1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Wolf reißt ein Hirschkalb

Nahe der Stadt Wolf reißt ein Hirschkalb

Ein Wolf hat sich nahe der Tankstelle im Norden Havelbergs seinen Neujahrsbraten geholt. Er hat ein Hirschkalb gerissen.

Von Wolfgang Masur 03.01.2017, 14:06

Havelberg l Es ist nicht das erste Mal, dass in der Nähe der Hansestadt Havelberg der Wolf gesehen oder bemerkt wurde. Er ist zum Liebling der Naturschützer geworden, aber zum Beispiel für Schäfer eine Horrorvorstellung. Der Wolf ist in Deutschland zurück und naturgemäß hat er auch Hunger. Seinen „Neujahrsbraten“ hat er sich auf einem Acker an der B 107, unweit hinter der Tankstelle, in Fahrtrichtung Glöwen gesichert.

„Ich bekam einen Anruf von einem Jagdkollegen, dass er ein gerissenes Stück Rotwild entdeckt hat, an dem sich jetzt die Kolkraben laben“, so der Pächter und Revierinhaber des Havelberger Jagdbogens I Adolf Winter. Der Jagdbogen erstreckt sich von der Ortschaft Toppel bis nach Havelberg und seit 1991 ist Adolf Winter der Pächter. Er machte sich mit dem Nitzower Weidmann Wolfgang Merda auf den Weg zum Ort des Geschehens.

„Wir können hier auf dem Acker, gleich hinter dem Pappelstreifen, zahlreiche Fährten des Rotwilds erkennen. Sie verlaufen in vielen verschiedenen Richtungen, was darauf schließen lässt, dass der Wolf das Wild lange gejagt hat“, sagt Adolf Winter. Dass es ein Wolf war, haben die erfahrenen Jäger sofort an der Fährte von Meister Isegrim gesehen und daher steht für sie fest: „Das etwa zwölf Zentimeter lange Trittsiegel des Wolfs ist recht tief in den Ackerboden eingedrückt und daher haben wir es hier mit einem großen Wolf zu tun, der etwa 40 Kilogramm schwer sein müsste.“

Auf den Ackerflächen, die linkerhand der Zuwegung zur Fundstelle des gerissenen Hirschkalbs liegen, waren ebenfalls deutliche Fährten des Wolfs zu sehen. Das lässt darauf schließen, dass das Wild aus Richtung Nitzow in diesen Jagdbogen gehetzt wurde. Und vermutlich nur von diesem einen großen Wolf, denn kleinere Fährten waren nicht sichtbar.

Am toten Tier, das einen schrecklichen Anblick bot, war der für den Wolf typische Kehlbiss zu sehen. „Der Wolf beißt zunächst dem Hirschkalb in die Achillessehne, um das Flüchten zu verhindern. Dann folgt der Biss in die Kehle, der sogenannten Drossel“, umschreibt Adolf Winter. Das ausgerissene Hinterbein, als Tierfetzen, an dem die Achillessehne zu finden war, lag etwas entfernt von dem toten Hirschkalb.

Vor einem Monat wurde schon einmal an anderer Stelle ein vom Wolf gerissenes Stück Rotwild von einem Jäger gefunden. Der Rotwildhegegemeinschaftsvorsitzende Ralf Jahnke hat sich das jetzt gerissene Tier angeschaut und die Wolfsbeauftragte Sachen-Anhalts wurde ebenfalls benachrichtigt. „Wir wollen nicht die Pferde scheu machen, aber darauf hinweisen, dass zum Beispiel Hundebesitzer ihre Hunde an der Leine lassen sollten. Der Wolf macht, wenn er Hunger hat, auch vor Hunden keinen Halt“, mahnen die Jäger.

Adolf Winter weiß, wovon er spricht, denn: „Es ist schon fast zehn Jahre her, da wurde von einem Freund von mir, der in Schweden lebt, ein wertvoller Hund von einem Wolf aufgefressen. Man hat nur noch den GPS-Chip und ein Restfetzen gefunden. Mit dem Hund wollte er eigentlich an den Weltmeisterschaften teilnehmen. Hier in Deutschland ist ja ein Hund oft ein Familienmitglied und daher sollten die Halter besonders aufmerksam sein.“