1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Nun mischt auch die Telekom mit

Glasfasernetz Nun mischt auch die Telekom mit

Jahrelang ging es mit dem Breitbandausbau nicht voran, bald kann man im Südbereich sogar unter zwei Anbietern wählen.

Von Ingo Freihorst 22.11.2016, 16:51

Elbe-Havel-Land l Die Pressemitteilung der Telekom schlug ein wie eine Bombe: Der Glasfaser-Ausbau der Telekom in den Schönhauser Ortsteilen Hohengöhren und auf den beiden Dämmen sowie in den Ortsteilen Briest, Fischbeck, Kabelitz, Melkow, Sydow und Wust läuft auf Hochtouren, noch im ersten Halbjahr 2017 werden die Anschlüsse buchbar sein. Diese werden Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde bieten. Insgesamt wurden dafür 46 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und acht Verteiler aufgestellt. Profitieren werden davon um die 500 Haushalte und Firmen. Auch der Preis klingt lukrativ: Nur knapp 20 Euro werden im ersten Jahr monatlich fällig.

„Wir liegen voll im Plan, viele Glasfaserkabel sind verlegt, viele Verteiler stehen schon,“ sagte Andreas Meyer vom Infrastrukturvertrieb der Telekom in Sachsen-Anhalt. „Wir danken den Gemeinden Schönhausen und Wust-Fischbeck für die reibungslose Zusammenarbeit.“ – Allerdings: Bodo Ladwig, Bürgermeister der Gemeinde Wust-Fischbeck, wusste davon gar nichts. „Das kam jetzt völlig überraschend“, lautete sein Kommentar.

Verbandsbürgermeister Bernd Witt hatte erst vor zwei Wochen mit der Telekom gesprochen, da kannte man dort noch keinen Termin. Diese 100 Megabit pro Sekunde werden aber nur unmittelbar am Verteiler erreicht, gibt er zu bedenken. Denn von dort bis zum Haushalt wird das Signal weiterhin über Kupferkabel übertragen. Bei der vom kommunalen Zweckverband ZBA angebotenen Technik hingegen bleibe die Datengeschwindigkeit von mindestens 150 MBit bis zur Wohnung erhalten, denn auch das letzte Stück bestehe aus Glasfaser. Das hat seinen Preis: 50 Euro im Monat.

Allerdings ist Bernd Witt wegen des Termins skeptisch: „Die Telekom hatte uns in den letzten Jahren schon viel versprochen.“ Jedoch ist er froh, dass nun endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. Der Pferdefuß: Gehen jetzt zu viele Bürger, die eigentlich einen Vorvertrag mit den vom ZBA beauftragten Breitbandengeln geschlossen haben, von der Fahne, sieht er den weiteren Ausbau der Region gefährdet.

Das sieht auch Sebastian Stoll vom Landratsamt so, der Beigeordnete ist für den Breitbandausbau zuständig. Brechen die Kunden in Massen weg, könnte das Szenario durchaus eintreten, denn gerade in manchen dieser Orte war die benötigte 60-Prozent-Quote erreicht worden. Ansonsten sieht er keinen Grund, den Fahrplan zu ändern.

Seltsam findet er zum einen, dass die Telekom vor Jahren nur mit einem Zuschuss von 55 Millionen Euro ihr Netz im Bundesland ertüchtigen konnte – was die Regierung aber ablehnte. Jetzt gelingt der Ausbau auf einmal ohne Zuschüsse...

Zum anderen anderen fischt die Telekom sozusagen in den „ZBA-Gewässern“ und pickt sich die lukrativsten Orte heraus. Andere bleiben links liegen – wie Kuhlhausen bei Havelberg – was dort wiederum für Unmut sorgt. Der ZBA schließe hingegen alle an, hofft er auf die Treue der Haushalte.

So bleibt derzeit bei der Telekom auch Schönhausen selbst außen vor: Dort liegen bereits bis zu 16 MBit an, der Ausbau sei darum „nicht vordringlich“.