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Bauabnahme Spundwand schützt nun vor Sickerstellen

24 Sickerstellen hatte es 2013 am Deich zwischen Klietz und Scharlibbe gegeben. Jetzt steht hier eine 2,7 Kilometer lange Spundwand.

Von Ingo Freihorst 28.10.2016, 15:29

Neuermark-Lübars l „Diese Sanierung war eine Sofortmaßnahme, denn parallel laufen in dem Bereich Untersuchungen, ob hier ein Polder entstehen könnte oder der Deich zurückverlegt werden kann“, informierte Flussbereichsleiter Reinhard Kürschner vom Auftraggeber, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW.

Die 5,5 bis 6,5 Meter lange Spundwand, welche nun den Wall vor Durchsickerung sichert, ragt über die Deichkrone hinweg. Das ist beabsichtigt: Weil dieser Deich bei einer Rückverlegung womöglich außer Betrieb gehen würde, kann sie dann wieder herausgezogen werden. Und weil sie so weit herausragt, musste auch der Deich wegen des neuen Bemessungshochwasserstandes nicht erhöht werden – auch mit Blick auf den möglichen Rückbau.

Die Baustelle, welche am Donnerstag vom LHW abgenommen wurde, war einen Kilometer lang. Landseitig wurde auch die Böschung dem Normprofil angepasst – sie bekam also eine Neigung von 1:3. Auf der Krone entstand ein Verteidigungsweg, wegen des möglichen Rückbaus wurde er allerdings nur geschottert.

In diesem zweiten Bauabschnitt wurden 5800 Quadratmeter Stahlspundwand eingearbeitet, verarbeitet wurden ferner 8000 Kubikmeter Boden für den Stützkörper, infoprmierte der Projektverantwortliche Steffen Kugust. Die Bauzeit hatte fünf Monate betragen, die Ausschreibung hatte die Osterburger Firma Ostbau gewonnen gehabt.

Bereits im Vorjahr war der erste Abschnitt fertiggestellt worden, hierbei waren 1,7 Kilometer des Deiches mit einer Spundwand versehen worden. Die Baukosten betrugen für beide Abschnitte 1,26 Millionen Euro.

Weil die Spundwand über die Krone ragt, gab es allerdings Ärger mit dem amtlichen Naturschützern: Amphibien können den Wall dadurch nicht mehr überqueren. Deshalb wurden auch noch mehrere Übergänge für die Tiere geschaffen. Apropos Naturschutz: Die Spundwand hatte dazu auch einen Nutzen: Denn wegen ihr durften die Eichen, die dicht am Deich und teils sogar im Deichfuß stehen, erhalten bleiben. Vorgeschrieben ist eigentlich ein Mindestabstand von zehn Metern. Einige der Bäume waren sogar tomografisch auf Standsicherheit untersucht worden.

Bis spätestens Mitte Dezember werden alle Baustellen hochwassersicher hergestellt, informierte Reinhard Kürschner. In Kürze wird auch die Deichsanierung bei Hohengöhren fertig. Seit dem Extrem von 2013 hatte es allerdings in der Elbe kein nennenswertes Hochwasser mehr gegeben, derzeit liegt der Flusspegel unter Mittelwasser. Doch muss man immer gewappnet sein.

Alle bekannten Schwachstellen im Flussbereich – wie bei Fischbeck, Hohengöhren, Sandau, Havelberg und Wulkau – wurden saniert, die weitere Vorgehensweise des LHW erfolge nach Priorität, erklärte Reinhard Kürschner. So werde der im Süden angrenzende Deichabschnitt auch erst in einigen Jahren in Angriff genommen, denn dessen Höhe ist bereits recht gut. Auch die Deichsanierung auf Höhe der Elbstraße in Schönfeld muss darum noch etwas warten.

Unzufrieden ist der Flussbereichsleiter, dass es neue Vorschriften für die Planungen gibt. So müssen nun auch die Planungsleistungen ausgeschrieben werden. Das führt nicht nur dazu, dass man auch solche Büros nehmen muss, welche noch keine Erfahrungen mit dem Deichbau haben. Noch schlimmer ist, dass dadurch viel Zeit ins Land geht.

So sollten fünf Kilometer Deich oberhalb der Fährstraße bei Neuermark-Lübars im kommenden Jahr saniert werden, wegen des Zeitverzugs durch das neue Prozedere kann dies aber erst 2018 geschehen.

Die Zuwegungen zu den Deichen bei Klietz und Scharlibbe, die von den Baufahrzeugen teils arg zerfahren sind, werden über die Kommunen instandgesetzt, dies läuft dann über die Flutschadensbeseitigung. Darum erfolgten nach dem Bau keine Nachbesserungen – das betrifft auch den Weg zur Bodenentnahmestelle zwischen Wulkau und Sandau.