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Asylbewerber Eseyas Mekonen: "Ich habe Frieden gefunden"

16 Monate war Eseyas Mekonen auf der Flucht. Nun hat der 23-Jährige in Haldensleben ein neues Zuhause gefunden. Und er darf bleiben.

Von Holger Fricke 13.10.2015, 23:01

Haldensleben l Das erste, was einem bei Eseyas Mekonen auffällt, sind seine strahlenden Augen. Er strahlt Glück aus und Zufriedenheit. Er ist froh, in dem Land angekommen zu sein, in das er wollte. Und dass er hier auch auf Menschen traf, die ihn ohne Bedingungen und mit wirklicher Freude begrüßt haben, war ihm natürlich auch eine Hilfe. Denn das ist nicht überall im Land so.

Eseyas weiß, dass er zunächst einmal Gast ist in Deutschland. Seitdem er vor einem Jahr und drei Monaten hier ankam, lernt er jeden Tag Deutsch. Evelyn Kasper, Eseyas‘ Deutschlehrerin, ist denn auch sehr zufrieden mit ihrem Schützling. „Von allen hier spricht Eseyas das beste Deutsch. Ich habe ihn am 22. Juni in ein Sprachcafé mitgenommen und neben eine Freundin gesetzt. Und die war regelrecht begeistert, wie gut er in der Zwischenzeit unsere Sprache schon beherrscht.“

Diese Kenntnisse und der Eifer, mit dem der 23-jährige Eritreer alle Aufgaben angeht, helfen ihm weiter. Er hat jetzt auch geschafft, wovon viele seiner Landsleute – und nicht nur sie – träumen: Er hat vor kurzem seine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Er darf nun drei Jahre hier in Deutschland bleiben, darf arbeiten und sich frei bewegen, darf sich hier eine Zukunft aufbauen.

Daran geglaubt hat er lange Zeit nicht – vor allem nicht in den 16 Monaten seiner Flucht. Zu Fuß ist er von Asmara, der Hauptstadt Eritreas, losgelaufen, zunächst in den Sudan und dann schließlich nach Libyen. Eine Route, die ihn mitten durch die Wüste Sahara führte. „Das war das Schlimmste“, erzählt er. „Überall lagen Leichen. Menschen, die keine Kraft mehr hatten und zurückgelassen wurden. Dieses Bild vergisst man nicht.“

Von Libyen aus war Eseyas einer von den vielen, die mit völlig seeuntauglichen Schlauchbooten auf die Reise nach Italien geschickt wurden. Es war völlig offen, ob er Italien überhaupt erreichen würde - auch die Flüchtlinge, die noch in Libyen sind, wissen um die Gefährlichkeit dieser Fahrt. Und wagen es trotzdem, weil sie keinen anderen Ausweg für sich sehen.

Mit viel Glück, aber völlig entkräftet, erreichte Eseyas schließlich Sizilien. Von dort ging es für ihn per Flugzeug nach Rom, weil die beschwerliche Reise ihren Tribut forderte und Eseyas sehr krank war. Doch Eseyas war schon immer ein Kämpfer – und so gewann er auch diesmal und erholte sich.

16 Monate, nachdem er in Asmara aufgebrochen war, kam er schließlich nach Deutschland – um etwa 6000 US-Dollar ärmer, die er für Schleuser zahlen musste. Ein hoher Preis, doch seine Familie, die in Eritrea geblieben ist, hat ihn in all der Zeit unterstützt, nicht nur finanziell. „Vor allem für meine Eltern möchte ich mir hier ein neues Leben aufbauen, Freunde finden und einen guten Job.“

Er träumt davon, nach Magdeburg zu gehen und dort eine Ausbildung zum Metallbauer zu machen. Er hat jetzt alle Möglichkeiten. „Ich habe Frieden gesucht, weil ich das von zu Hause nicht kannte. Und hier in Deutschland habe ich ihn endlich gefunden. Ich bin angekommen.“ Willkommen, Eseyas Mekonen!