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Osterfest Wenn der Osterhase seine Verstecke vergisst

Torsten Schuhardt ist seit 1984 im Halberstädter Tiergarten der Osterhase. Bei einer Tasse Kaffee plauderte er ein wenig aus seinem Leben.

Von Sandra Reulecke 15.04.2017, 13:04

Halberstadt l Die Vorbereitungen sind abgeschlossen: Die gefärbten Eier sind im Handkarren verstaut, die Dekoration aufgehängt und das Fell glänzt. Zeit für den Osterhasen, sich kurz vor den Feiertagen eine Tasse Kaffee zu gönnen.

Der Osterhase – das ist im Halberstädter Tiergarten seit 1984 Torsten Schuhardt. Jahr für Jahr beschenkt er Mädchen und Jungen beim Osterfest auf dem Gelände, so auch am morgigen Sonntag zwischen 11 und 16 Uhr. Der 54-Jährige freut sich auf den Trubel – bis zu 3000 Kinder und Erwachsene begrüßt er dann in seinem Plüschkostüm. Das behandelt er mit extra viel Weichspüler, verrät der Halberstädter mit der auffällig hohen Stimme.

„Viele, die in den ersten Jahren als Kind zu mir gekommen sind, bringen jetzt ihre eigenen Kinder mit“, berichtet er stolz. Die Anerkennung tue ihm gut. Denn er schlüpfe nicht nur in das Hasenkostüm, um Kinder zu erfreuen. „Ich möchte anderen zeigen, dass sie sich mit einer Behinderung nicht verstecken müssen. Man kann trotzdem etwas schaffen.“

Torsten Schuhardt leidet an einer geistigen Behinderung. Dennoch ist er berufstätig und seit 1979 als Helfer im Tiergarten tätig. Die Arbeit mit den Tieren und der Rückhalt im Team sind ihm wichtig. Am liebsten sei er jedoch als Osterhase im Einsatz, verrät er. Für ihn als Katholiken sei Ostern der höchste Feiertag, den er schon als Kind sehr mochte.

Mittlerweile feiert er sogar mehrmals im Jahr: Auch beim „AnEiern“ auf der Jahnwiese, das der Verein „Halberstädter Berge“ organisiert, verkleidet er sich er als Langohr.

„Kleine Kinder haben manchmal zuerst Angst, wenn sie mich sehen. Dann muss ich sie trösten“, berichtet Torsten Schuhardt. Die meisten freuen sich jedoch über seinen Anblick. Sie singen für ihn oder tragen Gedichte vor. Wer besonders gut ist, darf sich über Extra-Eier freuen.

Wo man die hinlegt, sollte man sich übrigens gut merken. „Es kam schon vor, dass wir beim Verstecken welche aus dem Vorjahr gefunden haben“, gesteht er lachend. Er rät dazu, es jüngeren Kindern bei der Suche nicht zu schwer zu machen. „Bei den Älteren darf es ruhig schwieriger sein – aber man sollte ihnen helfen und Tipps geben, wo die Eier sind, das mach‘ ich auch immer.“

Welchen Tipp hat er für alle, bei denen der Osterhase zu viele Eier versteckt hat? „Einen Eiersalat machen, der schmeckt immer.“