Museen Zweige, Krepp und Farbe

Nach einem erfolgreichen ersten Durchgang entstehen jetzt im Halberstädter Heineanum wieder MuseobilBoxen.

Von Sabine Scholz 15.03.2017, 00:01

Halberstadt l Mussten sie beim ersten Mal noch gezielt Kindertagesstätten in der Stadt ansprechen, kamen für den zweiten Durchgang die Einrichtungen schon auf sie zu. Die kleine Mitarbeiterschar des Naturkundemuseums Heineanum freut, dass das Projekt „MuseobilBOX – Museum zum Selbermachen“ so gut ankommt, bei Erziehern wie Kindern gleichermaßen.

Im vergangenen Jahr gab es das vom Bundesverband Museumpädagogik e.V. organisierte Angebot zum ersten Mal. Schon damals hatte das Heineanum Glück und gehörte zu den ausgewählten Einrichtungen. Weil es gut lief, wurde auch der Antrag auf Folgefinanzierung genehmigt, wie Rüdiger Becker, Direktor des Heineanums berichtete. Finanziert mit 16 150 Euro über das Förderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden nun erneut Ehrenamtler und Honorarkräfte gewonnen, das Projekt zu begleiten.

So sind die freiberuflich tätigen Museums­pädagogen Berit Lacher und Jekaterina Sporleder sowie die über den Verein Freunde fürs Leben gewonnenen Ehrenamtler Carina Freye und Anneliese Lampe im Einsatz und arbeiten mit Vorschulkindern aus der Tagesstätte „Regenbogen“ an den großen Boxen, die am Freitagnachmittag mit einem kleinen Fest den Eltern und Freunden der Kinder präsentiert werden.

Je zwei Gruppen aus dem „Regenbogen“ und aus der Marie-Hauptmann-Stiftung kommen in den Genuss dieser besonderen Begegnung mit einem Museum sowie in der ersten Woche der Sommerferien eine Hortgruppe aus der Kindertagesstätte „Kinderland“ in Halberstadt.

Mit den Einrichtungen wurden Kooperationsverträge geschlossen, berichtet Becker, die „hauseigene“ Museumspädagogin Evelyn Winkelmann begleitet das Projekt inhaltlich mit. Vor allem, wenn es um die Herausgabe von Präparaten und Ähnlichem geht, ist Fachkenntnis gefragt.

Unter dem Titel „Feder, Schnabel – ein Vogel“ treffen sich die Gruppen in ihren vereinbarten Zeitrahmen elf Mal für zwei Stunden. Schon bei der ersten Begegnung in den Räumen der Tagesstätten sind Präparate mit dabei. „Die Kinder müssen eine Feder ja auch mal anfassen oder einen Vogel aus der Nähe betrachten können“, sagt Rüdiger Becker. Dann erkunden die Mädchen und Jungen das Naturkundemuseum am Domplatz, schauen sich in der Ausstellung um, wählen ihren Vogel aus, für den das Museum zum Selbermachen entstehen soll.

Und dann wird geklebt, gemalt, gebastelt. Naturmaterialien, Krepppapier, Fotos – die Materialvielfalt ist groß, aus der die Kinder schöpfen. Und weil so konzentriertes Arbeiten hungrig macht, ist in dem Projektgeld ein Anteil für Verpflegung vorgesehen. Gesundes wie Möhren, Gurken, Bananen und Co. kommt dann auf den Tisch.

Für Rüdiger Becker ist dieses Projekt kultureller Bildung ein Erfolgsmodell. „Ein Museum soll sammeln, bewahren, forschen und ausstellen. Letzteres erleben die Kinder jetzt auf ganz andere Weise. Sie lernen, dass ein Museum nichts Altes, Verstaubtes ist, sondern etwas sehr Lebendiges, das neue Ideen aufgreift und auch einfordert.“