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Kirche Mit offenen Armen aufgenommen

In der Simultankirche in Althaldensleben hat die katholische Gemeinde St. Johannes Baptist ihr Patronatsfest gefeiert.

Von Marita Bullmann 02.07.2015, 01:01

Althaldensleben l Nicht nur Althaldensleber zog es zum Patronatsfest von St. Johannes Baptist in die Schinkel-Simultan-Kirche, sondern auch Christen aus anderen Orten der katholischen Pfarrei St. Christophorus. Sie kamen beispielsweise auch aus Haldensleben, aus Groß Ammensleben und Wolmirstedt. Pfarrer Winfried Runge hatte seine Predigt unter das Motto gestellt „Was wird aus dir Kind wohl werden“. Er gab damit Denkanstöße, über das eigene Leben nachzudenken. Wie sehe ich mein Leben? Wie hat sich mein Leben gestaltet? Was ist aus meinen Wünschen und Träumen geworden? Beim Betrachten von Fotos aus der eigenen Kindheit stellt sich manchmal die Frage, was sich die Eltern für ihr Kind gewünscht haben, was davon Wirklichkeit wurde.

Es stellt sich aber den Eltern heute auch die Frage, wie weit sie die Zukunft für ihr Kind verplanen. Pfarrer Runge mahnte an, nicht zu stark Einfluss zu nehmen, einfach auch ein Stück darauf zu vertrauen, was sich von allein entfaltet.

In diesem Gottesdienst gab es etwas Besonderes. Die Katholiken haben Uwe Weiser in ihre Gemeinde aufgenommen. Der 51-Jährige hat sich zur katholischen Kirche bekennt, er war evangelisch.

Als er vor fünf, sechs Jahren nach Althaldensleben gekommen ist, habe er durch Zufall Kontakt zur katholischen Gemeinde bekommen. „Sie haben mich mit offenen Armen aufgenommen, es ist wie in einer großen Familie“, erzählt Uwe Weiser. So habe er begonnen, sich hier auch ehrenamtlich zu engagieren, er mäht den Rasen oder übernimmt andere Aufgaben. Und dann habe er den Entschluss gefasst, zu konvertieren.

Pfarrer Runge hat ihn und Heiko Günther zu einem so genannten Katechumenat eingeladen. Auch Heiko Günther trägt sich mit dem Gedanken, sich zur katholischen Kirche zu bekennen. Seine Frau sei katholisch erzählt er, er aber sei nicht getauft. Deshalb brauche er auch noch etwas mehr Zeit. Das Katechumenat kommt aus der alten Taufpraxis, es steht für die Vorbereitung des Taufbewerbers auf den Eintritt in die Kirche. Seit September gibt es dazu regelmäßig abendliche Gespräche.

Nach dem Gottesdienst saßen alle draußen bei einem Imbiss zusammen. Da war Zeit zum Erzählen. Sie alle schätzen die Gemeinschaft. „Es gibt hier viel Nachbarschaft“, erzählt Maria Herrmann. Der gute Zusammenhalt zeige sich auch im ökumenischen Seniorenkreis, den sie jahrelang organisiert hat. Wenn alle da sind, seien es 54 Senioren.

„Wir haben das Patronatsfest sonst meist an einem Wochenende gefeiert“, sagt Winfried Runge, „doch wegen der vielen Wochenendtermine ist die Idee entstanden, an einem Abend in der Woche zusammenzukommen und zum Fest ein Konzert auf der sanierten Eduard-Hülle-Orgel zu veranstalten.“ Und die Künstlerin Ekaterina Leontjewa brachte die Orgel zum Klingen, dass es für alle eine Freude war.

Die Wahl-Hallenserin schwärmte von dem wunderbaren Instrument voller Würde. Sie sei schwer beeindruckt, versicherte sie. Quirlig und bedächtig, verhalten und kraftvoll, gedehnt und spritzig – so hatten die Althaldensleber ihre Orgel noch nicht gehört. Viele staunten, welche Töne auf diesem Instrument möglich sind. Ekaterina Leontjewa beendete ihr Konzert, das große Vielfalt von Bach-Stücken bis zu eigenen Werken bot, nach lang anhaltendem Applaus mit einer Improvisation zu bekannten Stücken. Und es erklang in Variationen auf das königliche Instrument zugeschnitten, doch unverkennbar – Kalinka.