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MoVo Silberner Uhu für bunte Vögel

Die MoVo, Ausstellung Moderne Vogelbilder, in Halberstadt ist eröffnet. Zum Start wurde der Jury-Preis vergeben.

Von Sandra Reulecke 26.06.2017, 01:01

Halberstadt l Gestatten: Familie Takahe. Während sich die Mutter liebevoll um den Nachwuchs kümmert, schaut sich der Vater neugierig in der Gegend um. Diese Szene ist auf dem Jury-Liebling der diesjährigen Ausstellung Moderne Vogelbilder, kurz MoVo, zu sehen. Das Werk von Dr. Elke Gröning und 112 weitere Bilder sind seit Sonntag im Heineanum zu bewundern.

„Die Komposition überzeugt durch die große Klarheit, ohne starr zu wirken, und durch die Anordnung der Vögel in der Profil- und Frontalansicht“, lobt Frank-Ulrich Schmidt. Der Vorsitzende des Förderkreises für Vogelkunde und Naturschutz am Museum Heineanum hielt die Laudatio für Elke Gröning.

Von Haus aus ist sie keine Künstlerin, sondern Wissenschaftlerin. Das eine ist für sie nicht vom anderen zu trennen. „Ich beschäftige mich für meine Arbeit hauptsächlich mit Tieren, die ausgestorben sind“, erläutert sie. „Man muss sehr gut und genau zeichnen können, um sie zu rekonstruieren.“

1955 geboren, studierte Elke Gröning Biologie in Marburg und Geowissenschaften in Berlin. Mittlerweile ist sie an der TU in Clausthal beschäftigt und ihr Tätigkeitsfeld die Paläontologie. An der MoVo, die alle zwei Jahre veranstaltet wird, hat sich die Wissenschaftlerin bereits zum vierten Mal beteiligt und auch jedes Mal an der Eröffnungsveranstaltung teilgenommen. Dass sie bei dieser nun im Mittelpunkt stehen würde, habe sie überrascht. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich gewinne“, gesteht sie.

Dass sie mit ihrer Darstellung auf die Gefährdungssituation der Takahes hinweist, hat die Jury überzeugt, berichtet Frank-Ulrich Schmidt. Denn die flugunfähigen, farbenprächtigen Vögel, die in Neuseeland beheimatet sind, sind stark bedroht. Die Nordinseltakahe gelten bereits seit dem 19. Jahrhundert als ausgerottet. Wie Schmidt berichtet, gibt es zurzeit nur etwa 300 Südinseltakahe.

Artensterben und Naturschutz sind auch die Themen, die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke in ihrer Begrüßungsrede anspricht. Die Grünen-Politikerin ist die Schirmherrin der diesjährigen MoVo. „60 Prozent aller Vogelarten in Deutschland sind gefährdet“, klagt sie. In den letzten Jahrzehnten seien 13 Arten ausgestorben oder gelten als verschollen. „Wenn wir so weitermachen, werden unsere Enkel manche Vogelarten nur noch von Bildern kennen.“ Sie hoffe, dass das auf die Vögel, die in der MoVo zu sehen sind, nicht zutrifft.

Einen ähnlichen Tenor hat die Rede von Dr. Norbert Schäfer. Der Landesvorsitzende des Landesbundes für Naturschutz Bayern ist der Einladung nach Halberstadt gefolgt. Humorvoll und bemüht, Hochdeutsch zu sprechen, zeigte er zudem die Gemeinsamkeiten zwischen Künstlern und Naturschützern auf: Verständnis für Biologie, Blick für Details, ein Auge für Schönes, Begeisterung und Verantwortung.

Wie das die Teilnehmer der MoVo umgesetzt haben, ist noch bis Oktober im Halberstädter Vogelkundemuseum Heineanum zu sehen. Zu den regulären Öffnungszeiten werden auf Anfrage Gruppenführungen durch die Bilderschau im Städtischen Museum angeboten. Besucher haben übrigens die Möglichkeit, ihren eigenen Favoriten unter den Werken zu wählen. Zum Ende der Ausstellung wird der Publikumspreis vergeben.