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Verkehrszählung Fast alle sind zu schnell in Kümmernitz

Die meisten Autofahrer sind zu schnell in Kümmernitz unterwegs. 98 Prozent fahren schneller als die erlaubten 50 km/h.

Von Andrea Schröder 10.05.2016, 14:20

Kümmernitz l Seit Jahren fordern die Kümmernitzer einen Geh- und Radweg, der es Fußgängern und Radfahrern erlaubt, sicher vom unteren zum oberen Dorf zu gelangen. Zwischen beiden Wohnbebauungen liegen einige hundert Meter Landesstraße, die viele Kraftfahrer dazu verleiten, wieder aufs Gaspedal zu treten – vermutlich, weil sie einfach meinen, dass sie sich außerhalb der Ortschaft befinden. Der stellvertretende Bürgermeister Hans-Günther Rose hatte erneut das Thema bei der Polizei angesprochen und erreicht, dass eine Verkehrsmessung vorgenommen wurde. Diese fand vom 13. bis zum 19. April statt. Die Ergebnisse liegen ihm nun vor.

„Die erschreckende Erkenntnis ist, dass 98 Prozent aller Kraftfahrer schneller als 50 km/h fahren“, sagt Hans-Günther Rose. Der Großteil ist sogar mit Tempo 70 und mehr unterwegs (siehe Infokasten). Und das in beiden Richtungen. Das Messgerät hatte rund 150 Meter hinter dem Ortsschild von Havelberg kommend gestanden. Es zeigt sich somit, dass viele Kraftfahrer schon in Höhe der Kreuzung nach Vehlgast einen ordentlichen Zacken drauf haben.

Die Frage, ob das Ortsschild wieder näher an die Bebauung herangerückt werden sollte, ist nur eine von vielen, die zu klären sind. „Ich hätte da gern eine fachliche Beurteilung, ob das so in Ordnung ist“, sagt der Kümmernitzer. Die Tatsache, dass die meisten der in sechs Tagen gemessenen 4518 Fahrzeuge deutlich zu schnell sind, sollte für alle Beteiligten – Stadt, Straßenverkehrsamt, Polizei und Landesstraßenbehörde – Anlass sein, zu handeln. „Wir sollten uns an einem Runden Tisch zusammensetzen und gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten es gibt.“ Die Polizei habe bereits Lasermessungen angekündigt.

 Auch der Landkreis könnte seinen „Blitzer“ dort platzieren. „Doch das wäre zu wenig. Ich habe mit Lothar Pietzschmann, Bürgermeister in Jederitz, gesprochen, wo es ein ähnliches Problem gibt. Vielleicht können wir eine Geschwindigkeitsmesstafel kaufen, die dem Kraftfahrer zeigt, wie schnell er ist. Ein Smiley könnte so manchen verleiten, sein Tempo zu drosseln“, denkt Hans-Günther Rose an ähnliche Tafeln im Brandenburgischen. Denn er geht nicht davon aus, „dass wir ein Volk von Rasern sind“. Vielmehr ist es wohl die Örtlichkeit mit der langgezogenen Straße ohne Bebauung, die zum Schnellfahren verleitet. Die Geschwindigkeitstafel sollte temporär aufgebaut werden, damit sie nicht zur Routine wird.

Denkbar wären, in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht, auch Spruchbänder mit dem Hinweis „Achtung Kinder“. Oder Piktogramme auf dem Straßenbelag etwa mit einem Gefahrenzeichen. „Man muss sich zusammensetzen und den Mut auch für unkonventionelle Maßnahmen haben. Wenn das Gros die Verkehrsvorschriften missachtet, muss eine Änderung im Verhalten der Verkehrsteilnehmer das Ziel sein. Wenn wir die hohe Geschwindigkeit ein bisschen raus kriegen, wäre mir schon viel wohler“, sagt der stellvertretende Bürgermeister, der dabei auch an diejenigen Fußgänger denkt, die gern den Wanderweg vom Wasserfall durch die Breddiner Schweiz und den Wald zurück auf der Straße nutzen.

„Toi, toi, toi hatten wir noch keinen schweren Unfall in diesem Bereich. Und es sollte auch nicht erst gehandelt werden, wenn einer passiert ist“, hofft er auf baldige Lösungen. Im Kurvenbereich am Ortsausgang Richtung Breddin hatte es schwerste Unfälle gegeben. Hier ist jetzt in Kooperation mit dem Land Brandenburg eine Lösung in Arbeit.

Wann und ob überhaupt entlang der Landesstraße ein begleitender Gehweg – vom Wunsch nach einem kombinierten Weg hat sich die Ortschaft bereits verabschiedet – gebaut wird, steht noch nicht fest. Die Hansestadt hatte nach der jüngsten Sitzung des Ordnungsausschusses zugesagt, dass ein Planer die genauen Kosten prüfen werde.