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Sanierung Marode Brücke wird abgerissen

Die bis vor Kurzem unter Denkmalschutz stehende Goldbachbrücke in der Alten Blankenburger Heerstraße in Halberstadt wird abgerissen

Von Jörg Endries 29.10.2016, 11:02

Halberstadt l Einsturzgefährdet ist die Brücke 26, die über den Goldbach in Halberstadt führt. Hinter der anonymen Zahl verbirgt sich ein ­vielfrequentiertes Bauwerk in der Kreisstadt – die Brücke in der Alten Blankenburger Heerstraße. Sie dient vielen Fußgängern und Fahrradfahrern als direkte Verbindung von der Stadt in das beliebte Ausflugsgebiet Halberstädter Berge. Der Stadtentwicklungsausschuss beschäftigte sich während seiner Sitzung am Donnerstag mit der Frage, wie Halberstädter und Gäste der Stadt künftig an dieser Stelle gefahrlos über den Goldbach kommen.

Die 1890 erbaute Gewölbebrücke, die seit 2008 unter Denkmalschutz steht, ist bereits seit vielen Jahren ein Problemfall. In einem ersten Schritt musste vor zehn Jahren die Belastungsgrenze nach unten korrigiert werden. Seitdem ist das Bauwerk für den Fahrzeugverkehr gesperrt – passieren dürfen die Brücke nur noch Fußgänger und Radfahrer.

„Der Bauwerksverfall ist mittlerweile aus wirtschaftlicher und statischer Sicht irreparabel“, heißt es in einem Papier der Stadtverwaltung Halberstadt. Aus diesem Grund sei bei der zuständigen Denkmalschutzbehörde ein Antrag zum Abriss gestellt und mittlerweile unter Bedingungen und Auflagen zugestimmt worden. In den zurückliegenden Jahren habe sich die Lage weiter verschärft, betonte Manfred Wegener, Abteilungsleiter Tiefbau der Stadtverwaltung. „Das Gewölbe ist so brüchig, dass es jederzeit wie ein Kartenhaus zusammenbrechen könnte“, so der Fachmann. Die Stadt habe dort nicht nur eine Verkehrs­sicherungspflicht, sondern müsse außerdem den Hochwasserschutz gewährleisten. Spätestens im kommenden Jahr soll der Abriss des einstigen ­Denkmals über die Runden gehen.

Bereits vorher will man den Fußgängern und Radfahrern mit dem Bau einer provisorischen Brücke eine Alternative bieten. Die entsteht nur wenige Meter neben der Gewölbe­brücke. Nutzen will man dafür eine 84 Jahre alte Fußgängerbrücke, die Brücke 25, die ebenfalls auf Grund ihres miserablen Zustands bereits seit 2004 gesperrt ist.Über die eigentlich ­marode Konstruktion wird eine Aluminium-Fußgängerbrücke gelegt, ohne dass Lasten auf die alte Brücken wirken, erklärte Manfred Wegener. Das sei mit einer Investition von etwa 35 000 Euro die derzeit kostengünstigste Lösung.

Der Überbau könnte je nach Bedarf wieder demontiert und an anderer Stelle genutzt werden oder dauerhaft die ­Fußgängerquerung über den Goldbach anstelle der ­Brücken 25 und 26 ermöglichen.

Ein vollwertiger Ersatzbau für die Abriss-Brücke, der auch wieder von Fahrzeugen genutzt werden kann, sei derzeit angesichts der Haushaltslage der Stadt nicht zu finanzieren. Vor acht Jahren seien die Kosten dafür auf etwa 123 000 Euro ­geschätzt worden. Heute sei ein Viel­faches der Summe ­erforderlich, erklärte Manfred Wegener auf Volksstimme-Nachfrage.

Stadtrat Kai Fünfhausen (Die Linke) wollte wissen, ob sich ein neuer Eigentümer der am Ende der Alten ­Blankenburger Heerstraße gelegenen ehemaligen Untertageanlage an den Baukosten für eine neue befahrbare ­Brücke beteiligen müsste, wenn er sie benötigt. Darüber müsse man dann sprechen, so Manfred Wegener.

Den Hintergrund der Frage erklärte Thomas Rimpler, Fachbereichsleiter Stadtplanung. Anfang 2017 steht nach seinen Worten ein Zwangsversteigerungstermin für die ehemalige Untertageanlage an. Der Stollenkomplex ist von April 1944 bis April 1945 von Häftlingen des KZ Langenstein-Zwieberge in die Thekenberge getrieben worden.

In den 1970er-Jahren baute die Nationale Volksarmee die Anlage für die Lagerung von Munition aus. Nach der Wiedervereinigung nutzte bis Anfang der 1990er Jahre die Bundeswehr das System. Schlagzeilen machte es, weil dort die alten Geldscheine aus Beständen der Staatsbank der DDR ein- und einige Jahre später wieder ausgelagert wurden. Seitdem ist es verwaist.

Mit einer Enthaltung stimmten die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses für den Abriss der Brücke und den Bau einer Aluminium-Ersatzbrücke.