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Jahresversammlung SMS informiert über Fledermaus-Ankunft

Fledermausexperten aus dem gesamten Bundesland hatten sich kürzlich im Haus der Flüsse in Havelberg versammelt.

Von Ingo Freihorst 09.03.2017, 00:01

Havelberg l Der „Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt“ hatte seine 25 Mitglieder nicht ohne Grund zur Jahrestagung nach Havelberg eingeladen: Das im Stadtwald alljährlich Mitte Juli stattfindende Abendsegler-Camp wird in diesem Jahr runde 20 Jahre alt.

Mit dem Camp am Forsthaus Rothehaus werden gleich mehrere Ziele verfolgt, berichtete Peter Busse aus Sandau in seinem Vortrag. Einmal können hier auch all jene teilnehmen, welche sonst nicht zum Zuge kommen. Dann können Dank der vielen Helfer die zahlreichen Kästen kontrolliert und vor allem gesäubert werden, was Peter Busse als berufstätiger und ehrenamtlicher „Einzelkämpfer“ vor Ort nur schwer schaffen kann. Weshalb in der ostelbischen Region auch dringend Verstärkung gesucht wird, denn neben ihm sind nur Anneliese und Joachim Steinborn aus Klietz auf diesem interessanten Gebiet tätig.

Zum Zeitpunkt des Camps befinden sich die Wochenstuben der Fledermäuse in der Auflösung, ein idealer Zeitpunkt zum Beringen der Tierchen. Auch darum muss alles recht schnell vonstatten gehen, was ein Einzelner gar nicht schaffen kann. Wichtig ist auch das Säubern der Unterkünfte, sonst werden sie von den Tieren nicht mehr genutzt.

Wie die Fledermäuse werden beim Camp auch die Fledermausforscher nachtaktiv. In Harfen vor den Baumhöhlen oder in großen Netzen werden die Tiere in der Nacht abgefangen, gemessen und beringt. Am Tage werden die Kästen kontrolliert. Beim Camp wird natürlich auch Fachwissen ausgetauscht und vermittelt, es wird geforscht und es werden diverse Daten erfasst und ausgewertet. Nicht zuletzt wird auf diese Weise auch das Vereinsleben befördert.

Peter Busse hat die 19 bisherigen Abendsegler-Camps auch statistisch ausgewertet. Teilgenommen hatten daran zwischen 10 und 23 Teilnehmern, insgesamt waren es 92 verschiedene Personen. Gearbeitet wurde immer in kleinen Gruppen, um die Störungen für die als Schädlingsvertilger nützlichen Säugetiere möglichst gering zu halten. Durch diese Arbeit wird Peter Busse massiv entlastet, denn neben dem Stadtforst muss er weitere Reviere kontrollieren.

Mit dem von Peter Busse entworfenen Hochnetz konnten auch hochfliegende Arten abgefangen werden, die ansonsten nicht in der Statistik erschienen wären. Alter und Gewicht der Tiere werden bestimmt, es werden Speichelproben genommen und die Hoden der Männchen kontrolliert.

Die 210 Teilnehmer an den Camps erfassten in alle den Jahren 7438 Tiere. Das Gros stellten dabei die Großen Abendsegler (3296 Tiere), gefolgt von der Rauhaut- (1432), der Wasser- (755) und der Breitflügelfledermaus (520). Am Ende der Aufzählung standen der Kleine Abendsegler mit neun Tieren, acht Mopsfledermäuse, die Kleine Bartfledermaus war mit sechs Exemplaren vertreten und das Mausohr mit zweien. Wegen der Wochenstuben waren mit 4716 Exemplaren naturgemäß die Weibchen in der Überzahl.

Pro Camp werden zwischen 200 bis 500 Tiere beringt, was stark von der Wetterlage abhängig ist. Gibt es wie im Vorjahr wenig Insekten, ist auch der Nachwuchs geringer. Große Probleme haben fernziehende Arten wie die Rauhaut mit den umliegenden Windrädern, was man auch beim Camp feststellen musste. Ein Dankeschön ging an die Förster Uwe Sattelkow und Stefan Swiderski sowie an die Stadt Havelberg.

Mit modernster Mikrotechnik befasst sich Martin Koch von der Uni Trier, wie er in seinem Vortrag informierte. Sein Projekt nutzt statt der Satelliten Mobilfunkzellen, um die Zugwege der Fledermäuse zu erkunden. Das große Problem dabei: Werden Fledermäuse besendert, darf das Gewicht der Technik maximal fünf Prozent des Fledermausgewichtes betragen. Das Gerät, was die Mobilfunkstrahlen erfasst (ein sogenannter Logger), wiegt 1,5 Gramm und kann bis zu 14 Monate lang Daten sammeln. Es ist so groß wie eine Cent-Münze, natürlich können nur große Arten wie der Abendsegler damit ausgestattet werden.

Um die gesammelten Daten auslesen zu können, muss das Tier mitsamt dem Gerät aber auch wiedergefunden werden. Das könnte mithilfe einer SMS erfolgen, welche beim Eintreffen am angestammten Kasten vom Logger abgesetzt wird. Beim Camp im kommenden Jahr soll diese Technik erstmals erprobt werden.