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3D-Druck Wenn die dritte Dimension lockt

Ein Jübarer hat die dritte Dimension für sich entdeckt. Er nutzt zum Drucken auf seinem 3D-Drucker neben Breite und Höhe auch die Tiefe.

Von Siegmar Riedel 25.07.2016, 03:00

Klötze/Jübar l Maschinenteile aus dem Drucker – das ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Das hat Herbert Martin aus Jübar erkannt. Der 63-Jährige arbeitet in Dresden und hat für sein zweites Standbein einen Job an der dortigen Universität auf eine halbe Stelle reduziert. Der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik ist stellvertretender Leiter des Wasserbaulabors und organisiert Modellversuche für Talsperren und andere Bauten. Dabei keimte das Interesse für einen 3D-Drucker auf.

„Die elektronische Datenverarbeitung fand ich schon immer spannend, besonders die dritte Dimension“, erzählt er im Gespräch mit der Volksstimme. Was lag da näher, „als von 2D auf 3D zu gehen“.

Lange Zeit informierte er sich im Internet und bei Anwendern über einen für seine Zwecke geeigneten 3D-Drucker. Den fand er bei einem Hersteller in den USA. Um das Serienmodell zu kaufen, musste Herbert Martin zunächst sehr tief in die Tasche greifen, denn auch beim Preis rückt ein 3D-Drucker in neue Dimensionen vor.

Nötig sind zudem das entsprechende Knowhow und die Software. „Jetzt kann ich feste Teile herstellen, die nicht nur auf dem Papier zu sehen sind. Sie funktionieren, können angefasst und auch eingebaut werden“, erklärt der Fachmann.

Das wird erst durch das Verarbeiten einer festen Endlosfaser in dem Druckmedium möglich. Doch wie funktioniert ein 3D-Drucker überhaupt? Herbert Martin erklärt: „Gedruckt wird das auf 270 Grad erhitzte Nylon in Schichten. Dafür hebt und senkt sich die Druckplatte.“ Gleichzeitig werde eine Endlosfaser aus Karbon mit eingebettet, was den Werkstücken erst die erforderliche Festigkeit verleiht. Beides, das flüssige Nylon und die Karbonfaser, wird über Düsen zugeführt. Möglich seien auch Kevlar- und Glasfasern, sagt er. Eine Schicht ist nur einen Zehntelmillimeter stark. Ein Teil zu drucken dauert zirka sechs bis sieben Stunden.

Unterschieden wird zwischen dem Additivverfahren, bei dem der Drucker etwas hinzufügt, und dem abtragenden Verfahren, bei dem etwas abgefräst wird, um ein Teil herzustellen. Herbert Martin nutzt also das Additivverfahren.

Mit seinem Drucker stellt der Diplom-Ingenieur Maschinenteile her, die er zuvor am Computer dreidimensional konstruiert hat. Das Besondere daran: Ist ein Gewinde nötig, wird das gleich mitgedruckt und muss nicht hinterher geschnitten werden. Auch können Metallteile mit eingebettet werden. Weist ein Maschinenteil Schwachpunkte auf, kann der Wahljübarer sie am Computer erkennen, beseitigen und das veränderte Teil ausdrucken.

Was ein 3D-Drucker heute zu leisten vermag, ist nur der Anfang und gewährt einen zaghaften Blick in die Zukunft. Schon heute kommen Autoteile aus dem Drucker, Modelle, Hörgeräte, Prothesen und vieles mehr. „Es gibt bereits Ideen, Beton und Metall zu drucken. So wird die Zukunft sein“, weiß Herbert Martin.

Er druckt kleinere Teile für mittelständische Betriebe, beispielsweise Vorrichtungen für Metallbaufirmen und Unikate von Teilen. „Das geht bis in die Orthopädie“, berichtet der Jungunternehmer. „3D-Druck hat jede Menge Potenzial. Ich bin gespannt, wie das in ein paar Jahren aussieht.“

Massenfertigung ist allerdings nicht das Ziel von Herbert Martin. Er konstruiert und druckt eher Prototypen und kleine Serien. Dabei sieht er sich nicht als Konkurrenz zu kleinen Handwerksbetrieben, sondern „als Ergänzung und Unterstützung, als Partner“. Herbert Martin: „Ich habe Spaß daran, Teile zu konstruieren und zu drucken, jetzt und später im Rentenalter.“