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Naturdenkmal Klusfelsen, ein Fass ohne Boden?

Eile ist geboten, um Klause und Kapelle im Klusfelsen vor dem Verfall zu retten. Das Halberstädter Naturdenkmal stürzt ein.

Von Jörg Endries 24.08.2016, 01:01

Halberstadt l Einzigartig sind die Klusfelsen im Süden Halberstadts. Die Sandsteinformation, die mit dem markanten Fünffingerfelsen und dem ­Teufelsstuhl stark an die sächsische Schweiz erinnert, ist bedroht. Der Zahn der Zeit und Witterungseinflüsse gefährden den Bestand des ­Naturdenkmals. Vor dem Betreten wird seit Jahren gewarnt beziehungsweise ist es sogar verboten. Erst Anfang Juli hat die Stadtverwaltung Halberstadt Alarm geschlagen, weil erneut in der sogenannten Klause des Klusfelsens große Teile der Sandstein­decke abgestürzt sind. Die ehemalige Einsiedelei, die erstmals in historischen Quellen 1070 auftaucht, musste wegen Lebensgefahr verschlossen werden.

Jetzt muss der Stadtrat Halberstadt Farbe bekennen, ob das Denkmal Bestand haben soll oder ob man der Natur freien Lauf lassen will. Nach dem erneuten Einsturz hat die Stadtverwaltung Experten beauftragt, den Schaden zu begutachten. Das Ergebnis ist niederschmetternd.

Im vorliegenden Ratsbeschluss heißt es: „Dieser erneute, nicht unerhebliche Abbruch hat gezeigt, dass nunmehr dringender Bedarf zum Handeln besteht und die geplante Zeitschiene (Ausführung der Arbeiten 2017) das Risiko in sich birgt, dass die Schäden noch größer werden und unter Umständen unumkehrbar sein können. Sowohl das Ing.-Büro Dr. Lind als auch Vertreter der Bergsicherung Ilfeld GmbH haben nach dem Deckenbruch im Rahmen einer Ortsbegehung die Befürchtung, dass die Standsicherheit von Klause und Kapelle, bezüglich des Faktors Zeit, gefährdeter sind als bisher angenommen.“ Die Experten sind der Meinung, dass schnell noch vor Wintereinbruch eine statische Notsicherung mit einer Stahlkonstruktion erfolgen muss. Eine entsprechende Baugenehmigung liege vor.

„70 000 Euro werden benötigt, um die Klause zu sichern“, ­informiert auf Volksstimme-Anfrage Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt. Mit dem Geld wäre allerdings nur eine statische ­Notsicherung möglich. Die Klause sei damit auf keinen Fall wieder begehbar. Für eine Sanierung beziehungsweise langfristige Sicherung, um das Denkmal touristisch wieder nutzen zu können, sei ­wesentlich mehr Geld notwendig.

Der Zerfall des weichen Sandsteins schreitet in einem beängstigenden Tempo voran. Vor gut vier Jahren hat der Verein Halberstädter Berge, der sich die Sicherung des Klusfelsens auf die Fahne geschrieben hat, ein Verfahren favorisiert, den Felsen mit einer speziellen Klebemasse zu „impfen“, um ihn so zu stabilisieren. Damals rechnete man mit 70 000 Euro Investkosten, um den Felsen nachhaltig zu retten. Heute reicht die Summe gerade noch für eine Notsicherung.

Die Stadtverwaltung Halberstadt hat mittlerweile eine Eilvorlage für den Stadtrat erarbeitet, um die Finanzierung der ­Sicherungsarbeiten auf den Weg zu bringen. Völlig offen ist jedoch, ob der Stadtrat in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am 8. September angesichts der angespannten Haushaltslage dafür grünes Licht geben wird.