1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Dunkle Wolken über Eilenstedter Freibad

Kommunalfinanzen Dunkle Wolken über Eilenstedter Freibad

Drei der vier Freibäder in der Gemeinde Huy sind am Wochenende offen. In Eilenstedt steht die Zukunft vor einem großen Fragezeichen.

Von Dennis Lotzmann 20.05.2016, 16:00

Gemeinde Huy l Sommerbad Badersleben? Offen für Badelustige, die vor 16 bis 17 Grad Celsius Wassertemperatur nicht zurückschrecken. Badeanstalt Aderstedt? Am morgigen Sonnabend wird der Saisonstart ab 15 Uhr mit einer Visite von Neptun, einem Programm der Kindergarten-Kinder und dem Auftritt einer Musikband zelebriert. Dedeleben? Das Freibad ist bereits geöffnet. Beim heutigen langen Saunatag sind Fans von Hitze und Abkühlung im mobilen Saunafass willkommen. Und Freibad Nummer vier in Eilenstedt? Eine klare Perspektive gibt es bislang nicht – ob es eine Sommersaison 2016 geben wird, steht in den Sternen. Eine grundsätzliche Weichenstellung wird am Donnerstag, 26. Mai, in der Sitzung des Ortschaftsrates erwartet.

Wohin die „Reise“ geht, ist offiziell zwar noch völlig offen, lässt sich aber zumindest erahnen. Huy-Bürgermeister Thomas Krüger (CDU) bleibt auf Anfrage wortkarg: „Wir müssen noch eine Reihe von Fragen klären“, sagt er. In der Ratssitzung kommende Woche werde die Öffentlichkeit informiert.

Wirklich positiv, lässt Krüger zwischen den Zeilen durchblicken, scheint die aktuelle Situation nicht zu sein. Wo genau die Knackpunkte liegen, will der Kommunalpolitiker nicht sagen. Noch nicht. Nur soviel: Der Klärungsbedarf sei umfangreicher, der finanzielle Bedarf größer.

Nach Recherchen der Volksstimme ist wohl eine ausgelaufene Einleitgenehmigung für das Spülwasser der Filteranlage das entscheidende Problem. Dessen Entsorgung muss über das Kanalsystem vorgenommen werden. Und dafür scheint es nach Volksstimme-Recherchen bislang weder eine Genehmigung noch die baulichen Voraussetzungen in Form eines Anschlusses zu geben. Letzteres dürfte mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten der verschuldeten Gemeinde Huy ein maßgebliches Problem sein.

Damit könnte die Diskussion im Ortschaftsrat am kommenden Donnerstag schlimmstenfalls ins Aus für das Freibad münden. Und ganz gleich, wie die Eilenstedter Ortschaftsräte die Weichen dann stellen, ist schon jetzt eines klar: es geht um ein Politikum.

Schließlich haben die Huy-Gemeinderäte schon im Frühjahr 2011 grundsätzliche Weichen gestellt, als sie der Einwohnerschaft auf Druck der Kommunalaufsicht ein Konsolidierungskonzept verordneten. Ein Punkt dabei: Zwei der damals noch drei kommunalen Freibäder sollen schrittweise privatisiert oder geschlossen werden. Die Zielstellung: Im Jahr 2016 – und damit jetzt – soll es nur noch ein Freibad in kommunaler Regie geben.

Bei der schweren Frage, welche zwei Freibäder aus kommunaler Regie entlassen und schlimmstenfalls geschlossen werden, haben die Dedelebener den Räten die Entscheidung erleichtert. Sie gründeten im Sommer 2013 einen Förderverein. Dessen heute rund 120 Mitglieder sind Pfingsten in ihre dritte Saison gestartet.

Und die Vereinsmitglieder setzen nicht nur auf Spaß im Wasser, sondern besondere Alleinstellungsmerkmale, wie Vorstandssprecher Christian Wenig betont: Am heutigen Freitag lockt ab 15 Uhr wieder die lange Saunanacht. „Erst schwitzen im mobilen Saunafass und dann abkühlen im 17 Grad kalten Wasser, das macht richtig Spaß“, weiß Wenig und betont: „Wir müssen uns von den anderen Freibädern abheben und eigene Akzente setzen.“ Es sei gut möglich, dass die bislang ein bis zwei Sauna-Aktionen pro Jahr irgendwann in den Bau einer dauerhaften Sauna auf dem Badgelände münden.

Seit die Dedeleber das Schicksal „ihres“ Freibades in die eigene Hand genommen haben, steht die Frage der langfristigen kommunalen Perspektive „nur“ noch zwischen Badersleben und Eilenstedt. Dass dabei das zentral gelegene Freibad am Grundschul-Standort Badersleben das Rennen macht, dürfte im Huy niemand ernsthaft bezweifeln. Was wiederum die Perspektive für Eilenstedt in den Fokus rückt. Realistisch betrachtet, könnten dort schon in diesem Sommer die Lichter ausgehen.

Das aber will Ortsbürgermeister Volker Sander (parteilos) verhindern. Ähnlich wie Huy-Bürgermeister Thomas Krüger will auch er vor der Ratssitzung am kommenden Donnerstag noch nicht ins Detail gehen: „Wir werden dann ab 19.30 Uhr im öffentlichen Teil über das Freibad diskutieren“, kündigt der 51-Jährige an. Gibt es einen Eröffnungstermin für diese Saison? „Nein, es gibt noch keinen“, so Sander.

Dem parteilosen Kommunalpolitiker, der nicht nur in Eilenstedt aktiv ist, sondern auch im Gemeinderat Huy sitzt, stinkt die strikte und von oben verordnete Rotstiftpolitik längst mächtig: „Uns werden einerseits immer mehr finanzielle Belastungen übergeholfen, andererseits wird alles gestrichen, was das Leben im Dorf lebenswert macht.“

Konkret: Nach der Novelle des Kinderförderungsgesetzes müsse die Gemeinde Huy jährlich 500 000 Euro mehr aufbringen, so Sander. Hinzu komme der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst – 4,7 Prozent in zwei Jahren. „Das alles müssen wir trotz des Haushaltslochs irgendwie aufbringen, da führt absolut kein Weg dran vorbei. Gleichzeitig verzichten wir ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker seit 2011 auf 25 Prozent unserer Aufwandsentschädigung – das kann es doch nicht sein“, erinnert Volker Sander.

Und der 51-Jährige meldet grundsätzlichen Korrekturbedarf am Konsolidierungsprogramm an: „Immer wieder ist von sprudelnden Steuereinnahmen die Rede, wir haben in Deutschland Geld für alles mögliche – und hier in unseren Dörfern wird alles weggespart.“ Dabei gehe es nicht nur um die beiden kommunalen Freibäder, sondern um Grundsätzliches. Um die freiwilligen Angebote, die längst am untersten Level angekommen seien. Und um die Vereine, die bekanntlich die Seele eines Dorfes seien. „Für mich persönlich stellt sich die Grundfrage, ob das Konsolidierungsprogamm von 2011 noch zeitgemäß ist“, so der 51-Jährige.

Übrigens: Die beiden kommunalen Freibäder schlagen nach Sanders Worten mit jährlich 50 000 Euro zu Buche.