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Rettungsdienst Letzte Lücke im Digitalfunknetz

Das Digitalfunknetz für die Rettungsdienste hat sich im Harz bewährt. Es gibt aber noch eine Lücke.

Von Dennis Lotzmann 08.02.2018, 12:45

Wernigerode l Das jüngste Orkantief „Friederike“. Unfälle und Unglücke. Vermisste Personen, Brände oder gar Anschläge. Und – quasi ganz aktuell – verletzte Wintersportler oder Wanderer im Oberharz. Sollen Sicherheitsbehörden und Rettungsdienste schnell und effizient agieren, sind sie auf ein perfektes Zusammenspiel angewiesen. Ein Dreh- und Angelpunkt ist dabei die funkbasierte Kommunikation. Gut vier Jahre nach Inbetriebnahme des Digitalfunks der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – so die ganz offizielle Bezeichnung – in Sachsen-Anhalt fällt die Bilanz des Harzer Kreisbrandmeisters Kai-Uwe Lohse fast rundum positiv aus.

„Keine Frage – im Vergleich zu den früheren analogen Funknetzen ist der Digitalfunk ein echter Quantensprung“, so der Verantwortliche der Harzer Feuerwehren, der in Personalunion den Fuhrpark des kreiseigenen Eigenbetriebs Rettungsdienst leitet. Und Lohse würde dem Digitalfunk die maximale Punktzahl geben, gäbe es nicht eine noch bestehende Lücke im System.

Das südwestlich von Wernigerode gelegene Drängetal – konkret ein Bereich etwa zwei Kilometer hinter Hasserode bis zum Jugendwaldheim Drei Annen – ist bis heute nur unzureichend funktechnisch versorgt. Das Innenministerium spricht von rund vier Kilometern Straßenlänge und dem Umfeld einschließlich der Trasse der Harzer Schmalspurbahn.

Dass es im ansonsten gut erschlossenen Harzkreis diesen Bereich mit lückenhafter Versorgung gibt, bestätigt auch Thomas Kloss vom Technischen Polizeiamt (TPA) in Magdeburg. Das TPA ist für die Ausrüstung der Landespolizei zuständig, Kloss leitet dort die autorisierte Stelle für Digitalfunk. Das Drängetal sei der letzte Problempunkt im Harz. Darüber hinaus sei alles gut, gehe es jetzt bestenfalls noch um Optimierung und Feinjustierung.

Dass Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und THW im Drängetal in Schwierigkeiten geraten, hat eine Ursache: Der ursprünglich hier geplante Funkmast – die Fachleute sprechen von Basisstation – fehlt bis heute.

Nach Recherchen der Volksstimme scheinen mehrere Gründe ursächlich zu sein. Teile des Areals sind in privater Hand, offenbar liegt dort der ursprüngliche Idealstandort für die Drängetal-Basisstation. Die Suche nach Alternativen scheint aufgrund der topografischen Bedingungen mit Taleinschnitten und abschirmenden Bergen generell schwierig.

Hinzu kommen viele Alt-Bergbau-Flächen und private Grundstücke. All das hat letztlich auch Auswirkungen auf Kabeltrassen und Richtfunkstrecken zu anderen Basisstationen.

Trotzdem hält das Land an den ursprünglichen Plänen fest: Insbesondere mit Blick auf den Tourismus sei geplant, den für das Drängetal vorgesehenen Funk-Versorgungsgrad zu erreichen, um allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben auch hier den vollen Leistungsumfang des Digitalfunks zu garantieren, so Danilo Weiser, Sprecher im Innenministerium.

Dabei, so Weiser weiter, sei der Funk-Basispunkt Drängetal zwingend und alternativlos, weil technisch nicht kompensierbar. „Derzeit finden Gespräche mit dem Ziel statt, durch Verhandlungen mit möglichen Eigentümern von geeigneten Flächen die technischen Voraussetzungen sicherzustellen.“

Apropos kompensieren: Auch die Feuerwehr Wernigerode wisse um die Funk-Schwierigkeiten im Drängetal, bestätigt Stadtsprecher Tobias Kascha. Für alle Fälle hätten die Verantwortlichen eine Lösung – eine provisorische Verstärkung der Funksignale mittels Repeater (Verstärker) – parat. Wobei es bei Unglücken und größeren Einsätzen keine Lösung auf Dauer sein kann, zunächst Repeater aufzubauen.