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Musical West Side Story krönt Sommerschule

Die West Side Story mit Laien und unter Zeitdruck auf die Bühne zu bringen, ist ein ambitioniertes Unterfangen.

Von Claudia Klupsch 07.08.2015, 15:00

Wust l Ein Wagnis, sollte man meinen, denn Leonard Bernsteins Meisterwerk ist künstlerisch anspruchsvoll. Doch um es vorweg zu nehmen: Sie haben es gepackt, die Mitwirkenden der Sommerschule Wust. Das Publikum im voll besetzten Barackentheater feierte am Donnerstagabend die Premiere mit lautstarkem Applaus.

Dem amerikansichen Regisseur Arthur Shettle, der schon zahlreiche Stücke an der Sommerschule inszenierte, ist nur beglückwünschen – zur Auswahl der jungen Darsteller, zur klasse aufspielenden Vierer-Live-Combo, zur gestrafften Dramaturgie, zu gelungenen Songs und Spielszenen, zu einem rundweg begeisternden Musical.

Kaum zu glauben, dass lediglich dreieinhalb Wochen seit der ersten Probe ins Land gingen. Profis nehmen sich sechs Wochen Zeit, um ein Stück bühnenklar zu machen.

Die Story in „West Side Story“ ist insperiert durch Shakespeares „Romeo und Julia“. Das Gerüst: zwei bis aufs Blut miteinander kämpfende Truppen und eine Liebe, die nicht sein darf. Es braucht keiner opulenten Bühnenausstattung mit brennenden Autos und Graffiti-Wänden, um die Welt der verfeindeten Gangs „Sharks“ und „Jets“ in New Yorks Straßen heraufzubeschören. Die kleine Barackentheater-Bühne in Ziegelstein genügt. Nötig ist auch kein Massenauflauf. Klein ist auch die Anzahl an Bandenmitgliedern, die sich voller Hass gegenüberstehen. Überzeugend schaffen es die jungen Darsteller, ihre Unversöhnlichkeit zu zeigen. Wutverzerrte Gesichter, verbale Auseinandersetzungen (die ab und an ins Englischsprachige übergehen), Aggression pur. Sie liefern sich (Tanz-)„Battles“, die von jungen Ensemble-Mitgliedern auf den Punkt choreografiert wurden. Dass überwiegend Mädchen die wilden Burschen mimen, fällt nicht weiter ins Gewicht.

Die Band mit Katie Wynne, Jeanelle Wheeler, Sam Rockwell und Beth Candin liefert Live-Musik vom Feinsten. Dramatische Szenen untermalt dramatischer Sound, Liebessarien bekommen ihren Schmelz. Die Songs sind wohlklingend. Die Liebenden rühren nicht nur mit ihrem Spiel. Poppy Young als Maria und Connor Grieve als Tony singen sich in die Herzen des Publikums „Maria“ und „Tonight“ bleiben im Ohr. Auch die von berockten Mädchen dargebotenen Evergreens „America“ und „I feel Pretty“ erfreuen.

Höhepunkt des Stücks: The Rumble, die Schlägerei mit Todesfolge. Die Band macht Kracht, die Schlacht auf der Bühne nimmt ihren Lauf. Megan Estes und Till Knoblauch überzeugen als wütend kämpfende Anführer. Als die „Massen“ aufeinander losgehen, ertönen aus dem Off Polizeisirenen und Hubschraubergedröhn – der Zuschauer sieht sich mittendrin im aufregenden Geschehen.

Bis zur letzten Minute der Geschichte mit ihrem tragischen Ende ist das Publikum perfekt unterhalten. Die Spielfreude und Energie der jungen Darsteller – Schüler und Studenten aus Deutschland, England und den USA –sind deutlich spürbar. Bravo!

Nach der Talentshow Freitagmittag verabschiedeten sich die Sommerschüler aus Wust. „Am Montag beginnt die Vorbereitung der 26. Sommerschule“, sagte Leiter Jörg Hellmuth zu den Premiere-Besuchern. Freitag- und Samstagabend kann man sich ab 19.30 Uhr noch einmal die West Side Story ansehen.