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Ausstellung Ärzte tauschen Stethoskop gegen Pinsel

Die Ausstellung "Mediziner und Malerei" macht in Haldensleben Station. Eröffnet wird sie am 17. April in der Kulturfabrik.

Von Sarah Hechler 03.04.2016, 16:36

Haldensleben l Tagsüber retten sie Leben – abends tauschen sie ihren weißen Arztkittel gegen den Malerkittel. Und Skalpell, Nadel und Stethoskop gegen Pinsel, Fotoapparat und Modellierwerkzeug. Es gibt unzählige deutsche Ärztinnen und Ärzte, die in ihrer Freizeit künstlerisch aktiv sind. Einige von ihnen stellen ihre Kunstwerke Jahr für Jahr in der Ausstellung „Mediziner und Malerei“ aus.

Nun macht diese Kunstausstellung auch in Haldensleben Halt. Am 17. April um 11 Uhr findet die Vernissage mit einer Ansprache von Prof. Dr. Dr. Sigurd Schulz aus Halle/Saale in der Kulturfabrik Haldensleben statt. Dort gastiert die Ausstellung dann bis zum 11. Juni. Auf allen drei Etagen können die in den verschiedenen Räumen verteilten Gemälde, Skulpturen und Fotografien bei freiem Eintritt und während der Öffnungszeiten der Kulturfabrik bewundert werden.

Die diesjährige Organisation der Ausstellung „Mediziner und Malerei“ hat Zahnärztin Marianne Rademacher übernommen. Sie hat ihre Praxis in Flechtingen und malt neben der Arbeit gerne Acrylgemälde. „Vor einiger Zeit habe ich in einer Fachzeitschrift über „Mediziner und Malerei“ gelesen. Ich fand das Projekt toll und habe das erste Mal 2014 in Soest teilgenommen und meine Bilder dort ausgestellt. Vor zwei Jahren kam mir dann die Idee, die Kunstausstellung auch mal nach Haldensleben in die Kulturfabrik zu holen. Ich teilte diese Idee mit, sprach mich mit der Kulturfabrik ab und fragte verschiedene Ärzte, ob sie ihre Kunstwerke denn auch gerne mal ausstellen würden“, erzählt sie.

Nach einem Jahr wurde der Plan immer konkreter und nun ist es am 17. April endlich so weit und 25 Ärztinnen und Ärzte präsentieren die Werke, die sie im Zeitraum der vergangenen zwei bis drei Jahre erschaffen haben. Außerdem wird sie bei den Vorbereitungen von Petra Dittrich, Mitarbeiterin in der Kulturfabrik, unterstützt. „Die Medizinerinnen und Mediziner kommen aus ganz Deutschland, zum Beispiel aus Bremerhaven, Berlin oder Halle. Es sind Ärzte aller Kategorien dabei. Vom Psychiater, über den Internisten bis zum Frauenarzt stellen alle ihre Kunstwerke aus“, sagt Marianne Rademacher.

Und auch die knapp 110 Werke sind ganz vielfältiger Natur. Während sich die Zahnärztin auf Gemälde mit Tiermotiven spezialisiert hat, gibt es auch abstrakte Kunst, Öl-, Aquarell- und Pastellgemälde, Fotografien, Plastiken aus Ton und Metall und sogar Audio-Installationen zu sehen und zu hören. Die Kunstwerke wurden entweder persönlich in der Kulturfabrik vorbei gebracht oder per Post und Paketdienst geschickt.

Die Ausstellungsreihe, in der Mediziner ihre selbst erschaffenen Kunstwerke präsentieren, begann im Jahr 1962 unter dem Namen „Mit Stethoskop und Palette“ in Berlin. Damals verflachte jedoch das Niveau der Veranstaltungen und die Resonanz wurde mit der Zeit geringer. 1988 versuchte sich der Köthener Arzt Dr. Peter Erdmenger an einer „Wiederbelebung“ der Ausstellungsreihe. Unter dem noch heute aktuellen Titel „Mediziner und Malerei“ initiierte er eine Ausstellung in Köthen – und hatte damit großen Erfolg. Mittlerweile hat „Mediziner und Malerei“ schon in vielen Städten Halt gemacht, unter anderem auch in Gütersloh, Mannheim, Schwetzingen, Hannover, Hamburg, Berlin, Leipzig und Soest.

Nicht nur für die Besucher ist die Ausstellung ein interessantes Erlebnis – auch die Ärztinnen und Ärzte freuen sich über die Möglichkeit, ihre Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ich habe schon in der Schule viel gemalt, gab diese Leidenschaft aber später zugunsten meines Studiums und meiner Kinder auf. Irgendwann habe ich dann wieder mit der Malerei begonnen, neben der Arbeit als Zahnärztin Kurse dazu besucht und mir viel selbst beigebracht. Wenn ich kreativ werde und den Pinsel in der Hand halte, dann bedeutet das Entspannung, Ablenkung und Ausgleich für mich“, erzählt Marianne Rademacher. „Ich bin schon gespannt, wie die Besucher auf die Kunstwerke der Ausstellung in Haldensleben reagieren werden.“