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Geehrt Sie deckt Bedürftigen die Tafel

Den Blumenstrauß des Monats erhält Monika Hoyer. Die 69-Jährige baute die Ausgabestelle der Salzwedeler Tafel in Klötze mit auf.

Von Siegmar Riedel 12.11.2016, 02:00

Klötze l „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, scherzt Monika Hoyer, als der Redakteur mit einem großen Blumenstrauß die Räume der Tafel in Klötze betritt. Als sie dann erfährt, dass die Blumen tatsächlich für sie sind, sinkt Monika Hoyer die Kinnlade etwas herunter und sie wird blass um die Nase. Die 69-Jährige Klötzerin unterbricht ihre Arbeit und nimmt die Blumen entgegen.

Ein paar Fragen soll sie noch beantworten, was ihr eigentlich gar nicht passt, denn heute ist Mittwoch, der Ausgabe-Tag der Tafel in Klötze. Das heißt: Es ist viel zu tun, bevor die Türen aufgehen.

Monika Hoyer gehört gewissermaßen zu den Ehrenamtlichen der ersten Stunde bei der Tafel in Klötze. „2006 gab es diesen Aufruf in der Zeitung. Wer mithelfen möchte, sollte sich melden“, berichtet sie. Monika Hoyer hat sich gemeldet und ist seitdem fast immer dabei. Anfangs in den engen Räumen in der Mittelstraße.

Dort gab es für die Helfer keine Toilette, keinen Wasseranschluss. „Es war alles sehr eng. Die Lebensmittel mussten wir im Freien sortieren. Auch gab es im Winter keine Möglichkeit zum Aufwärmen“, verrät sie Details. 2008 erfolgte der Umzug in die Breite Straße, wo die Tafel heute noch ihr Domizil hat. Mit dabei: Monika Hoyer.

Hier sind die Räume größer, heller, es gibt sanitäre Anlagen, bessere Kühl- und Lagermöglichkeiten. „Wir können jetzt mehr Brot ausgeben, weil uns Supermärkte unterstützen, und mehr Gemüse, zum Teil aus unseren Tafel-Gärten“, freut sich Hoyer, die drei Kindern das Leben geschenkt hat, zwei Mädchen und einem Jungen. Inzwischen gehören auch vier Enkel zur Familie.

Doch Familie und Tafel füllen Monika Hoyer offenbar nicht vollends aus. Sie engagiert sich seit Jahren auch noch in der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze. Erst als Ehrenamtliche, dann als Bundesfreiwilligendienstlerin (Bufdi). Dabei hat sie sogar die höchstmögliche Zeitspanne ausgeschöpft: Sie absolvierte zunächst ein Jahr, hängte dann noch sechs Monate als Bufdi dran. Sie hätte gern noch weiter ihren Dienst in der EFA geleistet. „Doch sie muss erst fünf Jahre warten, bis sie wieder Dienst als Bufdi tun kann“, erläutert EFA-Chefin Thekla Putzke.

Aber da gibt es noch einen zweiten Grund, weshalb Hoyer ihre ehrenamtliche Arbeit in der EFA und auch die in der Tafel in Klötze aufgeben muss: Sie kehrt der Stadt den Rücken und zieht zu ihrer Tochter nach Gifhorn.

Deshalb bekommt die engagierte Frau weitere Blumen. Dieses Mal von ihren Mitstreitern der Tafel, die sie herzlich verabschieden möchten. „Du bist heute offiziell das letzte Mal bei uns“, sagt Eberhard Boxhammer. „Du warst von Anfang an dabei und hast das System Tafel in Klötze ins Rollen gebracht.“ Gab es mal unangenehme Themen, habe Hoyer sie angesprochen, „damit wir uns wieder in die Augen gucken können“. Sie sei mittwochs immer zuerst da und würde zuletzt gehen. Für ihr weiteres Leben wünschen ihr die Tafel-Mitstreiter viel Erfolg. „Sie hat versprochen, uns zu besuchen“, erzählt Boxhammer. „Damit Du an uns denkst, haben wir Geschenke für Dich.“ Monika Hoyer packt zwei Tassen aus. Auf einer steht „Meine Klötzer Tafel“, auf der zweiten „Monika war bei der Klötzer Tafel“.

Doch sie wird auch in Gifhorn bei der Tafel mithelfen. „Ich habe schon meine Fühler ausgestreckt“, lacht sie.