkmals Klusfelsen. In der Klause ist ein großes Deckenstück eingestürzt.

Von Jörg Endries 16.12.2016, 00:01

Halberstadt l Sauer ist Knut Schneider über die nach seinen Worten „katastrophale Situa­tion“ am unter Denkmalschutz stehenden Klusfelsen im Süden Halberstadts. Seit vielen Jahren setzt sich der engagierte Halberstädter für den Erhalt der „deutschlandweit einmaligen Felsformation und der ­darin befindlichen Baudenkmale Kapelle und Klause“ ein. „Vor wenigen Tagen ist erneut ein sehr großes Deckenteil der Klause eingebrochen“, informierte Knut Schneider aufgebracht. Am 10. Dezember habe er das vor Ort festgestellt.

„Die in den vergangenen dreieinhalb Jahren von mir immer wieder vorausgesagten Schädigungen an der Decke der Einsiedlerklause sind leider zu 100 Prozent eingetreten“, bedauert Schneider. Der pensionierte Maschinenbauingenieur befürchtet, dass sich jahreszeitbedingt weitere große Schäden einstellen könnten. „Und das nicht nur an der Klause, sondern auch an der ­Kapelle. Ich befürchte, dass durch Risse in den Fels eindringendes Regenwasser bei Frost sowohl die Klause als auch die Kapelle weiter massiv schädigen wird.“ Vor diesem Hintergrund fordert Knut Schneider als Sofortmaßnahme, Kapelle und Klause mit Folie einzudecken und zur Windsicherung PVC-Gitternetze darüber zu spannen.

Dass im Halberstädter Rathaus seine Warnungen und Empfehlungen, wie er es empfindet, in den Wind geschrieben werden, ärgert den Engagierten, der für seine Heimatstadt brennt. Ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass das Weinfass im Keller des Jagdschlösschens ins Guinness-Buch der Rekorde kam, in den 1990er Jahren setzte er sich für den Wiederaufbau des Halberstädter Stadtzentrums ein. Was man an Schneider hat, ist im Rathaus bekannt. Dort hatte er bereits die Ehre, sich ins Goldene Buch eintragen zu dürfen.

Die von Knut Schneider gescholtene Stadtverwaltung hat sich beim Klusfelsen für einen anderen Weg entschieden. Erst vor Kurzem haben Mitarbeiter der Bergsicherung Ilfeld GmbH, ein Spezialbetrieb aus Thüringen, im Auftrag der Kommune die einsturzgefährdete Kapelle mit dem Einbau einer Stahlkonstruk­tion gesichert. 28 000 Euro sind dafür aus dem städtischen Etat zur Verfügung gestellt worden.

Die etwa 56 Tonnen schwere Decke der Kapelle ruht nun auf dicken Stahlträgern. „Die Arbeiten wurden perfekt ausgeführt. Die unmittelbare Gefahr eines Einsturzes ist damit gebannt“, bestätigte im Volksstimme-Gespräch Gutachter Dr. Volker Lind. Die Stahlträger seien so extrem belastbar, dass bereits einer die Deckenlast tragen könnte, so Volker Lind. Er bestätigt jedoch, dass der Sandstein des Klusfelsens extrem weich und in Schichten mit Ton versetzt ist, was die Lage dramatisiert. Damit ist der Fels für Feuchtigkeit empfindlich, die das Gestein auflöst.

Anders als Knut Schneider sieht Volker Lind die Lage an der benachbarten Klause. Die sei nicht ganz so dramatisch. Dort sei in den zurückliegenden Monaten die Decke zu großen Teilen eingebrochen. Damit sei dort keine Gefahr in Verzug. „Der Sicherungsaufwand ist aufgrund der Abbrüche nicht so hoch“, betonte Volker Lind. Trotzdem müsse sich die Stadt entscheiden, wie man künftig mit den Klusfelsen umgeht. Ein Betreten des beeindruckenden Bau- und Naturdenkmals ist nach der Notsicherung noch immer nicht möglich.

Die von Knut Schneider favorisierte Dauerlösung, die nach seiner Meinung auf Jahrzehnte eine touristische Nutzung der eindrucksvollen Felsforma­tion wieder ­ermöglicht hätte, ist vom Stadtentwicklungsausschuss während einer Vorort-Beratung am Klusfelsen im September abgeschmettert worden. Ein Fakt, der den umtriebigen Halberstädter wütend macht.

„Ich habe bereits 2011 mit der Bergakademie Freiberg ein Sanierungskonzept erarbeitet. Eine Fachfirma aus Chemnitz stand für die Umsetzung bei Fuß.“ Schneider wollte die einsturzgefährdeten Räume im Klusfelsen mit einer Moniereisen-Gitterträgerkon­struktion sichern, die mit einer Holzverschalung zwecks Einbringung einer Spezialsandsteinbetonmischung versehen wird. „Das ist nach wie vor möglich, auch bei der Klause“, betonte Schneider im Volksstimme-Gespräch. Dafür müssten die Bruchstücke der zerbröselten Decke gesichert werden. Der Sand könnte beim Einbau der von mir empfohlenen Gitterkonstruktion wieder verwendet werden.“