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Gastronomie Westerhüser Kultcafé wird wiederbelebt

Einst war es als Café "Kies" bekannt. Nun wird die bewegte Geschichte des Hauses an der Holsteiner Straße in Magdeburg fortgesetzt.

Von Marco Papritz 06.02.2016, 00:01

Magdeburg l „Wir haben das Haus gesehen und uns direkt verliebt“, sagt Karin Röhler. Mit Wolfgang Sieberichs stieß sie auf einer Auktionsplattform im Internet auf das seit Jahren leerstehende Gebäude, dem sie nun neues Leben einhauchen wollen. Dafür zog das Paar kurzerhand aus Hessen in die Elbestadt. „So etwas Schönes und auch Bezahlbares findet man bei uns nicht“, so Wolfgang Sieberichs. Dass sie für die Sanierung einen langen Atem benötigen, wissen beide. Sieberichs: „Es ist fast einfacher, etwas aufzuzählen, was nicht saniert werden muss.“ Die Liste umfasst als Kernpunkte u. a. das Dach, die Heizungsanlage, die Fassade, den Innenbereich.

Fest steht, dass mit der Wiederbelebung das Wohngebiet mit einem Gastronomiebetrieb bereichert werden soll. Erfahrung, wie man diesen führt, haben beide: Wolfgang Sieberichs leitete eine Jugendherberge, Karin Röhler war in einem Hotel tätig. Möglich sei, dass das Dachgeschoss des Hauses daher als Hotel oder für eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche genutzt werde, so Sieberichs: „Das ist aktuell noch offen.“ Fest steht, dass der Außenbereich als Gastfläche genutzt werden soll. Die denkmalschutzrechtlichen Genehmigungen von Stadt und Land würden bereits vorliegen. Für die Sanierung der Außenhülle (Fassade, Fenster und Dach) seien Fördermittel nötig. „Ohne diese ist das Vorhaben nicht machbar“, so Sieberichs. Im Idealfall könne im Spätsommer mit den Arbeiten begonnen werden.

„Das ehemalige Café ist ein zentrales Objekt. Im Umfeld hat sich viel getan – es ist ein kleines Zentrum entstanden“, verweist Rainer Mann vom Bürgerverein Salbke, Fermersleben, Westerhüsen u. a. darauf, dass in den zurückliegenden Jahren das ehemalige Bahnhofhaus durch Künstler Joachim Röderer eine Wiederbelebung erfahren hat. Die Nähe zum Elberadweg könne dem Vorhaben an der Holsteiner Straße von Nutzem sein. Auch Bewohner aus dem Wohngebiet machen den neuen Eigentümern des Hauses Mut. Mit seiner Erhebung habe es ein Alleinstellungsmerkmal. Und eine bewegte Historie.

1894 ist es von Andreas Meinecke in der damaligen Feldstraße erbaut worden. Es weist Elemente des Eklektizismus, der Neorenaissance und des Neobarocks auf. Das Gebäude ist aus Originalbauteilen des alten Stationsgebäudes des benachbarten Bahnhofes Magdeburg-Südost von 1868 errichtet worden. Es stellt einen weitestgehenden Wiederaufbau dar. Am 8. Mai 1905 eröffnete Meinecke im Haus eine Gaststätte. Da er Eigentümer einer nahegelegenen Kiesgrube war, wurde er Kiesmeinecke gerufen. Daraus ergab sich der Name „Café Kies“, der noch in verwitterten Lettern nahe dem nördlichen Frontgiebel der Ostseite des Hauses zu lesen ist.