1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Unesco-Urkunde für Schachdorf

Kulturerbe Unesco-Urkunde für Schachdorf

Schwarz auf Weiß: 1000 Jahre Schachtradition in Ströbeck ist in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.

Von Jörg Endries 01.06.2017, 01:01

Halberstadt l Ein großer Tag für das Schachdorf Ströbeck. Die über 1000-jährige Schach­tradition hat am Montag in Berlin in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns die Urkunde der Deutschen Unesco-Kommission zur Aufnahme in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes erhalten – zusammen mit 35 weiteren Kulturformen, die im Dezember 2016 neu in die Liste aufgenommen worden waren, informiert Rathaussprecherin Ute Huch.

Ein Termin, der zur Chefsache im Halberstädter Rathaus erklärt wurde. Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke), Ströbecks Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) nahmen die Auszeichnung entgegen, sowie Altbürgermeister Rudi Krosch, Ortschronistin Renate Krosch, die seit Jahren zur Ströbecker Geschichte, insbesondere der Schachgeschichte forscht. Mit dabei war außerdem die Leiterin des Schachmuseums, Kathrin Baltzer, die den Kulturerbeantrag erarbeitet hatte, so Ute Huch.

Ganz besondere Freude über die Aufnahme in die Kulturerbeliste war dem Ehepaar Krosch ins Gesicht geschrieben. „Sie waren die Initiatoren der fast wahnwitzig anmutenden Idee, die Ströbecker Schachtradition zum Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen“, so Ute Huch. 2007 holten sie Kathrin Baltzer mit ins Boot für die Antragstellung. Als 2013 Deutschland der Unesco-Kategorie „Immaterielles Kulturerbe“ beigetreten war, unterstützte das Ehepaar Krosch weiter aktiv das Antragsverfahren, das nun in Berlin mit der Übergabe der Auszeichnungsurkunde gekrönt wurde. Damit hat die Ströbecker Schachtradition die Chance, von Deutschland als Weltkulturerbe vorgeschlagen zu werden.

„Wir sind sehr froh, dass wir es im zweiten Anlauf auf die Liste geschafft haben. Jetzt muss man die Daumen drücken, dass es im nächsten Schritt mit dem Welterbe-Status klappt“, sagen Renate und Rudi Krosch auf Volksstimme-Nachfrage.

Ortsbürgermeister Jens Müller erinnerte an die Verdienste seines Vorgängers Rudi Krosch für die Aufnahme in die Kulturerbeliste. „Dass wir das geschafft haben, ist den vielen Generationen von Ströbeckern zu danken, die die Tradition des Schachspiels gepflegt haben und dies weiterhin tun“, betonte er im Volksstimme-Gespräch. Dieser Verantwortung sei man sich in Ströbeck bewusst. „Wir müssen aber auch neue Ideen verfolgen und dürfen nicht stehenbleiben. Das wird schon in den kommenden Wochen und Monaten geschehen“, so Jens Müller. Er wünscht sich, dass 2022, wenn Ströbeck Gastgeber für die Kulturdörfer Europas ist, das Schachdorf den Sprung in das Unesco-Weltkulturerbe schafft. „Das wäre so toll.“

Andreas Henke zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Kulturtraditionen, die an diesem Abend ausgezeichnet wurden. „All die Formen der Traditionspflege bis zu den Schachsymbolen an den Häuserfronten geben den Menschen ein Gefühl von zuhause“, so Henke.

Im Schachdorf Ströbeck wird die Aufnahme in die Kulturerbeliste am 19. August gebührend mit einem Festakt und Ehrengästen gefeiert werden, so Ute Huch. Natürlich gehören auch eine Dorfmeisterschaft im Schach sowie der Auftritt des Lebendschachensembles dazu.