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Ausstellung Die Kunst, auf links umzustellen

Ein Rechtshänder, der von heute auf morgen auf links umstellen? Künstler Klaus Konrad zeigt in Flechtingen, wie das funktioniert.

Von Carina Bosse 29.09.2016, 01:01

Flechtingen l Das Malen hat Klaus Konrad am liebsten in seinem Garten betrieben. „Da kann ich mir die Kursgebühren sparen“, hatte der Haldensleber damals ganz praktisch denkend kommentiert. Doch irgendwann trieb ihn die Neugier dann doch zur Malgruppe. „Selma“, wie sich die Künstlergruppe nennt, die sich wöchentlich einmal freitags in der Alten Fabrik in Althaldensleben trifft, ist seitdem seine künstlerische Heimat und sein zweites Zuhause.

Als er vor vier Jahren einen Schlaganfall erlitt und plötzlich von heute auf morgen von der Bildfläche verschwand, machten sich seine Malkollegen große Sorgen. Marianne Rademacher schließlich war es, die ihn in der Reha in den Flechtinger Kliniken ausfindig machte. Dort feierte er auch seinen 60. Geburtstag.

All das berichtete Renate Seidel in großer Runde, als am Sonntag die Ausstellung von Klaus Konrad „Ab jetzt mit links ...“ in der Kleinen Galerie des Flechtinger Pfarrhauses eröffnet wurde.

Er rappelte sich wieder auf, doch die rechte Seite blieb taub, auch das Sprechen fällt ihm schwer. Seine künstlerische Karriere schien vorbei, doch da hatte Klaus Konrad die Rechnung ohne seine Selma-Freunde aus der Freizeitwerkstatt gemacht. Sie holten und holen ihn bis heute jeden Freitag zum Kurs ab.

Sie motivierten ihn, mit links zu malen. Die Motive wurden kleiner, da Klaus Konrad seitdem nur noch auf Leinwand malen kann, die auf einem Tisch liegen. Kleiner, aber keinesfalls schlechter. Schnell gewann sein Talent auch mit der linken Hand wieder die Oberhand.

Die anfangs stimmungsbedingt vor allem dunklen Farben in Öl, die Klaus Konrad verwendete, wurden im Laufe der Zeit immer ein bisschen heller. Von der Landschaftsmalerei ging er auch mal ab, wenn ihn seine Kollegen beispielsweise dazu animierten, einen Blumenstrauß zu malen. Der hat auf einer kleinen Staffelei im Fenster der Kleinen Galerie einen tollen Platz gefunden. Übrigens sind alle Bilder, die zu sehen sind, in den vergangenen vier Jahren entstanden, also ausnahmslos mit links gemalt.

Von Galeriefreundin Annerose Schröder, die zur Vernissage die Begrüßung übernommen hatte, gab es ein Präsent als Dank für den Künstler. Von Renate Seidel gab es mehrere Präsente als Dankeschön.

Mareike Ratzeburg und Helene Müller aus Wolmirstedt umrahmten die Eröffnung mit ihrer schönen Musik auf dem Keyboard und der Klarinette. Bei einem Glas Sekt, Saft oder Wasser wurde auf das gute Gelingen der letzten Ausstellung in dieser Saison angestoßen.

Bis Ende Oktober können die Ölbilder wieder jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden. Das Spendenschweinchen in der Galerie, in dem es am Sonntag mehrfach klimperte, freut sich aber auch weiterhin über jede Spende zum weiteren Erhalt der Galerie.