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MVB-AufsichtsratOB-Favorit fällt bei Wahl durch

Der Machtkampf an der Spitze des Aufsichtsrates der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) hat einen unerwarteten Ausgang genommen.

25.04.2016, 01:01

Magdeburg l Dieser Ausgang hat alle überrascht. Völlig unerwartet wurde Frank Theile (Linke) am Freitag zum Vorsitzenden des MVB-Aufsichtsrates gewählt. Mit nur einer Stimme mehr (8:7) setzte er sich gegen Klaus Zimmermann durch, der von Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) ins Rennen geschickt worden war.

Vor der Sitzung hatten Beobachter noch mit einem Duell von Oliver Müller (Linke) und Zimmermann gerechnet. Doch Müller zog zurück, als die Arbeitnehmervertreter, die auch im Aufsichtsrat sitzen, Frank Theile nominierten.

Die Wahl von Theile ist eine empfindliche Niederlage für die Verwaltungsspitze. War es doch OB Trümper selbst, der den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Scheidemann abberufen hatte und Zimmermann ins Rennen schickte. „Ich wünsche mir natürlich jemanden an der Aufsichtsratsspitze, mit dem ich eng kommunizieren kann und nicht Herrn Müller“, hatte er der Volksstimme gesagt.

Nun, nach der Wahl von Theile, schoss Müller zurück. „Die unsäglichen und kruden Erfahrungen der letzten Wochen sollten mir verdeutlichen, dass mein Einsatz für bessere ÖPNV-Rahmenbedingungen für MVB-Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen offenbar als funktionsloses Mitglied aus der Mitte des Aufsichtsrates heraus nützlicher und meiner Gesundheit zuträglicher ist“, schrieb er in einer Mitteilung. Was Müller mit „unsägliche Erfahrungen“ meint, wollte er auf Nachfrage nicht kommentieren. Es gilt aber als offenes Geheimnis, dass das Verhältnis von Müller und der MVB-Geschäftsführung nicht das beste ist – wie auch der Draht zur Verwaltungsspitze gelitten hat. Er danke daher jenen, „die durch ihre bedingungslos kritische Haltung mir gegenüber zu einer weiteren Reifung meiner Persönlichkeit beitrugen, indem sie mir den Unterschied zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit unverhohlen exemplarisch vor Augen führten“, führte Müller in unmissverständlichem Ton weiter aus. Es sei ihm immer um einen attraktiven und modernen ÖPNV in Magdeburg gegangen.

Das Personal-Karussell an der Spitze des Aufsichtsrates hatte sich zu drehen begonnen, weil es bei den Verkehrsbetrieben seit Monaten Probleme gibt. Ausfälle und Verspätungen sortgen für Verdruss. Bei den MVB fehlen Busfahrer. Auch die Bahnen fahren oft nicht pünktlich. Die dynamischen Fahrgastanzeigen funktionieren gar nicht oder ungenau.

Der Aufsichtsrat kann als Kontrollgremium bei bestimmten Entwicklungen gegensteuern und der Unternehmensführung auf die Füße treten. Aufgabe des Aufsichtsrats ist es nämlich, die Geschäftsführung zu überwachen. Er hat Prüfungs- und Berichtspflichten und er kann so auch auf Entscheidungen Einfluss nehmen. Im Aufsichtsrat sitzen Stadträte aller Fraktionen, aber auch Arbeitnehmervertreter. Alle Aufsichtsräte bekommen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von rund 50 Euro pro Sitzung; der Vorsitzende weitere 50 Euro zusätzlich.