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Kleingärten Dachverband braucht frisches Geld

Der Kleingartenverband Magdeburg hat pro Jahr zu viel Geld ausgegeben. Jetzt sind Kredite und Beitragserhöhungen ein Thema.

04.11.2015, 03:00

Magdeburg l Der Dachverband der 14 000 Magdeburger Kleingärtner kommt nicht zur Ruhe. Erneut ging es am Dienstagabend bei einer Sitzung des erweiterten Vorstandes um die angespannte Finanzlage des Verbandes. „Wir müssen jetzt handeln“, sagt der stellvertretende Verbandsvorsitzende Bernhard Ruth der Volksstimme auf Nachfrage am Tag nach der Sitzung.

In den vergangenen Monaten hatte ein Wirtschaftsprüfer die Bilanzen des Verbandes der vergangenen drei Jahre (2012 - 2014) genauer untersucht. Bereits Mitte Oktober war der Bericht in kleinem Kreis vorgestellt worden. Am Dienstag wurde die Untersuchung nun erneut vorgestellt. Der Inhalt des Wirtschaftsprüferberichtes wird vom Vorstand als vertraulich klassifiziert. Vor der Sitzung mussten die Teilnehmer auch einen Zettel unterschreiben, dass keine Informationen an die Öffentlichkeit gelangen dürfen.

Nach Informationen der Volksstimme war die Lösung der angespannten Finanzlage des Verbandes das bestimmende Thema des Abends. Dem Vernehmen nach haben sich Vermögen und Einnahmen des Verbandes soweit verringert, dass man für das kommende Jahr eine alternative Einnahme braucht.

Im Raum stehen unter anderem die Aufnahme von Krediten, die Veräußerung von Verbandsvermögen und die Erhöhung des Verbandsbeitrages. „Das ist aber alles noch Zukunftsmusik. Es ist noch nichts entschieden“, sagte Bernhard Ruth auf Nachfrage.

Wie hoch die Finanzierungslücke genau ist, ist unterdessen unklar. Vom Verband gibt es dazu keine offiziellen Angaben. Es wird aber geschätzt, dass in den vergangenen Jahren um die 100 000 Euro pro Jahr nicht gedeckt waren. Insider sagen, dass man schon vor Jahren die Beiträge hätte erhöhen müssen. Derzeit liegt der Beitrag bei 15 Euro pro Mitglied. Schätzungen zufolge braucht der Verband zwischen 150 000 Euro und 200 000 Euro an „frischem“ Geld, um nicht Insolvenz anmelden zu müssen.

In einer am Mittwochnachmittag nach Volksstimme-Nachfrage verbreiteten Mitteilung der Verbandsspitze heißt es zur Arbeit des Wirtschaftsprüfers: „Es wurde in diesem Zusammenhang dargelegt, dass Fehler bei Buchungen oder der Erstellungen der Jahresrechnung gemacht wurden, die aber nachträglich korrigiert wurden.“

Der Wirtschaftsprüfer empfiehlt den Gartenfreunden, die Jahresabschlüsse künftig von einem professionellen Steuerberater erstellen zu lassen. Auch soll der Verband von seiner üblichen Abrechnungspraxis – dem Erstellen von Einnahme- und Überschussrechnungen – abrücken und künftig durch eine Gewinn- und Verlustrechnung ersetzen. Die Prüfer weisen eindringlich darauf hin, dass eine Zahlungsunfähigkeit des Verbandes drohe, sollte es zeitnah keine Einnahmeerhöhung oder Ausgabensenkung geben.

„Die Ergebnisse der Prüfer legen aber auch nah, dass sich niemand bereichert hat, es keine Luftbuchungen gibt und alle Mittel satzungsgemäß eingesetzt wurden“, kommentierte Ruth auf Nachfrage.

Einsehen konnte die Volksstimme die Unterlagen aber bislang nicht.

Mehrausgaben seien in den vergangenen Jahren durch Pachtausfälle, die Hochwasserereignisse oder Brandserien entstanden. Wie die Finanzierungslücke gestopft werden soll, ist nun Thema beim erweiterten Vorstand Anfang Dezember. Die Einberufung eines Verbandstages hat der erweiterte Vorstand Dienstagabend abgelehnt.