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Karneval Winnetou und seine Apachen im Allertal

Einen karnevalistischen Rundumschlag präsentiert der Walbecker Karnevalsclub in diesem Jahr seinem Publikum.

Von Carina Bosse 02.02.2016, 00:01

Walbeck l „Können klaaatscheen!“ heißt es in diesem Jahr bei den Narren im Walbecker Allertal. Der Walbecker Karnevalsclub (WKC) ist auf der Suche nach dem diesjährigen Traumpaar der Moderation bei der TV-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ fündig geworden. Das Traumpaar schlecht hin – Milchbauer Josef und die Thailänderin Narumol – halten Einzug in das karnevalistische Treiben im Bürgerhaus „Ulrich Mühe“. Und das einmal mehr richtig zum Schmunzeln. Zwischen Bauernregeln und allerlei Witzen überbrückt das karnevalistische Traumpaar aus Walbeck, Martin und Heidi, die Um- und Aufbaupausen zwischen den Programmpunkten gekonnt.

Erstmals in diesem Jahr ergreift WKC-Vorsitzender Thomas Wetteborn gleich zu Beginn das Wort, bringt das Publikum im ausverkauften Bürgersaal schon das erste Mal in Schwung, bevor die „Walbecker Hünde“, die Nachwuchstänzer des WKC, das Publikum kräftig anheizen. Und schon wird die erste Zugabe fällig.

In der ersten Bütt des Abends beklagt sich Martin alias Ortsbürgermeister Martin Herrmann über die fehlenden Fettnäpfchen des vergangenen Jahres. Kaum jemand hatte in Walbeck für wirkliche Schlagzeilen und damit für Klatsch und Tratsch gesorgt, beklagte er sich. Dafür frotzelte er über die Politik im Kleinen und im Großen. Seit fünf Jahren beispielsweise geht es um ein neues Domizil für die Sportler am Sportplatz. Immer wieder werde geredet und geredet, aber es fehle an Taten. Sein närrisches Urteil: „Tut was und redet nicht nur drüber!“ wurde mit lautstarkem Beifall honoriert. Auch die Allerbrücke sei so ein Thema, alle reden drüber, aber es kommt keine Bewegung hinein. Er hoffe, dass es nun nach dem Winter endlich losgeht. Sein Blick in die Zukunft fällt dennoch vielversprechend aus. In 30 Jahren, so prophezeite der Büttenredner, sei Weferlingen ein Vorort von Walbeck: „In gut 30 Jahren haben wir es geschafft, dann kommt ihr alle angerollt, weil ihr zu der großen Seenlandschaft wollt“, reimte er zum Thema Abbau zwischen beiden Orten. Und auf dem Schwarzen Weg entstünde eine Uferpromenade, die von Weferlingen aus zu Fuß erobert werden könne.

Ganz neu im Programmreigen präsentieren sich die „Allergören“, ein Trio von Kindern mit einem Faible für den Gesang. Dabei sind nicht nur die Drei angetreten, für Stimmung zu sorgen, sondern auch deren Väter. „Schön, dass sich die Narren immer mal etwas Neues einfallen lassen - können klaaatscheen!“

Die 1000 Fragen, die Kinder so haben, um die Welt zu entdecken, hat die Gruppe musikalisch umgesetzt. Begeistert wird der Dialog zwischen den Kindern und den Erwachsenen aufgenommen, denn die Fragen haben es natürlich in sich.

„Eltern sind Schweine“ lautet das niederschmetternde Urteil der Kinder, sie seien voll fies und ungerecht, könnten stets nur meckern und hören weg, wenn man sie mal braucht. Die Großen kontern natürlich mit dem Urteil „Kinder sind Schweine“, sorgen auch oft genug für Chaos.

Für Begeisterung sorgt ihr Abschlusslied „Hey, wir wolln euch feiern sehn“, der textlich von den Sängern auf den Walbecker Karneval zugeschnitten worden ist. Nicht ohne Zugabe verlassen die Gören und ihre Väter die Bühne.

Hans-Werner, der alte Römer, blickt in der Bütt auf die Skandale des vergangenen Jahres zurück. Ob Fifa- oder Kirchenskandal, Tschäpe-Prozess, Hoeness im Knast, Flüchtlingskrise, Vormarsch des Wolfes in Deutschland oder „Lügenpresse“ – kein Thema ist dem Herrscher aus alten Zeiten zu schade, um aufs Korn genommen zu werden. Schonungslos rechnet er mit dem System ab und das mit so manchem Seitenhieb auf die aktuelle Politik vor der eigenen Haustür.

Mit den „Knallern von der Aller“, „Breeze“, „Cold as Ice“ und den „Powerfrauen“ verfügt der Walbecker Karneval über vier Tanzgruppen, die verschiedener nicht sein können und doch immer wieder für Schwung, Stimmung und Begeisterung sorgen.

Ob Oldies, Filmmelodien oder moderne Weisen – mit den Tanzgruppen im Programm gelingt wirklich jeder närrische Abend. „Kommen Frauen in die Breite, sucht der Bauer schnell das Weite“, reimt Narumol. Doch die schönen Mädchen vom Allertal kann das nicht schrecken – ihre tänzerischen Fähigkeiten überdauern jedes Jahr und jedes Alter.

Neu in der Bütt zeigt Basti alias Sebastian Markgraf, dass er ein Multitalent ist, nicht nur singen und spielen kann, sondern auch als Büttenredner durchaus eine Zukunft haben könnte. Seine Botschaft an das schwache Geschlecht: „Mein Bart gehört zu mir, komme, was da kommen mag.“

Einmal mehr einfallsreich präsentiert sich das Männerballett. Der Technikturm wird kurzerhand zum Wigwam, aus dem eine ganze Reihe von Indianer und Squaws herauskommen. Der heulende Kojote kündigt seine Jagd auf Beute an, doch Winnetou und seine Freunde lassen sich am Lagerfeuer nicht stören. Die tänzerischen Einlagen der Apachen können sich sehen lassen, arten schon in sportliches Können aus, wenn plötzlich einer der Männer durch die Luft wirbelt oder andere herumgetragen werden. Das Publikum hält es kaum noch auf seinen Plätzen, einige stehen auf Stühlen, um mittanzen zu können.

Comedy bringen „3/8 uff‘n Kessel“ ins Allertal. Dabei überzeugen sie mit kleinen Sketchen, die per eigenproduziertem, zugeschaltetem Video angefeaturet werden. Da ist dann beispielsweise zu hören, wie aus einer Hochzeitsfeier mit langweiligen Festreden und allerlei klassischen Spielen ganz schnell die Hochzeitsnacht werden kann. Aber es sei noch nicht allzuviel verraten, schließlich gibt es am kommenden Sonnabend noch das große Finale des Walbecker Karnevals. Vor ausverkauftem Saal soll das Publikum noch einmal bestens närrisch unterhalten werden.

Neben dem Tanz ist der Gesang eine wichtiger Garant für gute Laune, Stimmung und Humor. Im Piratenlook bringen „Allerlei“ das Publikum zum Brodeln. Die eher nachdenklichen, aber nicht weniger aufrüttelnden Verse hat dann zum Abschluss das Gesangsduo „Die toten Schlüpfer“. Ein Song von Peter Maffay haben sie auf ihre ganz speziellen Wünsche zugeschnitten.