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Volkstrauertag Mahnung für Frieden und Toleranz

Zum Volkstrauertag führte der Gedenkweg am Sonntag in Havelberg vom sowjetischen Ehrenfriedhof bis zum Jungfernfriedhof.

Von Andrea Schröder 14.11.2016, 00:01

Havelberg l „Je mehr die Erinnerung verblasst, desto wichtiger wird der Volkstrauertag.“ Das sagte der stellvertretende Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 Havelberg, Major Claudius Fritzsche, am Sonntag auf dem Jungfernfriedhof in Havelberg. Mit dem Zitat von Richard von Weizsäcker „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“ forderte er auf, die 55 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges sowie alle Opfer von Krieg und Gewalt niemals zu vergessen.

Soldaten wissen, was Krieg und Terror bedeutet, denn sie leisten in Ländern, in denen Gewalt, Flucht und Vertreibung an der Tagesordnung sind, ihren Dienst. Der Major berichtete von seinem Einsatz in Kunduz vor gut drei Jahren, als ein Kamerad sein Leben im Kampf gegen die Taliban verlor. In seinem Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nannte er die Namen weiterer ihm bekannter Soldaten, die in Einsätzen ihr Leben verloren haben, und ermutigte, sich für Frieden und Freiheit als höchstes Gut der Menschheit auf der ganzen Welt einzusetzen.

Das mahnten alle Redner an, die in Havelberg nach dem Gottesdienst im Paradiessaal am Dom auf dem Gedenkweg an den Gedenkstätten und Gräbern gefallener Soldaten der Opfer gedachten. Stadtratsvorsitzender und Rotarier Wolfgang Schürmann machte auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof auf dem Platz des Friedens den Anfang. Am Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Camps sprach er vor den – leider wenigen – Teilnehmern von der Pflicht heutiger Generationen, die Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie alle Opfer von Krieg und Gewalt nicht zu vergessen. Besonders ging er an diesem Gedenkstein, dessen Pflege und Instandhaltung der Rotary Club Havelberg übernommen hat, auf die sechs Millionen jüdischen Menschen aus ganz Europa ein, die von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg „systematisch erniedrigt, verfolgt und letztendlich über eine perfide Tötungsmaschine vernichtet wurden: durch Zwangsarbeit, durch Verhungern, durch Erschießung, durch Vergasung. Kinder, Frauen, Greise – ohne Unterschied. Das ist die schwerste Schuld, die Deutschland als Nation auf sich geladen hat. Wir alle, die wir nach 1945 geboren sind, tragen nicht persönlich die Schuld. Aber gerade wir müssen dafür Sorge tragen, dass dieses krankhafte nationalsozialistische Gedankengut nie wieder Oberhand über Politik und Gesellschaft gewinnt. Und gerade wir müssen dafür Sorge tragen, dass junge Menschen aufwachsen in kultureller Vielfalt, in der Freiheit der Gedanken und Meinungen und der Toleranz der Religionen und Kulturen“.Als Beispiel dafür nannte er den Jugendaustausch von Rotary und erinnerte an die Sommercamps 2009 und 2015, bei denen christliche, jüdische und muslimische Jugendliche verschiedener Länder zu einer tollen verschworenen Gemeinschaft wurden.

Auf dem Saldernberger Friedhof mahnte Pfarrer Frank Städler, sich für Frieden weltweit einzusetzen. An den Gedenkstätten wurden durch Hansestadt, Kirchengemeinde, Rotary Club, Panzerpionierbataillon und Bundeswehrverband Kränze niedergelegt. Auf dem Jungfernfriedhof begleitete der Posaunenchor die Zeremonie und es erklang die Nationalhymne. Der Ehrenzug der Bundeswehr schritt den Gedenkweg mit ab und stellte die Ehrenwachen.

Die Hansestadt hatte bereits im Vorfeld Kränze auf dem Interniertenfriedhof niedergelegt. In den Ortschaften wurde ebenfalls der Kriegsopfer gedacht.