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Missionspreis Bei Segensfeier ist Abgucken erlaubt

Die Evangelische Sekundarschule ist für ihre Segensfeier mit dem Missionspreis 2015 des Vereins Andere Zeiten ausgezeichnet worden.

Von Jens Kusian 07.01.2016, 00:01

Haldensleben l Einmal mehr glänzt Haldensleben mit ungewöhnlichen Aktionen. Dieses Mal die Evangelische Sekundarschule. Ihr ist der Missionspreis 2015 des Vereins Andere Zeiten verliehen worden. Gewürdigt wird damit die Segensfeier, die seit 2011 zur festen Veranstaltung im Schulkalender gehört.

Zwar ist die Haldensleber Schule nicht die einzige in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die eine solche Feier für ihre Schüler anbietet, wohl aber diejenige, die dabei ganz eigene Wege geht. Die Segensfeier, einst als Gegenstück zur staatlichen Jugendweihe ins Leben gerufen, habe inzwischen eine lange Geschichte, macht Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth deutlich. Sie sei nicht irgendeine Weiheveranstaltung, sondern eine Veranstaltung für Schüler und Lehrer. „Und das Besondere in Haldensleben ist, dass hier das Interesse der Schule dahinter steht“, sagt er.

Britta Meyer, die stellvertretende Schulleiterin, hatte im Herbst 2010 die Idee der Segensfeier eingebracht und war bei Schulleiterin Pia Kampelmann auf offene Ohren gestoßen. Noch im selben Schuljahr nahmen die ersten elf Achtklässler an der Feier teil, im vergangenen Schuljahr waren es schon 43 Mädchen und Jungen.

Koordiniert werden die Vorbereitungen dafür von Lehrerin Katja Schulze und Robert Neumann, Gemeindepädagoge der St. Marien-Gemeinde Haldensleben. Und genau diese Zusammenarbeit ist ein weiterer Punkt, der der Sekundarschule zum Missionspreis verholfen hat. „Es gibt mehrere Orte in der EKM, wo ähnliche Segensfeiern stattfinden. Aber hier in Haldensleben gab es zum ersten Mal die enge Kooperation zwischen Schule und Gemeinde. Das ist woanders nicht der Fall“, meint Stefan Brüne, der bei der EKM für schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit sowie Kinder- und Jugendpolitik zuständig ist.

Zudem sei es nicht selbstverständlich, so Brüne weiter, dass die Schüler selbst so stark mit in die Vorbereitung der Segensfeier einbezogen werden. „Sie absolvieren im Vorfeld ein achtstündiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung, nehmen das ganze Schuljahr über alle zwei Wochen an einem jeweils 90-minütigen Segensfeier-Treffen teil und führen einen Projekttag durch, den sie komplett selbst organisieren. Bislang waren das immer Bildungsprojekte, doch in diesem Jahr haben sich die Schüler für interkulturelle Begegnungen mit Flüchtlingen entschieden. Und Höhepunkt der Vorbereitungen ist immer die viertägige Segensfeierfahrt“, erklärt Gemeindepädagoge Neumann die Aufgaben der Jugendlichen. Und auch die Feier bereiten die Schüler selbst vor. „Unser Ziel ist es, gewisse Standards für die Segensfeiern im EKM zu erstellen“, wünscht er sich.

Darin kann ihn Stefan Brüne nur bestärken. „Es gibt an den unterschiedlichen Schulen unterschiedliche Herangehensweisen. Aber es gibt aus der gesamten EKM Interessensbekundungen, wie die Segensfeier auch in anderen Orten umgesetzt werden könnte.“

Es stehe allerdings jedem Schüler frei, an der Segensfeier teilzunehmen, hebt Pia Kampelmann hervor. Allerdings erfreue sich dies Angebot wachsender Beliebtheit. „Im vergangenen Jahr hatten wir gerade einmal 3 von 46 Schülern, die nicht daran teilgenommen haben“, erzählt sie. Und es gebe auch Nachfragen von Schülern anderer Schulen. „Doch die müssen wir leider ablehnen, denn es soll eine schulinterne Veranstaltung für uns sein und auch bleiben“, erklärt die Schulleiterin.

Der Missionspreis ist mit einer Prämie in Höhe von 5000 Euro verbunden. Das Geld bekommt allerdings nicht die Schule, sondern wird vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM verwaltet. „Damit unterstützen wir Aktionen von Schulen in der EKM“, nennt Brüne den Verwendungszweck.