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Sanierung Kletterer wagen sich aufs Burgdach

Industriekletterer haben sich vom Bergfried der Burg Schlanstedt abgeseilt und Dach und Turm an Stellen repariert, die mit Leitern nicht zu erreichen sind.

Von Ramona Adelsberger 22.07.2016, 12:00

Schlanstedt l Einen spannenden Beruf haben sich Paul Behrends und Sebastian Horn gewählt. Sie sind Industriekletterer und steigen mit ihrer speziellen Ausrüstung überall dorthin, wo man nicht mehr mit der Leiter hingelangt. Die größte Höhe, wo beide bisher gearbeitet haben, war eine Höhe von 230 Metern.

Dagegen erscheint das Dach der Burg Schlanstedt vergleichsweise niedrig. Doch auch hier kommt man mit einer Leiter nicht weiter. Einige Dachziegel hatten sich gelockert und sind verrutscht, außerdem müssen die Dachrinnen gesäubert werden. „Und wenn die Männer schon mal dort oben sind, werden sie alles in Ordnung bringen, was ihnen sonst noch so auffällt“, sagt Uwe Slotta, Geschäftsführer der Firma „Skyworker“ aus Magdeburg.

Bevor es für die Kletterer aufs Dach geht, sei viel zu beachten. „Schließlich geht es um Sicherheit und nicht zuletzt um das Leben meiner Männer.“ Daher sei eine einwandfreie persönliche Ausrüstung oberstes Gebot. Mit Gurt, Seilen und verschiedenstem Kletterequipment kommen die Kletterer auf etwa zehn Kilo, die sie zusätzlich an sich tragen. Außerdem haben die Männer verschiedenste Werkzeuge bei sich, um auf die Gegebenheiten vor Ort auch reagieren können.

Bevor sie sich an die Arbeit machen, wird noch, gemeinsam mit dem Chef, eine Gefährdungsermittlung vorgenommen. „Dabei achten wir auf Dinge, die der Ausrüstung schaden und damit die Sicherheit gefährden könnten, wie zum Beispiel scharfe Kanten, Hitze- oder Säurequellen.“

Beim Abstieg vom Bergfried nutzen die Kletterer die neu gemauerten Zinnen der Krone zur Sicherung. „Das sollte halten.“

Angela Brümmer, die sich gemeinsam mit ihrer Mutter Mechthild Blume-Brümmer um den Erhalt der Burg kümmert, weist darauf hin, dass vier der Zinnen lediglich eine Kunststoffnachbildung sind. In deren Innerem verbirgt sich Antennentechnik. „Bitte nicht diese benutzen.“

Dieser Einsatz der Indus-triekletterer ist Bestandteil des dritten Bauabschnittes der statischen Notsicherung. Nach und nach wird die gesamte Burg saniert. Mechthild Blume-Brümmer beobachtet die Arbeiten in der Höhe und ist zufrieden. Bevor sich die Kletterer vom Bergfried aus auf das Dach abseilen, bittet sie darum, dass einige Pflanzen, die im groben Mauerwerk wurzeln, entfernt werden. Das Schwalbennest indes müsse unbedingt bleiben. Dessen Bewohner beobachten das Tun am Turm aufgeregt und werden froh sein, wenn am Ende des Tages wieder Ruhe einziehen wird.